69 | truth

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Seufzend gab ich nach. "Wenn du mich noch einmal anlügst, dann schwöre ich dir, dass das das Letzte ist, was du tust."

"Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen", sagte er zuversichtlich.

Ich nickte leicht und machte Anstalten, den Raum zu verlassen, da umarmte Seokjin mich von hinten und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter. "Es tut mir so leid", flüsterte er. "Hätte ich gewusst, wie er wirklich ist..."

Erst wollte ich mich von ihm lösen, doch dann hörte ich sein leises Schluchzen. Es war wohl wirklich ernst.

Vorsichtig drehte ich mich um und nahm ihn in den Arm. Zum Glück beruhigte er sich schnell wieder, trotzdem standen wir für etwa fünf Minuten einfach nur so da. Irgendwie tat es gut und war befreiend, aber es fühlte sich noch leicht fremd an. Ich brauchte einfach meine Zeit, aber hoffentlich würde bald wieder alles beim Alten sein, insofern er mir die Wahrheit erzählte. Ich vermisste ihn ja schon irgendwo.

"Tut mir leid, ich muss wieder. Falls wir uns auf der Straße sehen, komm nicht auf mich zu, und bitte ruf mich auch nicht an oder so", bat er mich. "Außer Jimin und Yoongi darf niemand was von diesem Gespräch wissen. Ach ja, und grüß die beiden bitte von mir."

"Ist gut. Ich werde ihnen aber erklären, was wirklich los ist, okay?"

Seokjin nickte und schob mich zur Tür hinaus, flüsterte mir aber noch ein ehrliches Danke ins Ohr, bevor sich unsere Wege trennten. Ich machte mich wieder auf den Weg zurück zur Arbeit. Gerade als ich in Richtung Büro ging, kam mir Jimin entgegen.

"Hey Chim, hast du heute Abend Zeit?", hielt ich ihn auf. Zu meiner Verwunderung schüttelte er den Kopf und grinste leicht. Für mich war das Antwort genug, ich verstand direkt, was er später noch vorhatte.

"Na endlich, das hat aber lange gedauert", sagte ich leicht lachend. "Aber geh's langsam an, Jeongguk stirbt so schon halb, wenn er dich bloß sieht."

"Keine Sorge, ich pass' schon auf", meinte er. "Aber warum fragst du?"

Wenn er nach der Arbeit keine Zeit hatte, dann musste ich es ihm eben jetzt erzählen. Also zog ich meinen besten Freund mit in mein Büro und erklärte ihm, was Seokjin mir gesagt hatte. Jimin sah mich erst genauso skeptisch an, war dann aber auch der Meinung, dass ich ihm vorerst vertrauen sollte, ihm jedoch nicht gleich alles erzählen sollte. Nicht nur wegen Jin, sondern auch, weil wir nicht wussten, wie weit Namjoon tatsächlich ging.

Zum Glück verging der restliche Tag relativ schnell und ich konnte rechtzeitig nach Hause gehen. Die Haustür zugesperrt, wahrscheinlich war Yoongi noch unterwegs. An und für sich kein Problem, jedoch hatte ich heute Morgen meinen Schlüssel liegen lassen, heißt ich war nun ausgesperrt.

Leise fluchend kramte ich mein Handy aus meiner Tasche und schrieb ihm eine Nachricht.

Taehyung
Wo bist du? Ich hab meinen
Schlüssel Zuhause liegen lassen
und bin jetzt ausgesperrt ㅠ^ㅠ

Ich sah zwar, dass er es gelesen hatte, aber ich bekam keine Antwort, also legte ich es wieder weg und setzte mich vor die Tür. Lang würde es sicher nicht dauern.

Aus dem nichts stand er plötzlich vor mir. "Oh Gott erschreck' mich doch nicht so", sagte ich und fasste mir ans Herz. Yoongi musste lachen und zog mich hoch, damit er die Wohnung aufsperren konnte.

"Tut mir leid, ich war auf dem Dach", entschuldigte er sich.

"Alles gut", meinte ich und ging direkt in die Küche, um mir etwas zum Essen zu machen. Ich hatte bis jetzt kaum etwas gegessen und dementsprechend einen riesigen Hunger.

Wir redeten viel und auch ihm erzählte ich von meiner Begegnung mit Seokjin. Als ich ihm die Sache mit Namjoon erzählte, seufzte er und legte den Kopf in seine Hände. "Arbeitet Jin noch?", fragte er mich leise.

"Wenn du schnell bist, erwischt du ihn. Aber pass auf." Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, verschwand er schon aus der Tür. Hoffentlich lief er nicht Namjoon oder sonst wem über den Weg.

Gemütlich aß ich mein Abendessen und setzte mich danach auf die Couch. Für eine gute halbe Stunde war ich alleine und verbrachte meine Zeit auf Twitter, ehe ein leicht aufgebrachter Yoongi sich neben mich setzte. Fragend sah ich ihn an, doch er zog nur seine Beine an und vergrub den Kopf in seinen Knien. "Ein falscher Schuss und ich bin tot", murmelte er. "Außerdem muss Seokjin da weg. So schnell wie möglich."

"So schlimm?"

"Ich dachte immer, ich bin verrückt, aber der hat komplett den Verstand verloren. Naja, er hat auch seine Seele verkauft, obwohl er eigentlich richtig intelligent ist."

"Warte das geht? Satan kann einfach deine Seele klauen?", hakte ich nach.

"Nein nicht wirklich. Es gibt da diesen einen... sagen wir Zauber, der ist ziemlich aufwendig. Stell dir vor, du backst einen Kuchen. Damit der schmeckt und schön aufgeht, musst du deine Seele unterrühren. Wenn du den isst, hast du quasi einen Wunsch frei. Und genau das hat er gemacht, warum auch immer. Er darf seinen Wunsch aber auf keinen Fall laut aussprechen, sonst stirbt er auf der Stelle, auch wenn seiner ziemlich offensichtlich ist", versuchte er mir zu erklären.

Fragend sah ich ihn an. "Er hat es echt auf mich abgesehen, da ich scheinbar seinen Vater vor ein paar Jahren gefrühstückt habe. In Wirklichkeit hat der Typ keine Ahnung vom Jagen, das weiß er auch aber er will mich unbedingt umbringen, deshalb hat er es gemacht", erzählte er.

"Und wenn er es sagt klopft Satan an seiner Tür und nascht Namjoons Seelenkuchen", meinte ich belustigt.

"Satan hält sich da grundsätzlich raus, er sammelt nur das ein, was bereits tot ist. Eigentlich ein korrekter Typ, ich könnte bestimmt ein gutes Wort für dich einlegen." Beim letzten Satz musste er grinsen.

Spielerisch boxte ich ihm gegen die Schulter. "Als ob ich ich die Hölle komme. Noch habe ich keinen umgebracht."

"Doch, mich", sagte er und fasste sich ans Herz. Theatralisch packte er seine Hand an seine Stirn und ließ sich nach hinten fallen. Wer war jetzt die Dramaqueen hier?

Lachend beugte ich mich über ihn. "Oh nein, jetzt muss ich dich wohl wiederbeleben", kicherte ich und küsste ihn.

"Na wenn du das wiederbeleben nennst, dann hoffe ich stark, dass du nie ernsthaft jemanden reanimieren musst."

"Aber du bist wieder bei Bewusstsein, also hat es geklappt, oder etwa nicht?"

Ohne etwas zu sagen zog er mich näher an sich heran und küsste mich wieder. Bevor ich irgendetwas machen konnte, hatte er uns auch schon wieder umgedreht. Ich grinste leicht in den Kuss hinein. So süß er auch war, er zeigte in gewissen Punkten einfach gerne seine Dominanz, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil, es gefiel mir, wenn er schon fast besitzergreifend war.

Diesmal war er von Anfang an nicht sonderlich sanft. Er hatte sich auch offensichtlich sämtliche Schwachstellen gemerkt, denn im Handumdrehen war ich nicht mehr als ein stöhnendes Wrack und gab mich lustvoll jeder Bewegung von Yoongis Seite aus hin.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt