83 | hunter

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Seokjin, der mittlerweile leichenblass geworden war, suchte Halt hinter mir. Seine Angst machte mich verrückt. Wie schlimm musste er bitte sein, dass sein bloßer Anblick solche Gefühle in ihm hervorbrachte?

"Ich dachte, du wärst bei deinen Eltern", meinte er mit einem gefährlichen Unterton. Mich und Jeongguk blendete er komplett aus.

"Ähm, lange Geschichte-", setzte Jin zum Reden an, doch noch während er sprach, holte Namjoon mit der flachen Hand aus. Ich jedoch war schneller und fing diese ab, woraufhin mich alle geschockt anstarrten.

"Vergiss es", murmelte ich und sah ihm tief in die Augen.

Verzweifelt versuchte er, sich aus meinem Griff zu lockern, aber es gelang ihm nicht. "Lass mich los, du ekelhaftes Miststück", fluchte er. "Eigentlich kämpfe ich für die Menschheit, aber alle, die sich mit diesen wertlosen Geschöpfen zusammentun, gehören genauso in die Hölle."

Das war der Punkt, an dem ich jegliche Kontrolle über mich verlor. Ich wusste nicht einmal warum, aber alleine sein Gesicht regte mich auf. Wie konnte ich anfangs überhaupt denken, dass er nett war? Alles an ihm ist einfach falsch. Doch der Fakt, dass er Seokjin wie Dreck behandelte, war das Schlimmste von allen. Wahrscheinlich reagierte ich deswegen so über, aber irgendwie hatte er es auch verdient, jedenfalls bereute ich nichts.

"Zum Glück bin ich keiner", lachte ich teuflisch und ließ meine Maske fallen, ehe ich mich hinter ihn stellte und ihn so festhielt, dass er sich nicht wehren konnte. "Weißt du, eigentlich gehören Menschen nicht zu meiner Beute, aber bei dir mache ich eine Ausnahme", flüsterte ich ihm ins Ohr.

Namjoon versuchte immer noch, so gelassen wie möglich zu wirken, doch ich konnte seine Angst spüren. Sie war so groß, dass ich das Gefühl hatte, er würde vor Panik platzen. Irgendwie gefiel es mir, solch eine Macht über ihn zu haben. Der Jäger wurde zum gejagten und er konnte nichts dagegen tun. Ich konnte mich nun für alles rächen, was er Yoongi oder Seokjin angetan hatte.

Langsam biss ich zu, damit sich für ihn jeder Moment wie eine kleine Ewigkeit anfühlte. Er sollte so viel leiden wie möglich, doch bei dem Geschmack seines Blutes konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Jedes Tier, das ich bis jetzt erlegt hatte, war nichts im Vergleich dazu. Ich konnte jede seiner Emotionen viel deutlicher schmecken. Wahrscheinlich war es seine Angst, die so süß auf meiner Zunge verging, ich wusste es nicht, jedenfalls konnte ich mich einfach nicht zurückhalten.

Es war falsch, was ich tat, aber warum fühlte es sich dennoch so gut an?

Darüber konnte ich nicht lange nachdenken, denn ich fühlte, wie jemand mich davon abhielt, weiter zu machen. Yoongi hatte mich von hinten fest im Griff und löste mich von Namjoon, welcher zu Boden sackte. Keine Ahnung, was er machte, aber mir lief es kalt den Rücken hinunter.

"Taehyung, wir essen keine Menschen, vor allem keine Jäger. Du kannst von Glück sprechen, dass er dumm genug war und sich nicht geschützt hat", mahnte er mich und sah mir dabei tief in die Augen. Dann bückte er sich und zog den schwachen Körper an den Haaren hoch. "Und du kannst von Glück sprechen, dass er es war und nicht ich, denn ich hätte dich zu einem von uns gemacht", wisperte er. Yoongi konnte wirklich verdammt gruselig sein, dass musste man ihm lassen. Fand ich aber geil.

Er ließ ihn wieder los und wandte sich an mich. "Ich kümmere mich darum, schaff du die anderen zu uns nach Hause", befahl er mir. Ich nickte und zog Jin und Jeongguk an der Hand in Richtung unserer Wohnung. Zum Glück war es nicht sonderlich weit und Jimin folgte mir, ohne ein Wort zu sagen. Obwohl er davon wusste, schien er ziemlich geschockt zu sein. Die beiden anderen waren aber viel erschrockener.

Hoffentlich konnte ich diesen Fehler irgendwie wieder gerade bügeln.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt