Wir saßen noch für eine Weile so da und sagten nichts. Ich hoffte stark, dass er wirklich auch etwas an der Situation ändern wollte und das nicht nur sagte, damit ich mich besser fühlte. Oder dass er es nur tat, weil ich ihn darum gebeten hatte.
"Willst du noch Kekse backen?", flüsterte er.
"Wenn du Lust dazu hast."
"Na dann, auf auf!", meinte Yoongi grinsend und klopfte sanft mir auf den Oberschenkel. Ich stand auf und zog ihn mit hoch.
Wie es auch kommen musste, endete unser Backversuch dieses Mal genauso in einem Chaos wie die Letzten. Wir führten eine anfangs kleine Mehlschlacht, die später aber ziemlich außer Kontrolle geriet. In der Küche sah es aus, als hätte es geschneit, doch das störte mich nicht. Yoongi und ich hatten so viel Spaß wie schon lange nicht mehr.
Es waren diese Momente, die ich so vermisste. Die kleinen, unvergesslichen und meist ganz banalen Erinnerungen. Wenn ich es schaffte, dass er seinen Fokus mehr auf genau diese richtete, dann würde er vielleicht erkennen, dass das Leben eigentlich wirklich schön war. Selbst wenn man manchmal das Gefühl hatte, dass man in all der Scheiße förmlich ertrinkt und man alles nur noch beenden will. Aber genau dann retteten einen diese Momente.
"Für dein Alter hast du aber schon viele graue Haare", lachte mein Freund, während er mir noch mehr Mehl ins Gesicht pustete.
"Du solltest dich mal sehen", kicherte ich. "Aber weiß steht dir. Vielleicht solltest du dir die Haare färben."
"Mhm klar, am besten noch eine schön auffällige Farbe", erwiderte er sarkastisch.
"Sicher. Was hältst du von blau? Oder pink?"
"Wenn schon rot, dann sieht das Badezimmer lustig aus, wenn ich mir die Haare wasche."
"Nicht doch, sonst kommt die Polizei noch vorbei und nimmt dich mit."
Mit einem leicht dreckigen Grinsen auf den Lippen sah er mich an. "Also ich hätte kein Problem damit, wenn du mich verhaften würdest."
Spaßhalber boxte ich ihm leicht gegen die Schulter. "Du wieder", lachte ich. Yoongi konnte sich sein Lachen auch nicht verkneifen und stimmte mit ein.
Nachdem wir die Küche und uns selbst wieder sauber gemacht hatten, verbrachten wir ausnahmsweise wieder einmal den restlichen Tag entspannt. Wir saßen auf der Couch, sahen uns eine Serie an und aßen unsere selbstgemachten Kekse. Yeo saß zwischen uns und machte es sich gemütlich.
Den verstand ich mittlerweile auch schon besser. Keine Ahnung woran das lag, aber ich hatte das Gefühl, nun besser mit ihm kommunizieren zu können. Das führte häufig auch zu kleinen Auseinandersetzungen, aber im Großen und Ganzen hatten wir uns gerne. Yoongi schüttelte dann meist nur den Kopf und ignorierte unsere Streitereien, manchmal aber hörte er uns amüsiert zu.
So ruhig und angenehm die Stimmung auch gerade war, eine Frage bedrückte mich trotzdem noch. Natürlich bemerkte mein Freund dies sofort und fragte besorgt nach.
"Wie soll ich das mit der Arbeit anstellen? Ich meine, ich habe fast keine Selbstkontrolle und was ist, wenn jemand verletzt oder ermordet wird?", erklärte ich leise.
Ohne mich dabei anzusehen nahm er meine Hand und drückte sie fest. "Also wenn das jemand kann, dann du. Du beeindruckst mich schwer. Vielleicht magst du noch absolut keine Erfahrung haben, aber was deine Beherrschung angeht... da habe ich schon welche in meinem Alter getroffen, die nicht annähernd so gut waren wie du. Klar, das ist verdammt schwer, aber man könnte meinen, du machst das schon für Jahre. Und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde mir gar nicht auffallen, dass du kein Mensch mehr bist, wenn du deine Maske trägst. Du machst das wirklich gut, das muss man zugeben", ermutigte er mich. "Ich bin stolz auf dich."
Seine Worte waren unerwartet, was sie nur noch schöner machten als so schon. Ich war wirklich unsicher, doch Yoongi schaffte es, mir dieses Gefühl zu nehmen. Zumindest für den Moment, denn als ich zwei Tage später, in denen ich mich noch einmal intensiv auf meine Kontrolle konzentriert hatte, wieder vor dem altbekannten Gebäude stand, wurde ich ein wenig nervös.
Hoffentlich ging alles gut.
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hunted || taegi
Fanfiction"Es war schon fast zu ruhig. Normalerweise hörte ich immer irgendwelche Tiere oder Insekten auf dem Weg, doch diesmal war keine Spur davon zu entdecken. Mein Bauchgefühl sagte mir auch, dass etwas nicht stimmte, aber ich konnte nicht sagen, was fals...