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Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein, jedenfalls wachte ich in meinem Bett auf und ich konnte mich nicht daran erinnern, wieder ins Zimmer gegangen zu sein. Mein Kopf tat höllisch weh und zudem bemerkte ich, dass ich mir wohl eine Erkältung eingefangen habe. Und wo war überhaupt Yoongi?

Langsam stand ich auf und ging in die Küche. Während ich mir einen Kaffee machte, schluckte ich eine Kopfwehtablette. Das wird heute ein Spaß auf der Arbeit.

Keine fünf Minuten später hörte ich ein Rascheln im Wohnzimmer. "Sind deine Füße sauber?", rief ich.

"Ja sind sie. Dir auch guten Morgen", hörte ich Yoongis vertraute Stimme sagen.

Er setzte sich zu mir an den Tisch und sah mich besorgt an. "Bist du krank?", wollte er wissen.

"Glaub schon, aber es geht. Wird mich nicht umbringen", meinte ich.

"Warte, da habe ich was." Schnell verschwand er im Schlafzimmer und holte etwas aus dem Schrank, ehe er zurückkam und Wasser kochte. Nebenbei zerbröselte er irgendein Kraut und noch etwas, was ich leider nicht identifizieren konnte.

"Bist du dir sicher, dass das mich nicht umbringt?", fragte ich zögernd.

"Ich habe sie beschriftet, keine Sorge. Das hier wirkt Wunder, wirst schon sehen."

Ich konnte nicht anders als aufzustehen und ihn von hinten zu umarmen. "Tut mir leid wegen gestern. Ich habe überreagiert", entschuldigte ich mich.

Yoongi drehte sich um und sah mir tief in die Augen. "Hast du nicht, ich bin derjenige, der Mist gebaut hat."

Sanft zog ich ihn in einen Kuss, der mehr als tausend Worte sprach. Er wurde immer intensiver, aber das kochende Wasser auf dem Herd machte sich bemerkbar und wir mussten uns voneinander lösen. Ich musste grinsen, irgendwas kam immer dazwischen.

"So gefällst du mir schon besser", meinte er lächelnd und widmete sich wieder dem Wasser.

In der Zwischenzeit zog ich mich um und ging ins Badezimmer. Als ich in den Spiegel blickte, bemerkte ich, wie fertig ich eigentlich aussah. Meine Gesichtsfarbe glich mehr einer Wand und das ließ meine Augenringe nur noch mehr hervorstechen als so schon. Zudem waren meine Augen vom vielen weinen leicht angeschwollen. Nichtsdestotrotz führte ich meine Morgenroutine weiter und machte mich fertig.

"Ich habe dir den Tee in deine Tasche gepackt. Schmeckt nicht gut, aber ist nicht so scheußlich wie das eine Gebräu, das du mal trinken musstest. Er erfüllt jedenfalls seinen Zweck", hörte ich Yoongi aus dem Wohnzimmer sagen.

"Danke", antwortete ich. "Du denkst auch an alles. Was würde ich nur ohne dich tun."

"Mindestens 'ne Woche krank im Bett liegen", lachte er. Schmunzelnd verließ ich den Raum und zog mir meine Jacke und Schuhe an. Mein Freund tat es mir gleich und ich schnappte mir noch meine Tasche, bevor wir aus der Wohnung gingen.

Sobald wir draußen in der Kälte standen, hörte ich nur, wie Yoongi leise "Oh, Yeo" murmelte. Verwirrt sah ich ihn an. "Yeo?"

"Die Katze von gestern. Ich habe ihm den Namen gegeben, weil er meinte, er hätte keinen", erklärte er.

"Du kannst mit denen sprechen?", wollte ich wissen.

"Mehr oder weniger. Also ich spreche nicht deren Sprache, das ist selbst für mich unmöglich, aber ich kann es... deuten? Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, jedenfalls habe ich über die Jahre gelernt, irgendwie mit ihnen zu kommunizieren."

Langsam steuerte er auf den Wollknäul an der Ecke der Hauswand zu und hockte sich vor ihn hin. "Was machst du denn hier?", fragte er leise und streckte seine Hand aus. Tatsächlich legte der Kater seine Pfote auf seine Handfläche und miaute zurück. Yoongi schien zu überlegen, doch dann nickte er nur und meinte, er würde später noch einmal kommen. Wir wollten gerade weitergehen, da sah das Tier mich schief an und miaute.

"Das ist Taehyung, mein Freund", sagte er und drehte sich zu mir. "Er scheint dich nett zu finden."

Lächelnd bückte ich mich zu ihnen hinunter und streckte erst meine Hand aus, bevor ich Yeo hinter dem Ohr kraulte. "Freut mich, dich kennenzulernen." Wir verweilten für eine kleine Weile in dieser Position, ehe wir uns von ihm verabschiedeten und uns wieder auf den Weg machten.

"Aber eines verstehe ich nicht ganz", meinte ich. "Wie kommt es, dass er so... menschlich wirkt? Ich meine er hat anscheinend gezielt nach mir gefragt, aber warum?"

Yoongi lachte leicht. "Katzen sind sehr intelligente Tiere. Sie verstehen unsere Sprache fast Wort für Wort, solche Situationen sind eigentlich normal. Bei euch Menschen machen sie so etwas nicht, weil sie wissen, dass ihr sie nicht versteht. Also schon in gewisser Weise, aber hast du verstanden, warum er dich angemiaut hat?"

Ich schüttelte den Kopf. "Siehst du? Für mich hat es Sinn gemacht, und Katzen wissen nun einmal, dass ich... anders bin und sie deswegen eher verstehe", erklärte er mir.

"Also zusammengefasst heißt das nichts anderes als dass Katzen denken, wir wären dumm und deswegen machen sie auch einen auf dumm", wiederholte ich.

"Ich würde nicht behaupten, dass sie der Meinung sind, Menschen wären dumm, aber prinzipiell ja. Es ist einfacher für sie." Gar keine so dumme Taktik, wenn man darüber nachdachte. Vielleicht sollte ich mir das merken, dann würde ich mir sehr viele unnötige Diskussionen ersparen.

Bevor ich mich von Yoongi trennte und zur Arbeit ging, küsste ich ihn noch ein letztes Mal. Dann betrat ich das Gebäude und steuerte mein Büro an, doch Jimins Stimme hielt mich davon ab. Er schien mit jemandem zu telefonieren und er wirkte schon fast genervt. Ich wusste, dass es falsch war, aber die Angst in mir war zu groß, als dass ich sie ignorieren konnte, deswegen hörte ich ihm unauffällig zu.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt