Die nächsten zwei Stunden zogen sich ewig, aber als wir uns dann tatsächlich auf den Weg machten wurde ich richtig nervös. Also so richtig, richtig nervös. Ich wollte einfach nichts vermasseln. Yoongi sprach mich sogar darauf an, was die Situation nicht wirklich besserte, aber es beruhigte trotzdem ein wenig.
Im Restaurant waren zum Glück nicht allzu viele Menschen. Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke, von dem man eine wunderbare Sicht nach draußen hatte.
Das Essen wurde relativ schnell serviert und es schmeckte fantastisch. Yoongi schien es auch zu schmecken, er konnte gar nicht aufhören zu essen. Er sah dabei so niedlich aus, am liebsten hätte ich ein Foto davon gemacht.
Anfangs war es ein bisschen komisch zwischen uns, selbst von seiner Seite aus. Doch im Gegensatz zu mir fing er sich schnell wieder und flirtete, was das Zeug hielt. Manchmal gab er mir die Möglichkeit, auch mal einen Spruch zu reißen, aber es war offensichtlich, wer dieses Gespräch dominierte. Aber je mehr Zeit verging, desto wohler und sicherer fühlte ich mich.
Obwohl es ein ganz normaler Tag war und es eines dieser Gespräche, die wir zu Hause führten, sein könnte, fühlte es sich komplett anders an. In der Luft lag eine gewisse Zärtlichkeit, als würden wir zum ersten Mal miteinander reden. Eine Zärtlichkeit, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Selbst Yoongi wirkte wie ein anderer Mensch. Seine Art, wie er sich bewegte, wie er sprach, alles war viel sanfter.
Es war einfach unbeschreiblich. Mein Herz schlug zwar die ganze Zeit ungesund schnell und ich war mir sicher, dass Yoongi das irgendwann noch gegen mich verwenden würde, aber es war mir egal. Sollte er ruhig wissen, was ich fühlte. Mittlerweile stand ich auch dazu. Noch immer hörte es sich verrückt an, wenn ich es in meinem Kopf aussprach, aber ja, ich liebte ihn. Ich liebte ihn auf eine ganz andere Art und Weise wie ich es jemals getan habe. Kein anderer Mann konnte solche Gefühle in mir hervorrufen wie er.
Als es draußen langsam dunkel wurde, bezahlte ich und wir traten den Heimweg an. Zum Glück waren wir mit dem Auto hergefahren, denn es war eisig kalt, ich hatte nicht gerade das Wärmste an und wir wären locker eine dreiviertel Stunde gelaufen.
Gerade als ich einsteigen wollte, tippte Yoongi mich an meiner Schulter an. Ich drehte mich um und bevor ich etwas sagen konnte, küsste er mich. Nur für einen kurzen Moment, aber er reichte, um alles in mir durcheinander zu bringen. Mein Herz explodierte förmlich und innerlich schrie alles nach mehr, alles wollte noch einmal diese sanften Lippen auf meinen spüren, aber ich unterdrückte dieses Gefühl mit aller Kraft.
"Yoongi, die goldene Regel. Niemals beim ersten Date küssen", meinte ich mit hoch rotem Kopf. Ich wusste nicht, warum ich an dieser Regel festhielt. Vielleicht einfach, weil ich zu überfordert war.
"Na gut", meinte er grinsend. Warum grinste er jetzt? Merkte er nicht, wie sehr er mich verwirrte? Kopfschüttelnd stieg ich ein und fuhr los, auch wenn es etwas schwer war, mich auf die Straße zu konzentrieren.
Nach etwa der Hälfte der Strecke brach er die Stille zwischen uns. "Wie wäre es mit einem Filmdate, wenn wir wieder zu Hause sind?", fragte er leise. Natürlich sagte ich zu. Wir einigten uns jetzt schon auf Conjuring 2, auch wenn ich Horrorfilme hasste. So hatte ich wenigstens einen Grund, um seine Hand für mich zu beanspruchen.
Es dauerte nicht lange, bis wir wieder zu Hause waren. Sobald ich meine Jacke ausgezogen und meine Schuhe in die Ecke geworfen hatte, ließ ich mich auf die Couch fallen. Yoongi tat es mir gleich und schaltete den Fernseher an.
Der zweite Teil war noch schlimmer als der erste und ich erschreckte mich bei jedem Geräusch, Yoongi hingegen lachte ständig. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich setzte mich so hin, dass ich unbeschwert seinen Arm umarmen und meinen Kopf auf seiner Schulter ruhen lassen konnte. Ich hätte für den Rest des Abends so sitzen können, aber irgendwann meldete sich meine Blase und ich musste aufstehen. Immerhin war der Film bereits zu Ende, es hätte mich aber auch nicht sonderlich gestört, wenn ich das Ende verpasst hätte.
Bevor ich mich wieder auf die Couch setzte, trank ich einen Schluck Wasser. Noch immer kribbelte mein gesamter Körper und mein Gehirn schüttete Unmengen an Glückshormonen aus. Warum hielt ich mich eigentlich an diese dumme Regel? Seokjin und ich haben die nur eingeführt, damit wir nicht zu schnell für jemanden fallen, schließlich wussten wir nie, wer eigentlich ein Arschloch war und wer nicht. Aber bei Yoongi konnte ich mir doch sicher sein, oder etwa nicht?
Vorsichtshalber beschloss ich, mich daran zu halten. Ich wollte einfach nichts überstürzen.
Aber natürlich interessierte Yoongi das überhaupt nicht und er tat es wieder. "Ich dachte, das Thema hatten wir vorhin schon", seufzte ich. Nicht, weil ich es nicht wollte, sondern weil er dadurch nur mein Verlangen steigerte.
"Komisch. Ich dachte, ich hätte von einem Filmdate gesprochen."
So lief das also. "Hast du mich echt nur deswegen so verwirrt, damit ich ja sagen würde und du die Regel nicht brechen musst, weil das rein theoretisch gesehen unser zweites Date ist?", fragte ich lachend. Er hatte das alles bereits geplant und ich Idiot hatte es nicht bemerkt.
"Natürlich. Beim zweiten gibt es keine Regeln, zumindest laut Seokjin", antwortete er.
"Na wenn das so ist", murmelte ich und lehnte mich nach vorne um ihn zu küssen, aber dieses Mal so richtig.
Wenn ich sagen würde, ich hätte Schmetterlinge im Bauch, dann wäre das stark untertrieben. Es waren eher riesige Feuerwerke, die alle auf einmal explodierten und jede Faser meines Körpers erwärmten. Seine Lippen waren so weich, dass ich mich am liebsten nie wieder von ihnen lösen würde, außerdem konnte er verdammt gut küssen. Was hätte ich auch anderes erwarten sollen?
Plötzlich zog Yoongi mich auf seinen Schoß und grinste in den Kuss hinein. Ich konnte nicht anders als auch zu grinsen, ich war gerade der glücklichste Mensch auf Erden und das sollte er ruhig wissen.
Es war ein leidenschaftlicher aber dennoch unschuldiger Kuss. Einer, der all unsere Gefühle vereinigte und sie zum Ausdruck brachte, obwohl das schier unmöglich war.
Leider mussten wir uns aufgrund Luftmangels lösen, zumindest musste ich das. "Spaßbremse", lachte er.
"Du kannst mich auch gerne zu Tode knutschen, wenn du das willst", konterte ich grinsend.
"Nein, nicht jetzt, wo es gerade so schön wird. Das verschiebe ich auf ein anderes Mal."
"Idiot." Mit einem zufriedenen Grinsen kuschelte ich mich an ihn. Für einen Moment herrschte eine angenehme Stille, doch Yoongi flüsterte etwas, nur drei kleine Worte, die mich nur noch mehr aus dem Konzept brachte als sowieso schon. Drei Worte, von denen ich gar nicht wusste, wie sehr ich sie von ihm hören wollte. Drei kleine Worte, die mein Leben für immer verändern sollten.
"Ich liebe dich."
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hunted || taegi
Fanfic"Es war schon fast zu ruhig. Normalerweise hörte ich immer irgendwelche Tiere oder Insekten auf dem Weg, doch diesmal war keine Spur davon zu entdecken. Mein Bauchgefühl sagte mir auch, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht sagen, was fals...