"Du bist schneller als ich erwartet habe", hörte ich eine Stimme vom Dach der heruntergekommenen Hütte sagen. Ich erkannte sie direkt wieder.
Er setzte schon zum Sprung an, doch noch während er in der Luft war, packte ich ihn am Hals und drückte ihn zu Boden. "Diesmal gewinne ich", flüsterte ich grinsend in sein Ohr, während ich meine Finger in seine Augen stach. Ein unangenehmes Gefühl, aber es war effektiv. Blind und nach Luft schnappend lag er nun unter mir. Da, wo vorher noch zwei hässliche, rot leuchtende Augen waren, waren nur mehr blutende, tiefe Löcher.
Mit einer Hand hielt ich meinen Gegner weiterhin fest, mit der anderen schuf ich eine Blockade in seinem Gehirn, indem ich nur zwei lächerliche Finger gegen seine Stirn drückte. Er war mir nun komplett unterlegen, und das gefiel mir.
Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet. All die Jahre wollte ich ihm heimzahlen, was er mir und Hoseok damals angetan hatte. Was er noch so vielen anderen angetan hatte. Und jetzt vor allem, was er Taehyung angetan hatte.
Lachend rammte ich meine Zähne in sein totes Fleisch und injizierte ihm so viel Gift, dass ich damit locker seine ganze Familie auslöschen hätte können. Es war ein befreiendes Gefühl, all meine Wut und meinen Hass an ihm auszulassen. Alles, was ich über die Jahre angestaut und in mir vergraben hatte. Ich konnte allem nun freien Lauf lassen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen stand ich auf und starrte auf den toten Körper unter mir. "Hey du Psycho, bist du fertig hier? Ich würde gerne weiter nach Taehyung suchen", sagte Jimin leicht nervös und holte mich so zurück in die Realität.
Schnell schüttelte ich den Kopf und betrat die Hütte. Sie war stockdunkel, doch das war kein Problem für mich. Jimin jedoch wollte schon die Taschenlampe an seinem Handy anmachen, doch ich hielt ihn davon ab, denn ich erkannte, wie Taehyung in der finstersten Ecke lag. Helles Licht würde ihn nur stören, doch trotzdem musste ich ihn so schnell wie möglich hier raus befördern.
"Taehyung?", flüsterte ich und bückte mich zu ihm hinunter. Er war so schwach, dass er nicht einmal mehr die Augen öffnen konnte, doch er war gerade noch so bei Bewusstsein. "Shh, alles wird gut. Ich trage dich jetzt nach draußen, okay? Also nicht wundern, wenn es gleich hell wird", erklärte ich ihm sanft. Vorsicht hob ich ihn hoch und verließ mit ihm die Hütte. Da es draußen relativ sonnig war, verschwand ich gleich mit ihm im Wald. Jimin folgte mir, sagte aber weiterhin nichts.
Als wir bei einer kleinen Lichtung ankamen, setzte ich ihn ab, stützte ihn aber von hinten, sodass er mehr oder weniger aufrecht saß. Aus meiner Hosentasche holte ich das Tütchen mit dem Heilmittel, welches ich während der Fahrt zusammen gemischt hatte, und schüttete es in meine Hand. Mit der anderen öffnete ich Taehyungs Mund und legte seinen Kopf in den Nacken, bevor ich ihm das Zeug förmlich in den Rachen stopfte. Er durfte es auf keinen Fall wieder ausspucken, ansonsten würde es seine Wirkung verlieren.
Aber selbst für das war er zu schwach, deswegen wartete ich geduldig. Eigentlich müsste er sich nach spätestens zwei Minuten übergeben, doch es passierte nichts. Hatte ich etwas falsch gemacht? In meinem Kopf ging ich sämtliche Dinge durch und suchte nach meinem Fehler, doch mir fiel einfach nichts ein. Bisher hatte es doch immer geklappt, also warum jetzt nicht?
Plötzlich erkannte ich es. Es war nicht mein Fehler, ich hatte alles richtig gemacht.
"Taehyung? Hast du in irgendeiner Form menschliches Blut zu dir genommen?", fragte ich vorsichtig. Noch nie hatte ich so sehr Angst vor einer Antwort wie jetzt eben.
Er schien sich zu konzentrieren, aber in ich konnte das Fragezeichen in seinem Gesicht förmlich sehen. "Ich... weiß nicht", krächzte er.
So ungern ich das auch tat, aber ich musste die Wahrheit erfahren, also drang ich für einen Moment in seinen Kopf ein und durchlebte in einer Zeitraffer die letzten Stunden. Und tatsächlich, dieser elendige Bastard hatte ihm welches eingetrichtert. Ich sah, wie sehr Taehyung sich dagegen wehrte, aber seine Triebe waren stärker als er. Sobald der erste Tropfen seine Lippen berührte, war es um ihn geschehen.
Vergebens versuchte ich, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Ich wusste, dass es sinnlos war, zu weinen, aber ich konnte nicht anders. Es gab genau eine Aufgabe in diesem gottverdammten Leben, und die war es, ihn mit aller Kraft zu beschützen. Er war die erste Person nach Hoseoks Tod, die ich wirklich von ganzem Herzen liebte. Für ihn gab ich quasi mein ganzes Leben auf und es machte mir nichts aus, denn solange er glücklich war, war ich es auch.
Für eine Ewigkeit saß ich in einem Loch und Taehyung hielt mir die Hand hin, um mich hoch zu ziehen. Doch ich Idiot habe nicht aufgepasst und bin abgerutscht, und jetzt sitzen wir beide hier.
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hunted || taegi
Fanfiction"Es war schon fast zu ruhig. Normalerweise hörte ich immer irgendwelche Tiere oder Insekten auf dem Weg, doch diesmal war keine Spur davon zu entdecken. Mein Bauchgefühl sagte mir auch, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht sagen, was fals...