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Die Kopfschmerzen breiten sich immer weiter aus. Hinterlassen Spuren in meinen Nerven. Mir wird urplötzlich schwindelig. Meine Augen drücke ich zusammen, damit ich einigermaßen die Kontrolle behalte.

„May, ist alles okay?“ fragt mich Seth. Ich schüttle den Kopf. Plötzlich höre ich die Stimme von Zayn immer lauter werdend in meinen Kopf. Seine Worte wiederholen sich. Harry wird Sterben, Harry wird sterben, Harry wird sterben, Harry wird sterben …

Meine Hände drücke ich gegen meine Schläfen, sobald seine Stimme so übertrieben laut ist, dass ich anfange zu schreien. Beinahe habe ich das Gefühl das seine lauten Worte meinen Schädel zum platzen bringen, wenn er nicht sofort aufhört.

Aber er wird nicht aufhören.

„GEH RAUS!“ schreie ich. „GEH AUS MEINEN KOPF!“

Harry wird sterben! HARRY WIRD STERBEN! HARRY WIRD STERBEN! HARRY WIRD STERBEN!

„HÖR AUF!!“

Seth lässt mich runter und nimmt meine Hände von den Schläfen. Er sieht mich an. „Beruhig dich … Du bist bildest dir etwas ein.“ flüstert er. Ich schüttle heftig den Kopf und merke erst jetzt das Zayn aus meinen Gedanken verschwunden ist.

Unter Tränen sehe ich zu ihm auf. „Er ist in mir, Seth. Zayn. Zayn ist hier drinnen.“ Mit den Finger deute ich auf meine Brust. Er runzelt die Stirn, denkt wahrscheinlich das ich komplett neben der Spur bin oder mir etwas ein geschmissen hätte, aber ich sage doch die Wahrheit. Wieso glaubt er mir nicht?

„Du glaubst mir nicht!“ sage ich fassungslos und lege meine Hände an meine Augen. Ich schäme mich zu sehr um ihn an zu sehen. Doch seine Finger klammern sich um meine, wir sehen einander in die Augen. Seine braunen sehen wunderschön aus.

„Weißt du wie schwer es ist, wenn jemand dir sagt, das ein anderer mit in deinem Körper lebt? Ich kann nicht anders reagieren, als jetzt. Sag mir, wie würdest du darauf reagieren?“ sagt er leise und schaut mir tief in die Augen als wolle er die Antwort durch meine Augen lesen.

„Nicht anders ...“ hauche ich und schaue auf unsere Hände die sich zusammen verschränken.

„Sieh mich an,“ flüstert Seth. Meinen Kopf hebe ich, bis ich in seine Augen schauen kann. Er kommt näher. „ich will dir helfen, doch kann es gleichzeitig nicht, weil ich nicht weiß was passieren wird. Ich will nicht, das jemand anderes in dir lebt und er dich von morgens bis abends quält und ich will nicht, das du weinst.“

Vorsichtig streicht sein Daumen über meine Wangen. Ich genieße die Geste und atme den Moment tief ein. Er ist romantischer als ich es mir vorstellen könnte. Seine Berührung schweift über meine Lippen.

Eine ganze Weile sehe ich ihn dabei zu, wie er auf sie starrt und vollkommen neben der Spur ist. Doch mein durch dringlicher Blick verriet mich und schon sehen wir einander an.

Heilige Scheiße, es entsteht gerade genau das Gefühl was ich die Tage über vermeiden wollte. Zayn hatte recht damit, das ich für jemanden Gefühle entwickle. Ist das der Moment an dem es passiert?

Seine Lippen sehen höllisch sexy aus, wenn er darauf herum kaut. Seine Schulterlangen braunen/blonden Haare streicht er etwas zurück und ich knicke ein.

Fakt ist: Dieser Mann wirkt, um Gottes Willen, schöner, heißer und attraktiver auf mich als all die Monate zuvor.

Was heißt das genau?

Das ich auf ihn stehe?

Oder sind das Gefühle die Zayn für mich kontrolliert?

„Küss mich endlich.“ flüstere ich zu ihm, sobald wir uns etwas zu lange anstarren. Er lächelt schräg, was so viel bedeutet das er nur auf diesen Moment gewartet hat.

Seine mittlerweile kühle Hand fasst meinen Hals, zieht mich an seinen Körper. Sofort überträgt sich seine Körperwärme zu mir. Unsere Atem hauchen wir uns gegenseitig zu.

Er kichert kurz auf, bevor er seinen Kopf etwas zur Seite legt und mich mir nähert. Meine Augen schließen sich von selbst.

Zuerst ist es nur ein zartes streifen, was meine Lippen berührt. Ein kleiner Atemhauch und erst dann drücken sich seine Lippen auf die meinen. Seine passen perfekt zwischen meine.

Er nimmt kurz seine von meinen, nur um sie in den nächsten Sekunden wieder auf meine zu setzten. Sie bewegen sich synchron zueinander. Meine Hand greift nach seinen Haaransatz um ihn näher an mich zu ziehen.

„Hey, hey, hey, ihr Turteltauben!“ ruft jemand zu uns. Meine Augen reißen sich auf, bevor ich überhaupt anders reagiere. Seth ist jedoch derjenige der sich von mich drückt und Abstand nimmt.

Roman, Dean und Paige laufen auf uns zu. Paige hält in der Hand ein Tier, was ich aber nicht von der Weite zu ordnen kann.

Ich wische über meine Lippen, weil ich nicht fassen kann das das gerade wirklich passiert. Seth macht es mir unabhängig nach.

„Seth, habe ich dir nicht gesagt, dass sie drinnen bleiben soll, du Vollidiot?!“ mault ihn Dean an und deutet auf mich.

„Es ist meine Schuld! Ich wollte raus.“ schalte ich mich ein, bevor Seth sich eine Lüge ausdenkt. Dean schaut mich mit bösen Blick an, doch dann wird sein Gesichtsausdruck weich und er lächelt. Er befehlt Paige mit ihn rein zu gehen um das Essen zu machen.

Als sie weg sind, bemerke ich das Romans Blick zwischen Seht, der drei Meter von mir weg steht, und mir um hergeht. Ein schräges und verdächtiges Lächeln umspielt sich um seine Lippen. Dann schüttelt er den Kopf. „Ihr beiden.“

Seth kratz sich am Hinterkopf. „Es ist normal, Roman.“

„Ich weiß, du kleine Pissgranate.“ kontert Roman und tätschelt auf Seth Schulter herum. Roman beugt sich etwas zu ihm rüber, flüstert Seth etwas ins Ohr. Sofort wird Seths Gesicht bleich wie ein weißes Blatt Papier. Fassungslos starrt er auf den Boden. Auch als Roman noch einmal auf seine Schulter tätschelt und in Richtung Haus geht.

„Ist alles okay?“ frage ich Seth. Er reagiert nicht sofort auf mich, erst nach vielen Sekunden reißt er sich von der Starre und schaut mich verwirrt an.

„Ja.“ Er dreht sich um und folgt den Weg, den Roman vor kurzen entlang gegangen ist. Komplett verwirrt runzle ich die Stirn.

„Was ist denn jetzt?“ flüstere ich zu mir selbst. Ich glaube, dass etwas falsches passiert ist. Wieso sonst, würde Seth so seltsam sein? Und wieso darf ich es nicht wissen?

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt