51 | carpe diem

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"Ich liebe dich", flüsterte ich, während ich in seinem Arm lag und mit meinen Fingern auf seiner entblößten Brust herum tippte.

"Ich dich auch", erwiderte er und küsste meine Stirn.

Zufrieden lächelte ich. Wir redeten nicht, aber das störte nicht, es war nämlich keine unangenehme Stille. Nach einer gewissen Zeit muss ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, war ich alleine im Bett.

Da es ziemlich frisch war, zog ich mir ein simples, weißes Shirt und eine Jogginghose über. Wahrscheinlich würde ich heute sowieso nicht hinaus gehen, sondern eher auf der Couch gammeln, schließlich musste ich morgen wieder zur Arbeit. Normalerweise freute ich mich darüber, denn ich liebte meinen Job, aber momentan würde ich viel lieber zu Hause bei Yoongi bleiben.

Apropos Yoongi, wo war er eigentlich? Ich konnte ihn weder in der Küche, noch im Badezimmer oder auf dem Dach finden. Er ging doch nie alleine aus dem Haus, also beschloss ich, ihm zu schreiben. Eigentlich störte es mich nicht, er war ja kein Kind mehr, trotzdem verunsicherte es mich ein wenig, da er nicht einmal einen Zettel hinterlassen hatte. Ich beschloss ihn anzuschreiben.

Taehyung
Wo bist du? :0

Yoongi
Im Wald. Tut mir leid baby, ich
dachte, ich wäre wieder zurück
ehe du aufwachst -ㅅ-

Taehyung
Alles gut uwu
Viel Spaß dir noch ♡

Yoongi
Danke <3
Bin aber nicht mehr allzu
lange weg, viertel Stunde vielleicht

Taehyung
Na dann, bis später ♡

Da er nicht mehr zurückschrieb, ging ich davon aus, dass er sein Handy wieder weggelegt hatte. Beruhigt ging ich in die Küche und machte mir einen Kaffee.

Als ich mich auf die Couch setzte, fiel mir auf, dass Yoongis Schuhe noch an ihrem Platz standen. Wenn er aus bestimmten Gründen hinaus ging, trug er sie nie. Sie würden ihn nur behindern, meinte er immer.

Plötzlich klopfte es am Fenster. Natürlich verwendete er nie die Haustür, das wäre zu einfach. Er war komplett durchnässt und dreckig, aber es schien ihn nicht zu stören. Eher im Gegenteil, er sah richtig glücklich aus.

"Wehe du machst auch nur einen Schritt in dieser Wohnung, solange du so aussiehst", warnte ich ihn.

"Taehyungie, ich kann vieles aber nicht fliegen", meinte er immer noch grinsend. "Aber das stört nicht, dann ändere ich jetzt eben den Plan. Komm, schnapp dir ein Handtuch und mach das Licht aus. Du musst das einfach sehen."

Seine Augen strahlten vor Begeisterung, da konnte ich einfach nicht nein sagen. Ich tat was er wollte und setzte mich zu ihm auf das Fensterbrett. "Müssen wir echt springen?", fragte ich ängstlich.

"Ist nur halb so schlimm wie du denkst. Wetten, es macht dir später Spaß", sagte er.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch kletterte ich auf seinen Rücken und hielt mich fest. Ich hatte kaum Zeit, um mich mental darauf vorzubereiten, denn er sprang sofort auf das Dach des anderen Hauses. Es ging alles so schnell, dass ich gar nicht wahrnehmen konnte, wo wir überhaupt waren.

Die meiste Zeit überquerten wir irgendwelche Dächer, bis wir dann beim Wald angekommen waren. Ab da sprangen wir von Baum zu Baum, wie ein Eichhörnchen. Eines hatte ich tatsächlich gesehen, es war aber wieder ganz schnell weg..

Plötzlich kletterte Yoongi auf den Wipfel eines sehr hohen Baumes. "Ich hoffe, du kannst schwimmen", lachte er.

"Natürlich kann ich- oh Gott bitte nicht", meinte ich entsetzt, als ich realisierte, was er vorhatte. Doch es war bereits zu spät. Mit höchster Geschwindigkeit rasten wir auf einen kleinen aber tiefen See zu.

Als ich in das kalte Wasser tauchte, konnte ich mich erst kaum bewegen. Jeder Muskel meines Körpers fühlte sich an, als wäre er gefroren. Schließlich war es immer noch Winter und ich hatte gerade mal ein T-Shirt und eine lockere Jogginghose an. "W- willst d- du m- mich etwa u- umbringen?"

"Natürlich nicht!", antwortete er und zog mich an Land.

"A- aber ich w- werde jetzt er- erfrieren", bibberte ich. Der kalte Luftzug machte es nicht gerade besser, im Gegenteil. Ich fühlte mich wie ein einziger Eisklotz.

"Auch das wirst du nicht, ich habe vorgesorgt."

Tatsächlich hatte er das. Unter einem Baum hatte er ein kleines Lagerfeuer aufgestellt, daneben lag ein Baumstamm, der als Bank diente. Hinter einem Busch zog er einen Beutel hervor, in dem sich trockene Kleidung und eine Decke darin befanden.

Lächelnd sah ich Yoongi an. "Mit dir wird auch jeder Tag zu einem einzigen Abenteuer."

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt