48 | against us

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Ich wurde durch das Klingeln meines Handys geweckt. Hatte ich mir aus Versehen einen Wecker gestellt? Verwirrt sah ich auf das Display und erkannte, dass Seokjin mich anrief. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer und ging ran.

"Es ist halb sieben, Hyung. Ich hoffe schwer für dich, dass es wichtig ist", murmelte ich verschlafen.

"Schläft Yoongi?", fragte er. An seiner Stimme erkannte ich, dass er nervös war.

"Ja, warum fragst du?"

"Gut, ich bin in fünf Minuten da", sagte er und legte auf.

Da es ziemlich kalt in der Wohnung war, warum auch immer, zog ich im Dunkeln irgendeinen Pulli aus dem Schrank und verzog mich ins Badezimmer. Natürlich war es einer, der nicht mir gehörte, aber das störte mich relativ wenig, eher war das Gegenteil der Fall. Als ich in den Spiegel blickte, sah ich erst, wie fertig ich eigentlich aussah. Knappe vier Stunden hatte ich geschlafen, wenn überhaupt.

Nachdem ich mir mit kaltem Wasser den Schlaf aus meinem Gesicht wusch, ging ich in die Küche und machte mir Kaffee. Ich hatte kaum Zeit ihn zu trinken, da klopfte es an der Tür. Als ich sie auf machte, sah mich ein vor Kälte zitternder Jin wütend an. Was ging hier vor sich?

"Bist du eigentlich wahnsinnig?! Du hast schon viel Scheiße gebaut, aber das treibt es an die Spitze!", war das erste das ich hörte, nachdem die Tür wieder geschlossen war.

"Was ist überhaupt los? Und bitte schrei 'n bisschen leiser", meinte ich gähnend.

Fassungslos sah er mich an und zog mich am Handgelenk mit in die Küche.
"Kim Taehyung, was denkst du dir eigentlich dabei, so etwas wie Yoongi überhaupt in deine Nähe zu lassen? Warum lässt du ihn überhaupt am Leben obwohl du schon längst weißt, wie du ihn töten kannst? Ist dir überhaupt bewusst, was er mit dir macht?"

Erst verstand ich nicht, wovon er redete, doch dann klickte es und langsam fing ich an, wütend zu werden.

"Na hör mal, auch wenn das für dein kleines Spatzenhirn unmöglich erscheint, aber auch er hat Gefühle und auch er ist eine Person wie du und ich, die es verdient hat, normal behandelt zu werden. Wo liegt überhaupt dein Problem?", entgegnete ich.

"Wie oft bist du in dieser Zeit gestorben, huh?", wollte er wissen.

"Fast zwei Mal. Das eine war ein Unfall, den er sich nicht einmal selbst erklären kann und beim zweiten Mal hat mich mein Ego fast umgebracht. Aber beide Male hat er mich gerettet, auch wenn er mich gnadenlos dem Tod überlassen hätte können", erklärte ich bissig. "Woher weißt du überhaupt davon?"

"Namjoon und ich kennen uns schon länger und da er in seiner Kindheit mal mit einem zu tun hatte, wusste er, was los war. Wir haben uns zusammengeschlossen und du hast dich freiwillig dafür erklärt, dich diesem Ding zu nähern, auch wenn du ihm nun viel zu nahestehst. Alles, was wir wollten, war auf Nummer sicher zu gehen, damit wir nicht jemanden unschuldiges töten, aber wir hatten recht. Was meinst du, warum er jetzt so krank ist? Weil ich dir totes Blut gegeben habe. Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihn schon lange kalt gemacht. Siehst du nicht, dass er nur mit dir spielt? Für ihn bist du nichts anderes als sein Frühstück!"

"Wenn ich die Welt nur so engstirnig sehe wie du, dann natürlich! Er mag keinen Puls mehr haben, aber wenn ich eines über ihn lernen durfte, dann ist es der Fakt, dass sein Herz für die Leute schlägt, die ihm nahe stehen. Würdest du ihn kennen, hättest du die gleiche Meinung wie ich. Yoongi ist keine schlechte Person und tief in deinem Inneren weißt du das auch."

"Stellst du dich gerade allen Ernstes auf die Seite dieses Monsters anstatt auf meine?", fragte er entsetzt.

Mir platzte der Kragen. Es gab eine Linie und Seokjin sprang gerade deutlich zu weit über diese. "Wenn du diesem Volltrottel von Namjoon nicht mehr vertrauen würdest als mir, dann müsste ich das auch gar nicht!", brüllte ich und schlug mit meiner Faust auf den Tisch.

"Weißt du was? Vielleicht musst du sehen, was er wirklich ist, wenn man ihn an die Spitze treibt", sagte er nun ruhig.

Plötzlich griff er in seine Hosentasche und zückte ein Klappmesser, doch bevor er überhaupt damit in die Nähe seines Armes kam, entwaffnete ich ihn und hielt ihn mit den Händen hinter den Rücken und dem Gesicht zur Wand fest. "Glaub mir, das habe ich bereits am eigenen Leib erfahren dürfen", flüsterte ich in sein Ohr.

"Und du hältst immer noch zu ihm? Schwachkopf", zischte er. Ich verstärkte meinen Griff nur noch mehr, sodass es ihm ordentlich weh tat.

Da er offensichtlich nichts mehr zu sagen hatte, ließ ich von ihm ab und meinte, er solle verschwinden, bevor ich ihn ernsthaft verletzen würde. Seokjin wusste, dass ich es ernst meinte, also nahm er so schnell wie möglich seine Sachen und verließ meine Wohnung.

Sobald er weg war, fiel ich weinend auf die Knie. Wieso musste mir das alles passieren? Immer dachte ich, dass wenigstens Jin zu mir halten würde, aber selbst in ihm hatte ich mich getäuscht.

Wirgegen den Rest der Welt, so war das also.

hunted || taegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt