61 | hit and run

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Der nächste Morgen verlief wie jeder andere. Ich stand auf, machte Kaffee, küsste Yoongi, zog mich um und ging ins Badezimmer, wo ich mich dann fertig richtete. Im Gegensatz zu meinem Freund brauchte ich immer ziemlich lange, deswegen besetzte ich den Raum immer zuerst.

Dank des scheußlichen Tees, welchen ich gestern getrunken hatte, ging es mir schon viel besser. Ich war zwar noch etwas angeschlagen aber grundsätzlich war ich wieder gesund. Egal was Yoongi da zusammen gemischt hatte, es war wirklich ein Wundermittel.

Wie immer liefen wir gemütlich zur Arbeit. Yeo saß wieder an der gleichen Stelle wie gestern, also begrüßten wir ihn, ehe wir weiter gingen. Alles schien ruhig zu sein, so wie die letzten Tage, doch ich täuschte mich.

"Hey Yoongi, siehst du den Wagen da vorne? Sehe ich nicht richtig oder fährt der wirklich Schlangenlinien?", fragte ich unsicher.

"Er ist auch viel zu schnell unterwegs. Ich tippe auf Alkohol am Steuer", meinte er und beobachtete den auf uns zukommenden Fahrer.

Aus dem Nichts beschleunigte das Auto auf Höchstgeschwindigkeit und riss ein kleines Mädchen, welches gerade die Straße überqueren wollte, mit sich. Der Fahrer hielt nicht an, aber weit kam er nicht, denn er raste in die nächste Straßenlaterne und kam dadurch zum Stehen. "Ruf den Notarzt", sagte ich zu Yoongi und rannte zu dem Mädchen hinüber, während ich Jimin anrief und die Situation knapp erklärte.

Sie lebte noch, war aber bewusstlos. Vorsichtig zog ich sie von der Straße und zum Glück brauchte es nicht lange, bis zwei Krankenwagen am Unfallort eintrafen. Die meisten Ärzte kümmerten sich sofort um das Kind, einige zogen aber auch den offensichtlich betrunkenen Fahrer aus dem Auto und versorgten ihn. Ihm schien es verhältnismäßig gut zu gehen. Die Zeit sollte er noch genießen, solange Jimin noch nicht da war. Aber auch er war relativ schnell hier, schließlich war das Polizeirevier nicht allzu weit entfernt.

"Ich übernehme", meinte er nur und schickte mich weg. Er musste wohl Yoongi gesehen haben und da er wusste, dass er so schnell wie möglich hier wegmusste. Aus eigener Kraft schaffte er das nämlich nicht.

Sofort rannte ich zu Yoongi, welcher sich unter einem Baum zusammen kauerte und die Augen fest geschlossen hatte. Ich kniete mich vor ihm auf den Boden. "Hör zu, wir rennen jetzt zum Revier. Egal was ich mache, du lässt meine Hand nicht los, okay?"

Er nickte und streckte seine Hand aus und ich packte sie, zog ihn hoch und rannte los. In meinem Kopf plante ich bereits jeden Schritt. Erst würden wir ins Badezimmer im unteren Stock gehen, ich hatte noch ziemlich viel Blut vom Mädchen an mir kleben. Yoongi leider nun auch, deswegen musste er mit rein und sich das Zeug abwaschen. Danach würden wir uns in meinem Büro verziehen und erst einmal zur Ruhe kommen, bevor ich ihm ein paar Fragen stellte. Seine Aussage brauchte ich nämlich, für den Fall der Fälle. Wir mussten auf jeden Fall aufpassen, dass keiner bemerkte, was mit Yoongi los war, trotzdem dachte ich mir ein paar Ausreden aus.

Wir waren relativ schnell angekommen und auf dem Weg zu den Toiletten sah uns auch keiner. Da wir alleine waren, öffnete Yoongi seine Augen wieder. Er sagte kein Wort, sondern starrte einfach nur auf meine blutverschmierten Arme und dann auf seine Hand. Ich merkte, wie sehr er innerlich gerade kämpfte, also zog ich ihn sanft zum Waschbecken und wusch seine Hände.

"Du bist wirklich sehr, sehr tapfer", flüsterte ich ihm beruhigend zu. "Ich habe das Gefühl, deine Selbstbeherrschung ist über die Tage mindestens um das Hundertfache gestiegen."

Tatsächlich schien es ihn zu beruhigen, jedenfalls sah er nicht mehr ganz so angespannt und verkrampf aus. Schnell wusch ich mir das restliche Blut von meinen Armen und bemerkte dabei, dass mein Hemd auch voll damit war. "Ach scheiße", murmelte ich und zog es aus, um es auszuwaschen.

Yoongi zog neben mir seinen Hoodie aus. Er hatte darunter noch ein schlichtes, schwarzes T-Shirt an, deswegen gab er mir den Pulli. "Wenn du jetzt mit einem halbnassen Hemd rumläufst, dann wirst du nur noch mehr krank", meinte er. Dankend nahm ich ihn an und zog ihn mir über. Das Hemd konnte ich solange über die Heizung in meinem Büro legen, bis es wieder trocken war.

"Geht's wieder?"

"Mehr oder weniger", antwortete er und setzte seine Maske wieder auf. Zwar klappte dies wieder, dennoch war er immer noch ein wenig abwesend, als würde alles einfach an ihm vorbeiziehen. Gemeinsam verließen wir das Bad und gingen hoch in mein Büro, wo uns keiner stören konnte.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt