66 | insane

93 7 11
                                    

Sobald ich zu Hause war, warf ich meine Jacke und Schuhe in eine Ecke und ließ mich auf die Couch fallen. Die Uhr auf meinem Handy verriet mir, dass es bereits halb eins in der Nacht war. Eigentlich wollte ich nur noch schlafen, aber ich konnte nicht ins Bett bevor Yoongi nicht zurück war.

Zu meinem Glück kam er nur knapp fünf Minuten nach mir durch das Fenster gekrochen. Gerade als ich schlafen gehen wollte, umarmte er mich von hinten. "Tut mir leid wegen vorhin", flüsterte er in mein Ohr. An seiner Stimmlage erkannte ich aber, dass es ihm immer noch nicht wieder ganz gut ging. Es schwang noch ein bisschen Wahnsinn mit, ich wollte gar nicht wissen, was tatsächlich in ihm vorging.

"Alles gut. War heute einfach ein bisschen viel", meinte ich müde. "Wie sieht deine Wunde aus?"

"Schon längst wieder weg", kicherte er.

"Ich glaube, ein wenig Schlaf würde dir guttun."

"Ich kann's mal versuchen. Bin schon ziemlich fertig", murmelte Yoongi. Immerhin sah er es selber ein und wehrte sich nicht.

Durch das fahle Licht, welches durch das Fenster fiel, erkannte ich, dass er überall blutverschmiert war. Misstrauisch sah ich ihn an. "Keine Sorge, ist nur mein eigenes. Sobald ich weiter weg war, konnte ich wieder atmen und musste dadurch husten. Kam einiges hoch, meine Lunge wurde schließlich durchbohrt", erklärte er mir grinsend. Machte Sinn, an seiner rechten Hand klebte auch einiges davon, anscheinend hat er versucht, es wegzuwischen.

Schnell verschwand er im Badezimmer und duschte. Währenddessen zog ich mich um und verkroch mich bereits im Bett. Es dauerte nicht lange, bis Yoongi sich zu mir kuschelte und seinen Kopf auf meiner Brust ablegte. Manchmal machte er das, nur damit er meinem Herzschlag lauschen konnte. Das konnte er auch so, aber es gab ihm zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit, von Liebe und von Leben. Außerdem war es verdammt süß.

Bevor ich mich schlafen legte, stellte ich mir noch einen Wecker. Vier bis fünf Stunden Schlaf würden schon reichen, redete ich mir ein.

Aber natürlich taten sie das nicht. Zumindest nicht nach so einem Tag, denn als ich wieder aufwachte, war ich gefühlt nur noch müder als zuvor. Vielleicht hätte ich auch einfach durchmachen sollen, hat bereits schon einmal geklappt.

Yoongi lag friedlich schlafend neben mir. Ihn wecken konnte ich nicht, aber das hätte ich sowieso nicht gemacht. Wenn er schlief, dann hatte das seine Gründe und er hat gestern sehr viel durchgemacht, er brauchte die Energie.

Still machte ich mich fertig für die Arbeit. Es war irgendwie seltsam, sozusagen alleine zu sein. Witzig, wie schnell ich mich doch an seine Gesellschaft gewöhnt hatte.

Gerade als ich gehen wollte, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Es war Yoongis, er rief meinen Namen. Kopfschüttelnd ging ich zurück ins Zimmer und setzte mich neben ihn. "Du sollst dich doch ausruhen, das kostet nur unnötig Energie. Schreib mir einfach, wenn du wieder wach bist, okay?", sagte ich sanft und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Gemütlich machte ich mich auf den Weg und genoss die Stille. Von kranken Typen, die betrunken am Steuer saßen und kleine Kinder überfuhren, oder aggressiven Lovern war keine Spur, zumindest noch nicht. Die Ruhe vor dem Sturm, würde ich sagen.

Der Sturm jedoch war kein weiterer Fall oder derartiges, sondern mein bester Freund, Jimin.

"Yah Taehyung, was kommst du heute so spät?", fragte er mich ungeduldig.

"Ich bin ausnahmsweise mal pünktlich und komme nicht zu früh. Guten Morgen übrigens."

"Dir auch guten Morgen. Naja beeil dich jetzt jedenfalls, wir müssen heute unbedingt noch ein paar Bekannte befragen. Hat dir Namjoon eigentlich den Bericht geschickt?", überfiel er mich.

Seufzend setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. "Hat er, gerade, als wir nicht mehr zu Hause waren. Hab ihn aber noch nicht gelesen", erklärte ich. "Hier, lies mit."

Jimin stützte sich locker mit einer Hand an meinem Schreibtisch ab und starrte auf den Bildschirm. Tatsächlich stand in dem Bericht nichts neues, geschweige denn etwas Interessantes.

"Grundsätzlich ist das Beweis genug dafür, dass er es wirklich gewesen ist", meinte er.

"Trotzdem sind noch einige Fragen offen."

Wir beschlossen, uns am Vormittag erst mit weiteren Dokumenten zu langweilen, ehe wir uns gemeinsam mit Jeongguk auf den Weg machten. Zum Glück verging der Tag schneller als gestern und wir konnten relativ pünktlich aufhören.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt