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 „Was?!“

Meine Augen reiße ich so weit auf, das es schon gewaltig weh tut. Aber dieser Schmerz ist es mir Wert, über das was ich gerade zu hören bekomme. Das kann doch nicht wirklich wahr sein oder etwa doch?

Roman streicht nervös sein Haar zurück und schaut zu den anderen die an dem Tisch sitzen. Die Spannung steht in der Luft wie eine dicke Nebelschicht und mir wird nach jeder Sekunde immer klarer das die ganzen Leute, die gerade unter meinen Augen sind, mich einfach nur verarschen wollen oder?

„Wieso hat keiner mir etwas gesagt?! Vor allem du!“ schreie ich und schaue zu Seth, der meinen Blick nur eine Sekunde hält und dann auf den Holztisch sieht. „Du warst die ganze beschissene Zeit bei mir und hast nichts gesagt?! WIESO SETH?! SAG ES MIR!“ schreie ich.

„May, beruhig dich.“ sagt Roman sanft und will mich packen, doch ich schubse ihn heftig zurück. Mir kommen die Tränen hoch. Mich überrumpelt alles zu sehr. Die Menschen von denen ich gedacht habe, das sie mich auf den laufenden halten wenn etwas mit Harry passiert, haben mir die ganze Zeit wo ich in diesem scheiß Bett gelegen habe ins Gesicht gelügt.

„Ich bin maßlos enttäuscht.“ sage ich leise. Alle sehen mich an, doch ich erwidere nur den Blick von Seth. Ich sehe ihm an das es ihm leid tut, aber das kann er nicht gut machen. Nicht jetzt.

„Von dir ganz besonders ...“ flüstere ich und schubse mit viel Schwung die Tür auf.

„Wir sind uns nicht sicher.“

„Er wird mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Beißer.“

„Ich konnte nichts dagegen unternehmen, May. Es tut mir leid. Ich habe alles versucht.“

Ich kann nicht in das Zimmer von Seth gehen. Ich würde nur noch mehr innerlich zerbrechen. Mir wird schlecht, wenn ich auch nur daran denke wie alle mir ins Gesicht gelogen haben. Mir eingeredet haben das alles gut wird. Mir Hoffnung machten, nur um am Ende mich wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen.

Aber mein Unterbewusstsein lenkt mich doch in die Richtung von Seths Zimmer, wo Harry drinnen ist. Meine Finger zittern, als ich die Türklinke runter drücken möchte. Die heißen Tränen ähneln sich wie einen Wasserfall.

Ich fühle gerade zu viel, als das ich damit umgehen kann.

Aber ich reiße mich am Riemen und drücke die Klinke runter, nur um in der nächsten Sekunde den Jungen an zu sehen, bei dem ich dachte das er es schaffen würde.

Mein Herz reißt sich auseinander. Doller als ich es mir jemals vorstellen kann.

An der Tür gleite ich entlang und sitze auf dem Boden. Harry, der im ganzen Gesicht nicht mehr die makellose, Puppenartige Haut hat, der keine schönen Gesichtszüge hat und mich ansieht als wäre ich nichts weiter, als etwas was er jeden Moment zwischen seinen Kiefer zermalmen kann.

Sein grünes Auge wo ich mir jeden Tag ausmalte das es Hoffnung für ihn gibt ist nun vollkommen weiß. Jetzt fühlt es sich so an, als würde ich in ein großes schwarzes Loch fallen und niemand wird mich auffangen.

Ein paar Haarsträhnen fallen in sein Gesicht, sein Kopf etwas nach unten geneigt, genau so schaut er mich an. Gruselig. Meinen ganzen Körper überfährt Gänsehaut.

Er wurde an einen Stuhl festgebunden, also kann er auch nicht versuche mich irgendwie anzugreifen.

Eine ganze Weile passiert nichts, außer das wir uns ansehen. Mittlerweile weine ich auch nicht mehr. Nach und nach akzeptiere ich was mit ihm passiert. Aber es wundert mich das es so schnell bei mir geschieht.

Ich rutsche zu Harry rüber. Er beobachtet ganz genau, was ich tue. Nimmt jede Bewegung wahr, jeden Blickkontakt, bis ich wenige Zentimeter vor ihm knie.

Als ich meinen Mund öffne zittert meine Unterlippe. „Ich liebe dich, Harry.“ sage ich leise zu ihm. „Du glaubst gar nicht, wie sehr.“

Sein Blick durchlöchert mich.

„Du bist der erste Junge, der mich so fühlen lässt. Das weißt du, aber hast es nie richtig wahr genommen. Du bist der erste Junge mit dem ich so viel durch gemacht habe wie noch nie in meinem Leben.“

Mit einem Mal sehe ich, wie dick Flüssiges, dunkles Blut aus seinen Mund kommt, doch es schert mich nicht weiter zu reden.

„Im ersten Moment, als ich gehört habe das du mit Paige die Wochen über geschlafen hast, sollte mir eigentlich beweisen das du mich nicht so sehr liebst, wie ich dich liebe, Harry.“

Die Blutperlen laufen seine Kehle entlang.

„Du weißt, wie sehr ich dich vermisst habe. Hast du es nie bemerkt? Hast du nie bemerkt wie ich dich angesehen habe?“

Bei dem Satz komme mir die Tränen hoch und bei ihm kommt das Blut hoch. Seine Augen füllen sich fast wie Tränen damit.

„Ich verstehe nicht wieso du es mir nicht einfach gesagt hast. Ich verstehe nicht wieso du es getan hast. Dachtest du, wir würden uns nie wieder sehen? Bist du wirklich so ein Mensch der seine Hoffnung daran so schnell aufgibt?“ flüstere ich und sehe zu wie die Bluttränen seine Wangen hinunter laufen. „Wenn es wirklich so ist, dann kenne ich dich nicht gut genug. Dann war meine Liebe für dich umsonst.“

Ich richte mich auf. „Dann warst du umsonst.“

Harry fixiert mich. Doch er kann nichts sagen, wie denn auch ...

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt