57 | special

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Panisch sah ich ihn an. "Wie jetzt? Was sollte er wissen?"

"Keine Ahnung, anfangs habe ich jedenfalls ziemlich viel Angst gespürt. Er hat sie gut überspielt und über den Abend hinweg ist sie sowieso verschwunden, aber ich weiß nicht." Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich ihn verzweifelt gesehen hatte.

"Naja als ich dich zum ersten Mal angesprochen habe, hatte ich auch ein ungutes Gefühl", erklärte ich vorsichtig.

"Das war auch gewollt, weil ich wusste, dass du darauf anspringst", meinte er leicht verärgert. Er redete nicht gerne über "damals", denn er fühlte sich immer schlecht, wenn er daran dachte, dass er mich fast umgebracht hat.

Entschuldigend drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen. Da es hier
trotz des Schutzes meines Autos zu gefährlich war, fuhren wir wieder nach Hause. Auch diesmal schien es für ihn ein Kinderspiel zu sein, er wich allem und jedem mit Leichtigkeit aus.

Sobald wir zu Hause waren, trank ich ein Glas Wasser und zog mich um. Die Zweifel in mir wurden nur noch größer, deshalb beschloss ich, direkt ins Bett zu gehen. Yoongi folgte mir und legte sich zu mir.

Meine Gedanken jedoch hielten mich davon ab, zur Ruhe zu kommen. Es war eine einzige Zwickmühle, ich wollte weder Yoongi noch Jimin verlieren. Warum musste alles immer so kompliziert sein?

"Das wird schon, versprochen", versuchte mein Freund mich zu beruhigen. "Es mag sich jetzt vielleicht hart anhören, aber wenn er es erfahren soll, und das wird früher oder später passieren, wenn du mich noch länger erträgst, dann von dir persönlich. Du bist sein bester Freund, er wird dir zur Seite stehen."

Verletzt blickte ich in seine leicht leuchtenden Augen. "Du warst im Auto doch genauso verzweifelt. Wir wissen beide, was passieren wird, wenn ich dich an Seokjin erinnern darf."

Er stützte sich auf einem Arm ab und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. "Ich war deswegen verzweifelt, weil in nicht weiß, ob ich dir guttue. Nein, ich weiß es, schließlich nehme ich dir alles was dir lieb und teuer ist. Wegen mir hast du einen deiner besten Freunde verloren und eine zweite Freundschaft ist in Gefahr. Selbst du bist nicht sicher."

Das war's. Vereinzelte Tränen rollten stumm meine Wangen hinab. "Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du mein Herz gestohlen hast", flüsterte ich und verließ das Zimmer. War das wirklich sein ernst? Ich habe ihm schon so oft gesagt, was er mir bedeutete, aber anscheinend hörte er mir nicht richtig zu. Es verletze mich, wenn er das sagte. Er bemerkte doch jede meiner Emotionen, warum also konnte er nicht einsehen, dass das nicht stimmte?

Absichtlich machte ich im Wohnzimmer das Licht an, bevor ich ins Badezimmer ging und die Tür hinter mir schloss. Yoongi schien es zu verstehen und ließ mich in Ruhe.

Weinend lehnte ich mich an die Wand und rutschte an ihr entlang auf den kalten Boden. Weshalb stellte er mich vor solch eine Wahl? Er hat es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber die Nachricht kam klar und deutlich rüber. Entweder ich blieb bei ihm oder meinen Freunden, und aus seiner Sicht waren meine Freunde wichtiger.

"Taehyung", hörte ich es leise von der anderen Seite der Tür, "darf ich bitte hereinkommen?"

Zögernd stimmte ich zu. So sehr er mir auch weh getan hatte, er war immer noch die Person, die ich im Moment am meisten brauchte.

Vorsichtig setzte er sich neben mich, ließ aber zwischen uns einen kleinen Abstand. "So war das nicht gemeint", fing er an. "Ich will einfach nicht, dass du alles wegen mir aufgeben musst. Alles, was ich will, ist, dass du glücklich bist, verstehst du? Als ich dich heute mit Jimin reden gehört habe, habe ich bemerkt, wie viel er dir bedeutet. Ihr habt euch in dieser einen Woche doch schon so sehr vermisst, wie würde es dir gehen, wenn ihr euch streiten würdet?"

Ich blickte auf und sah ihn an. "Verstehst du denn nicht, dass ich mit dir glücklich bin?"

"Aber bist du es noch in zehn Jahren?"

"Scheiß auf das, was in zehn Jahren ist. Wir leben hier und jetzt, nicht in der gottverdammten Zukunft. Und das, was mich jetzt am glücklichsten macht, bist du. Wer weiß, ob Jimin und ich in zehn Jahren noch Kontakt haben? Vielleicht wird er zum übelsten Arschloch und ich will gar nichts mehr mit ihm zu tun haben? Das weiß niemand, Yoongi. Nicht einmal du. Aber dann kann ich wenigstens glücklich auf die Zeit mit ihm zurückblicken, so wie auf das, was wir jetzt haben", schoss es aus mir. Das musste einfach gesagt werden, vielleicht würde er mich nun verstehen.

Für eine Weile lang herrschte Stille. Er schien ein passendes Wort oder einen Satz zu suchen, aber es fiel ihm nichts ein, also umarmte er mich einfach. Erst verkrampfte ich mich ein wenig, doch dann brach ich erneut in Tränen aus und legte meinen Kopf in seinen Schoß. Beruhigend strich er mir durch die Haare.

"Immer wenn ich denke es geht nicht mehr, dann beweist du mir nur noch einmal, wie besonders du doch bist", wisperte er sanft.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt