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Gegen zehn Uhr konnte ich endlich nach Hause gehen. Auf dem Weg rief ich Jimin an.

"Was gibt's?", fragte er gleich.

"Wie weit bist du mit deinem Fall?", erkundigte ich mich. Es war seltsam, denn eigentlich erledigten wir alles zusammen.

"Fast fertig. Das Mädchen ist soweit stabil, aber sie leidet richtig. Armes Ding. Der Typ sitzt in U-Haft und er gesteht. Hab deinen Zettel gelesen, hat mir 'ne Menge Zeit gespart, danke", erklärte er knapp.

"Gut, dann kannst du mir sicher helfen, oder?"

"Der Mord im Wald? Klar, gib mir zwanzig Minuten und ich bin bei dir", sagte er und legte auf. Auf ihn war einfach immer Verlass.

Als ich zu Hause angekommen war, sah ich, wie Yoongi an seinem Lieblingsplatz saß und ein Buch las. Die Wohnung war komplett dunkel, nur durch das Fenster fiel sanftes Licht in sein Gesicht und das ließ ihn nur noch schöner als sonst aussehen. War das überhaupt möglich? Anscheinend schon. Leise ging ich auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf seinen Haaransatz. "Tut mir leid, dass es so spät geworden ist", flüsterte ich.

"Alles gut, ist ja nicht deine Schuld. Außerdem ist es dein Job", meinte er und legte das Buch, welches er übrigens verkehrt herum gelesen hatte, weg.

"Stört es dich, wenn Jimin gleich noch vorbeikommt? Wir wollten noch an dem Fall arbeiten, gemeinsam kommen wir meist auf irgendeine Lösung", erklärte ich.

Er schüttelte den Kopf. "Solange es nur Jimin ist."

"Geht es dir eigentlich wieder besser?", erkundigte ich mich.

"Mir hängt der Geruch immer noch in der Nase, aber grundsätzlich ja. Hat mir ziemlich viel Kraft geraubt, wenn ich ehrlich bin."

Ich sagte nichts, sondern setzte mich einfach auf seinen Schoß und kuschelte mich an ihn. Vorsicht schlang er seine Arme um mich und hielt mich fest. Keiner sagte ein Wort, wir genossen einfach nur die Nähe des jeweils anderen. Leider war die Zeit viel zu kurz und es klingelte bald schon an der Tür.

Bevor ich Jimin die Tür öffnete, machte ich in der Küche das Licht an, damit es hier nicht ganz so finster war. "Okay, wie weit bist du gekommen?", überfiel er mich, sobald ich die Wohnungstür hinter uns geschlossen und ihn in die Küche gezogen hatte.

"Warte, ich habe alles notiert. Lies es dir selber durch", meinte ich und holte meine Tasche aus dem Flur. In ihr befanden sich so viel verschiedene Zettel und Ordner, dass ich erst einmal meine Notizen suchen musste, bevor ich sie Jimin in die Hand drücken konnte. Schweigend las er sich alles durch, während ich Kaffee machte. Schließlich hatten wir beide einen langen Tag hinter uns und wir waren noch immer nicht fertig.

"Das ist mehr, als ich erwartet hatte", murmelte er vor sich hin. "Hast du schon Freunde und so von ihr befragt?"

"Nein, ich habe erst den Papierkram erledigt. Dazu wollte ich dich morgen zwingen", antwortete ich.

"Ich dachte, du warst mit Jeongguk unterwegs?"

"Ja den nehmen wir natürlich mit, insofern nichts dazwischenkommt. Ich weiß doch, dass du insgeheim auf ihn stehst."

Fragend sah er mich an. "Du bist mein bester Freund, meinst du echt, ich sehe sowas nicht?", fragte ich leicht entsetzt. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du ihn noch nicht nach einem Date gefragt hast, schließlich findet er dich offensichtlich auch nicht uninteressant."

"Vielleicht, wenn wir den Fall abgeschlossen haben... Ach ich weiß nicht, ich will ihm keine Hoffnung machen. Das würde auf Dauer sowieso nicht klappen", seufzte Jimin.

"Wenn du es von Anfang an verweigerst, dann natürlich. Lass es einfach auf dich zukommen", meldete sich Yoongi zu Wort und gesellte sich zu uns in die Küche. "Naja, ich geh noch kurz in den Wald."

"Geh einfach nicht zu nahe an den Tatort, okay? Sie hat 'ne Menge Blut und Hirn verloren", erklärte ich sanft. Ich wollte nur nicht, dass er noch einmal diesem Geruch ausgesetzt war, da ich wusste, wie viel Energie es ihm raubte. Er hatte heute einfach schon viel gelitten, trotzdem hielt er Jimin zuliebe die Maske aufrecht.

"Ich mach einen großen Bogen darum", versprach er mir und gab mir einen Kuss, ehe er mit einem Satz aus dem Küchenfenster sprang.

Jimin sah ihm mit offenem Mund hinterher, schüttelte aber schnell den Kopf und widmete sich wieder dem Fall. Wir überlegten lange und versuchten, jede noch so kleine Verbindung zu erkennen oder zu erstellen. Leider hatte ich zu wenig Informationen über das Umfeld von Hwang Yeji, deswegen konzentrierten wir uns vor allem auf einen Plan für morgen. Gerade als wir verzweifelt unsere Notizen weglegen wollten, erhielt ich einen Anruf. Er war von Yoongi. War etwas passiert?

Wir tauschten verwirrte Blicke aus, dann nahm ich an und machte den Lautsprecher an. "Ist alles okay?"

Auf der anderen Seite der Leitung vernahm ich bloß ein leises Keuchen, auf welches ein Lachen folgte. "Ich glaube, ich habe euren Mörder gefunden."

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt