01 | confusion

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"Schon wieder einer. Das ist der fünfte in diesem Monat", murmelte mein Partner.

"Wo habt ihr ihn diesmal gefunden? Wieder in irgendeiner Gasse oder an einem versteckten Ort?", fragte ich ein wenig genervt.

Seit einem Monat sterben Leute wie die Fliegen. Meist finden wir die toten Körper in den letzten Winkeln von dunklen Gassen oder mitten im Wald auf einem Baum, genau da, wo keiner suchen würde. Das Beste daran ist ja, dass wir weder einen Verdacht noch irgendwelche Anhaltspunkte haben. Zudem kommen die Morde aus dem Nichts.

Urplötzlich verschwinden und sterben Menschen und wir tappen noch immer im Dunkeln, das passt mir gar nicht. Noch nie habe ich einen Fall nicht lösen können, schließlich war ich einer der Besten hier.

"Yah Taehyung hörst du mir überhaupt zu?"
Jimin stand nun vor mir und stütze sich auf meinem Schreibtisch ab.

"Entschuldige. Was hast du denn gesagt?"

"Was interessiert dich mehr als der Fakt, dass das Opfer diesmal mitten auf der Straße gefunden wurde und dass es Zeugen gibt?", meinte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Sofort wurde ich hellhörig. Das konnte die Chance sein, dem Täter wenigsten ein bisschen auf die Spur zu kommen. "Zeugen? Sind sie hier?", wollte ich wissen.

"Ja, unten. Jeongguk schickt mich, deswegen bin ich hier. Du solltest dir das mal anschauen, er war richtig aufgeregt. Die müssen ja richtig viel wissen." Ab der Hälfte hörte ich Jimin schon nicht mehr zu. Schnell rannte ich nach unten zu einem kleinen Raum ohne Fenster, dafür mit mehreren Kameras.

Jeongguk wartete schon davor und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Etwas irritiert ging ich auf ihn zu. "Stimmt was nicht?"

"Sie waren dabei und haben alles gesehen. Alles. Vielleicht ist das auch der Grund warum... naja sieh selbst" Mit einer kleinen Handbewegung deutete er auf die Tür und schickte mich hinein. Da warteten schon einige Leute, aber verhören konnte ich nur einen, also schickte ich die anderen wieder raus. Jedoch weigerten sie sich alle strikt und fassten sich bei den Händen.

Ich seufzte. "Warum darf ich euch nicht voneinander trennen?", fragte ich geduldig.

Nach langem Warten begann eine ältere Frau zu reden. "Sonst nimmt er einen von uns mit und frisst uns", weinte sie.

"Okay okay was ist passiert? Wer frisst euch?", hakte ich nach.

"Ich weiß es nicht", antwortete sie.

"Fangen wir anders an: Wie heißen Sie denn?"

Wieder kam dieselbe Antwort. Sie wusste es nicht mehr.

"Und Sie wissen wirklich gar nicht mehr, was vor einer halben Stunde passiert ist?"

Die Frau schüttelte nur ihren Kopf und weinte weiter. Es war schon fast gruselig. Sieben Leute saßen nebeneinander, hielten sich an der Hand, weinten und wussten nichts mehr von der grausamen Tat, die sich kurz zuvor auf der Straße abgespielt hat.

Ich verließ mit gesenktem Kopf den Raum und wandte mich wieder an Jeongguk. "Wir brauchen 'nen Psychologen oder Arzt für die. Vielleicht auch beides. Die stehen so unter Schock, dass sie nichts mehr wissen. Ich konnte die nicht einmal voneinander trennen und wirklich klar denken können die auch nicht mehr. Die wusste nicht mal mehr wie sie heißt und der Rest hat nicht geredet."

"Ich ruf mal bei Miyeon an, die soll mal vorbeikommen und sich das anschauen. Vielleicht wird die aus denen schlau", meinte mein Kollege kopfschüttelnd.

So etwas gab es noch nie. Ich habe schon viele traumatisierte Zeugen und Opfer gesehen aber noch nie hat jemand nicht einmal gewusst, wie er heißt.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt