55 | reunion

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Ich hatte noch nicht einmal ordentlich meine Jacke ausgezogen, da wurde ich schon von Jimin in eine dicke Umarmung gezogen. "Das war die langweiligste Woche aller Zeiten. Ich hab dich vermisst."

Es war schön, ihn wieder zu sehen. Wir waren zwar nicht lange getrennt voneinander, dennoch bemerkte ich, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst hatte. "Ich dich auch, bro", erwiderte ich.

"Na so sehr kannst du mich gar nicht vermisst haben", lachte er und drückte auf einen der Flecken an meinem Hals. "Scheinst ordentlich Spaß gehabt zu haben."

Ich konnte nicht anders als zu Grinsen. "Lange Geschichte. Aber erzähl, was ist bei dir in der letzten Woche so passiert? Oder bei der Arbeit? Gab's Drama, von dem ich wissen sollte?", erkundigte ich mich, während wir uns an meinen Schreibtisch setzten.

Sofort fing er an zu erzählen. Anscheinend war hier nichts Interessantes passiert, nur mehrere kleine Fälle und Beschwerden, aber nichts, auf das er genauer einging. Verpasst hatte ich also nichts, es war nicht einmal etwas zwischen den Leuten hier passiert. Er hatte recht, das war wohl die langweiligste Woche aller Zeiten. Selbst Yoongis Einbruch im Gefängnis war keine große Sache. Zwar fragte sich jeder, warum es plötzlich aufgehört hatte, aber es kümmerte niemanden wirklich. Sie waren einfach nur froh, dass es vorbei war.

"Und bei dir?", hakte ich nach.

"Nichts neues", murmelte er. "Aber erzähl, wer hat dir die Knutschflecken verpasst?" Mit einem süffisanten Lächeln sah er mich an.

Seufzend aber dennoch grinsend meinte ich, dass es Yoongi sei, worauf er nur ein entsetztes "Der Fluffball Yoongi von letzter Woche? Der vom Angriff?" von sich gab. Ich nickte leicht.

"Und von dem lässt du dich toppen?"

"Wenn du wüsstest", nuschelte ich. "Auch egal jetzt, wir haben schon zehn Minuten überzogen."

Jimin verdrehte die Augen. "Es wird sowieso nichts passieren, also machst du heute pünktlich Schluss und kommst mit zu mir nach Hause. Nein warte, ich hab nicht aufgeräumt. Wir gehen zu dir."

"Seit wann darf ich deine Wohnung nicht betreten, wenn sie unaufgeräumt ist?", wollte ich wissen.

"Na ich will Yoongi kennenlernen und will nicht gleich einen schlechten Eindruck machen", grinste er und verließ dabei mein Büro.

Den Kopf schüttelnd fing ich an, mir die Vorfälle von letzter Woche durchzulesen. Tatsächlich war nichts Interessantes dabei, in der Stadt war es so ruhig wie schon lange nicht mehr. Dementsprechend war es heute genauso ruhig, ich konnte entspannt wieder durchstarten. Aber jede Wette, dass in spätestens einer Woche wieder das vollste Chaos ausbrach. Das war bis jetzt immer so, nachdem ich Urlaub hatte.

Die Zeit verging wie im Flug, ich war ziemlich in das Lesen vertieft. Selbst über den Mittag blieb ich in meinem Büro und trank lediglich einen Kaffee und aß einen Apfel. Währenddessen informierte ich Yoongi, dass wir heute Abend zu dritt waren, da Jimin ihn unbedingt näher kennenlernen wollte. Er war ein kontaktfreudiger Mensch, jedenfalls wollte er immer alle Leute, die ich zu mögen schien, kennenlernen. Es störte mich nicht, denn meist freundete er sich mit ihnen an und es entstanden Beziehungen wie zwischen Seokjin, ihm und mir. Apropos, ob Jin wohl irgendetwas gesagt hatte?

Am Nachmittag erhielt ich einen Anruf von Miyeon. Sie meinte, sie würde vorbeikommen und mit mir über den "mysteriösen Fall" reden wollen, und dass sie in knapp zehn Minuten da wäre. Ich freute mich, sie wiederzusehen, auch wenn ich nun extrem aufpassen musste mit dem, was ich ihr erzählte. Schließlich war sie Psychologin und beherrschte ihr Fach so gut wie ich meines.

Tatsächlich saß sie wenige Minuten später vor mir am Schreibtisch, aber es brauchte nicht lange, bis ich den wahren Hintergrund ihres Besuchs bemerkte.

"Wer hat dich geschickt?", fragte ich leicht genervt.

Miyeon wusste, dass lügen zwecklos war, also gestand sie die Wahrheit. "Dein Freund Seokjin meinte, seit dem Fall wärst du nicht mehr derselbe und er bat mich deswegen, mal nachzusehen."

Unglaublich, dieser Mistkerl. "Du kennst ihn?" Beim Klang meiner Stimme erschreckte sie sich leicht, denn ich war ziemlich genervt, wütend und leicht enttäuscht.

"N- Nur flüchtig. Er weiß jedenfalls, dass wir uns kennen, darum hat er sich an mich gewendet. Hör zu, er hat mir auch gesagt, dass ihr euch gestritten habt, aber es tut ihm unheimlich leid. Seokjin hat mich nur deshalb zu dir geschickt, weil er sich nicht sicher ist, ob er richtig reagiert und gehandelt hat. Er ist so wütend auf sich selbst wie du auf ihn", erklärte sie sanft.

"Wenn du wüsstest...", murmelte ich. Mit rollenden Augen gab ich nach. "Also gut, was willst du wissen?"

Ihre Miene erhellte sich leicht und sie fing an, harmlose Fragen zu stellen. Ich musste nicht einmal jedes Wort, welches aus meinem Mund kam, zweimal überdenken, so einfach waren sie. Anscheinend wollte sie wirklich nur wissen, ob es mir gut ging. Es dauerte nicht lange bis sie zu dem Entschluss kam, dass ich mich einfach wieder mit ihm vertragen sollte, denn das würde mich zurzeit mehr belasten als ich es tatsächlich wahrnahm.

Vielleicht würde ich mich einmal mit ihm aussprechen, aber wann wusste ich noch nicht. Seokjin fehlte mir schon, aber nach der Aktion brauchte ich einfach Zeit.

Kurz nachdem Miyeon mich verlassen hatte, war meine Schicht auch schon zu Ende und dank der ruhigen Verhältnisse in der Stadt konnte ich pünktlich nach Hause gehen.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt