03 | (un)solved case

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Da ich so gesehen nichts tun konnte, machte ich das, was ich immer tat: Alte Akten von ungelösten, manchmal auch gelösten Fällen lesen. Für manche mag es komisch wirken, aber ich entspannte mich dabei immer ein wenig. Zudem hat mir das schon oft bei schwierigen Fällen geholfen. Ich schaue mir die Vorgehensweise des Täters sowie die der Polizei ganz genau an und notiere mir die wichtigsten Sachen. Entweder wende ich das Verfahren selbst an oder ich achte auf mehrere, kleinere Details am Tatort oder bei der Tat.

In gewisser Hinsicht muss man den Täter auch verstehen, seine Hintergründe und Gedanken kennen. Durch die Akten, die ich lese, habe ich auch ein besseres Gefühl dafür.

Aber ich nutze sie auch, um nicht abgeschlossene Fälle zu beenden. Einmal habe ich einen brutalen Mörder gefunden, der nach Australien ausgewandert und sämtliche Papiere gefälscht hat. Vor circa 20 Jahren hat er sieben Kinder, alle jünger als fünf, vor den Augen der alleinerziehenden Mutter umgebracht und diese dann anschließend vergewaltigt. Insgesamt haben sich drei von den vier missbrauchten Frauen selbst erhängt.

In Australien hat der Mann aber seine Spielchen noch weitergetrieben und 16 Menschen, darunter zehn Kinder und 6 Frauen, eingesperrt, regelmäßig missbraucht und gefoltert. Drei Kinder waren noch zu jung, um das zu überleben, den Rest konnten wir glücklicherweise retten. Körperlich konnten wir vielleicht ihr Elend beenden, aber alle, Kinder und Erwachsene, mussten eingewiesen werden. Den meisten Kindern geht es soweit wieder gut, sie haben diese schreckliche Tat fast verdrängt beziehungsweise können sich nicht mehr dran erinnern. Alle leben in Pflegefamilien, die sich sehr gut um sie kümmern. Die Erwachsenen leiden noch heute unter Essstörungen und starken psychischen Belastungen.

Das falsche Essverhalten kommt daher, dass das einzige, was sie neben Wasser hatten, die toten Kinder waren. Der Mörder hat die Leichen tatsächlich zu einem Festmahl verarbeitet und es den restlichen Gefangenen zum Fraß vorgeworfen, anders kann man es nicht ausdrücken. Das war das letzte, was er den Opfern gesagt hat, und seit dem Essen die Frauen nichts mehr oder würgen alles wieder hoch.

Bis heute sind sie nicht wirklich ansprechbar, also wissen wir noch immer nicht, was alles im Keller vor sich ging. Der Täter hat sein Ende nämlich im Gefängnis gefunden, er wurde dort von einem mit Insassen zu Tode geprügelt. Man hat ihn fast nicht mehr wiedererkannt, so sehr hat man ihn zugerichtet. Ich würde sagen es war Karma.

In Gedanken bei dem Fall kritzelte ich auf ein Blatt Papier. Plötzlich klopfte es an der Tür.

Es war Jimin. "Möchtest du nicht langsam nach Hause gehen? Es ist schon spät, morgen ist auch ein Tag", sagte er vorsichtig.

"Das sagst du schon seit drei Wochen, aber an jedem Tag ist nichts passiert", entgegnete ich.

"Du musst aber ausgeruht sein, um morgen klar denken zu können. Komm jetzt" Jimin forderte mich nun auf zu gehen, statt nur zu bitten. Schließlich gab ich nach und machte mich auf den Weg.

Ausnahmsweise lief ich nach Hause. Ich brauchte die Ruhe und die frische Luft, um abzuschalten. Doch irgendetwas nahm mir diesmal die Ruhe, aber ich wusste nicht was.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt