46 | calm

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"Alles gut bei dir?", erkundigte Yoongi sich.

Natürlich wusste ich, dass er wusste, dass es mir gerade überhaupt nicht gut ging, trotzdem nickte ich und gab ihm die Tüte mit den Konserven. Zum Glück sagte er nichts weiter dazu und dafür war ich ihm sehr dankbar war, auch wenn ich es nicht aussprach.

Mein Gehirn rauchte förmlich. Ich konnte Jin schlecht erklären, warum ich diese Konserven brauchte. Aber ganz konnte Yoongi nicht darauf verzichten, ansonsten musste er öfter in das Gefängnis und dann würde die ganze Stadt in Panik geraten, schließlich war der Mörder wieder da. Zudem würden sie das Gefängnis nur noch besser bewachen als sowieso schon, und wenn er dann erwischt werden würde, wüsste ich nicht, wer diesen Kampf gewinnt. Kam ganz auf die Situation drauf an. Und wenn der Fall wirklich eintreten sollte und die Kriminalitätsrate sank, gab es weniger Auswahlmöglichkeiten und irgendwann würden auch da die Opfer ausgehen.
Aus der Stadt fliehen könnte er auch nicht, denn diese Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer.

Da kam mir plötzlich eine Idee.

"Hey Yoongi, kannst du dich theoretisch auch von Tieren ernähren?", fragte ich vorsichtig.

"Du meinst ich soll einen auf Twilight machen? Tatsächlich stimmt einiges, was in der Buchreihe steht, schließlich hat Stephenie Meyer sich viel mit Vampiren auseinandergesetzt. Sie kannte welche persönlich, aber keiner von uns hat ihre Idee je umgesetzt. Vielleicht klappt es ja so gut wie bei ihr", überlegte er.

"Als ob der Scheiß echt stimmt", meinte ich verblüfft. "Wachsen deine Gliedmaßen auch wieder an, wenn ich sie dir abschneide und neben dir liegen lasse?"

Entsetzt sah er mich an. "Taehyung, bitte schlag dir diesen Gedanken ganz schnell wieder aus dem Kopf. Ich will das nicht ausprobieren, zumindest nicht an mir."

"Dachtest du echt, ich würde dir einen Arm abschneiden?"

"Nein aber ich habe einmal fast ein Bein verloren. Mein Knochen war bereits durchgesägt. Einer der schlimmsten Schmerzen, die ich je gespürt habe, vor allem, weil ich damit noch wegrennen musste. Aber der alte Mann kam nie dazu, es mir ganz zu nehmen, also hinterließ er so gesehen nur einen sehr tiefen Schnitt und das heilte innerhalb von zwei Tagen wieder komplett", erzählte er. "Hat aber eine ordentliche Narbe hinterlassen."

Alleine die Vorstellung schmerzte in meinem Bein. "Ich habe schon einige abgetrennte Arme und Beine gesehen, auch Köpfe und irgendwelche Organe, die verstreut im Garten lagen aber das ist echt... schlimm", murmelte ich.

"Es ist noch dran, also alles halb so wild", lachte er. Schön, dass wenigstens er das relativ locker hinnehmen konnte.

Der restliche Nachmittag verlief ziemlich ruhig. Wir erledigten diverse Einkäufe und gingen spontan ins Kino, schließlich musste ich meine letzten freien Tage noch ausnutzen. Normalerweise hatte ich keine Zeit für so etwas, deswegen genoss ich es umso mehr.

Am Abend schob ich mir eine Fertigpizza in den Ofen, da ich keine Lust hatte um etwas richtiges zu kochen. Yoongi machte sich einen von seinen besonderen Drinks. Er war sehr kreativ, was die Verarbeitung von Blutkonserven anging, denn normal würden sie wie "mit Dreck vermischt, geschluckt und wieder ausgespuckt" schmecken.

Nach dem Essen verweilten wir ein wenig auf der Couch und redeten über belanglose Dinge. Um kurz vor halb zwölf gingen wir dann ins Bett, ich war um ehrlich zu sein ziemlich müde. Wie gestern legte er sich wieder neben mich, diesmal umarmte er mich von hinten. Irgendwie war das lustig, weil ich doch mindestens einen halben Kopf größer war als er, aber das störte nicht.

Langehielt mein Schlaf jedoch nicht an, denn ich wurde durch ein leises Stöhnen ausdem Wohnzimmer geweckt.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt