30 | friendship

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Yoongi und ich saßen den ganzen Tag lang auf dem Dach und redeten. Er erzählte vor allem viel von früher, wie es war und was er damals gemacht hatte. Ich könnte ihm für immer zuhören, doch irgendwann wurde es mir zu kalt.

"Willst du rein gehen?", fragte er.

"Nein, wenn wir schon so lange hier sind, dann will ich wenigstens den Sonnenuntergang sehen. Außerdem ist das Wetter heute so klar", meinte ich.

"Na gut, dann warte hier."

Bevor ich antworten konnte, war er schon über alle Berge. So ganz alleine hier war es schon fast unheimlich, aber die Aussicht war wunderschön. Ich stand auf und ging nach vorne zum Geländer. Mir wurde ein wenig mulmig denn ich hatte ein wenig Höhenangst, aber dennoch lehnte ich mich etwas nach vorne.

Mit geschlossenen Augen stand ich in der Abendsonne und genoss den kühlen Wind. Normalerweise mochte ich den Geruch der Stadtluft überhaupt nicht, aber jetzt war er irgendwie entspannend. Für eine kleine Ewigkeit stand ich so da und ließ den heutigen Tag zeitraffend in meinem Kopf abspielen während ich meine Umgebung komplett ausblendete.

Plötzlich stand er neben mir. Ich erschreckte mich ein wenig, aber es war nicht mehr so schlimm wie vor zwei Tagen. Man gewöhnte sich schlichtweg daran.

"Wenn ich ehrlich bin verstehe ich nicht ganz warum du für die Polizei arbeitest, wenn du auch ein Model sein könntest", riss mich Yoongi aus den Gedanken.

"Weil ich den Beruf langweilig finde", antwortete ich. "Machs du doch, du hast genug Zeit und in der heutigen Zeit entsprichst du vor allem in Korea gefühlt allen Beauty Standards, die es hier gibt." Und in mein Beuteschema passte er auch perfekt, aber das sollte ich besser nicht laut sagen.

"Habe ich tatsächlich einmal gemacht, für vielleicht drei Tage lang. Danach wurde es mir zu blöd", erklärte er.

"Willst du mal hinunterspringen oder warum starrst du so nach unten?", lachte er. Alleine bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht. Wenn ich auf dem Asphalt aufkam, dann konnte man mich als Aufstrich verwenden.

"N- Nein danke. Ich mag den Boden unter meinen Füßen eigentlich sehr gerne."

"Wie du meinst. Eines Tages werde ich dich trotzdem dazu bekommen", sagte er selbstsicher. Vielleicht würde ich es tatsächlich einmal versuchen, aber momentan vertraute ich ihm zu wenig dafür. Schließlich kommen wir gerade mal seit knapp fünf Stunden miteinander aus, ohne uns gegenseitig zu verabscheuen.

Mein Magen knurrte leise, aber laut genug für Yoongi. "Ich habe Essen mitgebracht."

Ich drehte mich um und sah, dass er nicht nur belegte Brötchen mitgenommen hatte, sondern auch meine Jacke und eine Decke. "Du denkst auch an alles", meinte ich und lachte. Dankend setzte ich mich wieder zu ihm und aß eines der Brötchen.

"Hast du keinen Hunger?"

Er schüttelte den Kopf. "Hab vorhin was gegessen." Skeptisch blickte ich ihn an. Wer weiß wie schnell er sein konnte.

"Nur das ekelhafte Zeug. Ich mag schnell sein aber das wäre bei weitem unter meiner Rekordzeit, wenn du das meinst."

Es war beruhigend zu wissen, dass niemand in der Zwischenzeit gestorben war. Wie gesagt, so nett er auch war und so sehr ich ihn verstand, Yoongi war immer noch gefährlich. Mein Herz zog sich ein wenig zusammen, wenn ich das so sagte, aber ich konnte ihm nicht trauen.

Zumindestnoch nicht.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt