56 | storm

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"Man Jimin, entweder du beeilst dich jetzt oder du kommst nach", jammerte ich.

"Ich habs gleich, geh doch schon einmal raus."

Da ich keine Lust hatte, noch länger zu warten, verließ ich das Gebäude und lehnte mich an die Wand neben der Tür. Yoongi meinte zuvor noch, dass ich in Ruhe mit Jimin nach Hause laufen sollte, da er etwas kochen wollte aber die Zeit ein wenig knapp wurde. Zwar erklärte ich ihm, dass es total süß aber nicht notwendig gewesen wäre, doch bei so etwas ließ er sich nicht davon abhalten. Von dem her passte es also ganz gut, dass Jimin so lange brauchte, um seine Sachen aufzuräumen.

Nach etwa fünf weiteren Minuten war er dann endlich fertig und wir begaben uns auf den Heimweg. Es war bereits dunkel und die kühle Abendluft blies uns ins Gesicht. Irgendwann fing es aber richtig an zu stürmen, deswegen rannten wir schon fast nach Hause. Das stellte sich als schwieriger als gedacht heraus, da wir genau in die entgegengesetzte Richtung mussten.

Völlig außer Atem öffnete ich die Haustür und sperrte sie zu, sobald Jimin auch in der Wohnung war.

"Ich dachte schon, ich muss euch aus irgendwelchen Bäumen fischen", meinte Yoongi mit einer leicht besorgten Stimme. "Geht's euch gut?"

"Dich würde es von uns dreien am ehesten wegblasen", lachte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Jimin betrat nun auch die Küche. "Mir ist damals gar nicht aufgefallen, wie süß klein du bist", meinte er grinsend. "Tut mir leid, das musste einfach raus. Ich bin übrigens Jimin."

Yoongi machte lachend einen Schritt in seine Richtung und schüttelte ihm die Hand. "Ich bin Yoongi. Freut mich, dich kennenzulernen", stellte er sich vor. "Hoffentlich habt ihr zwei Hunger, ich habe mich extra beeilt."

"Also wenn das echt so gut schmeckt sie es riecht, dann ziehe ich hier ein", sagte Jimin.

"Tut es nicht, es schmeckt nämlich besser", antwortete ich. "Aber was hat dich aufgehalten? Du bist doch sonst immer so pünktlich."

Mit leicht erröteten Wangen murmelte er, dass er auf dem Weg zum Supermarkt eine Katze gesehen hatte und nicht anders konnte, als mit ihr zu spielen. Dabei hätte er total die Zeit vergessen.

Er war plötzlich wieder so schüchtern, man könnte gar nicht meinen, wie er wirklich war. Ein leises "aww" entfuhr mir, aber auch mein bester Freund schien die Situation niedlich zu finden. Yoongi blickte zwischen uns beiden hin und her, ehe er den Kopf schüttelte und sich wieder dem Essen widmete. "Gibt mir fünf Minuten."

Während er alles fertigkochte, deckten Jimin und ich den Tisch. "Hoffentlich legt sich der Sturm bald, sonst komm' ich nicht nach Hause", sagte er leise.

"Denkst du wirklich, ich lasse dich so nach Hause laufen? Natürlich fahre ich dich", meinte ich. Dankend nahm er mein mehr oder weniger erzwungenes Angebot an.

Als alle genüsslich zu Abend aßen, herrschte Stille in der Küche. Wie erwartet schmeckte das Essen phantastisch. Manchmal fragte ich mich, warum Yoongi so gut kochen konnte, wo er doch jahrhundertelang keine menschliche Nahrung gegessen hatte.

Da mein Freund sich schon um das Abendessen gekümmert hatte, beschloss ich, alles aufzuräumen. Die zwei machten es sich auf der Couch bequem und fingen an, sich zu unterhalten. Jimin stellte mehrere harmlose Fragen, die sich für jeden anderen normal anhören würden, aber ich wusste genau, dass er etwas genaues wissen wollte. Das machte er öfter, wenn ich ihm neue Freunde von mir vorstellte. Bei uns zweien war er nämlich immer der, der mich beschützen wollte, auch wenn er der kleinere war, deswegen "befragte" er der oder die Neue immer erst einmal unauffällig.

Lächelnd gesellte ich mich zu ihnen. Wir redeten über viele belanglose Dinge, jedoch hatten wir einen lustigen Abend. Yoongi und Jimin schienen sich prächtig zu verstehen und das freute mich. Es wäre schade gewesen, wenn das nicht der Fall gewesen wäre.

Innerlich zweifelte ich dennoch daran, ob es eine gute Idee war, wenn die zwei sich anfreundeten. Was würde passieren, wenn Jimin eines Tages hinter Yoongis Geheimnis geriet? Ich wollte nicht, dass es so endete wie mit mir und Seokjin, aber genau das würde höchst wahrscheinlich passieren. Vielleicht sollten wir es ihm irgendwann schonend beibringen.

Yoongi schien meine Zweifel zu spüren und griff vorsichtig nach meiner Hand. Dankbar drückte ich sie einmal leicht.

Zum Glück schien Jimin nichts mitbekommen zu haben und wir genossen den Abend gemeinsam weiter. Als es draußen dunkel wurde beschlossen wir, ihn nach Hause zu bringen, schließlich mussten wir morgen arbeiten.

Auf dem Weg zur Tiefgarage meinte Yoongi, ich solle ihn fahren lassen, denn der Sturm draußen wütete immer noch heftig. Zögernd gab ich ihm die Schlüssel. Er würde schon wissen, was er da tut, dachte ich mir. Und tatsächlich, seine Reflexe waren wohl von einer anderen Welt. Mehrmals wich er Hindernissen auf der Straße aus, als wäre es das normalste auf der Welt. Nicht einmal der Schnee brachte ihn aus der Bahn.

Als wir vor Jimins Tür standen, bedankte er sich noch einmal und rannte in das Wohngebäude. Sobald er weg war, lehnte Yoongi seufzend seinen Kopf am Lenkrad an.

"Alles okay?", fragte ich leicht verunsichert.

Er drehte sich so, dass er mir ins Gesicht blicken konnte. "Ich glaube, er weiß etwas."

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt