Wie konntest du das tun?!

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Sicht Stegi

,,Wo wart ihr?'', fragte ich Felix und Sebastian, als sie das Zimmer betraten. ,,Ich habe Felix noch schnell bei etwas geholfen'', lächelte Sebastian und schaute Felix dann auffordernd an. Dieser nickte zustimmend und ich wand mich wieder Tim zu. Er hatte sich zu mir auf das Bett gesetzt und wir hatten uns grade über die Wochenendplanungen unterhalten. ,,Also, du willst am Wochenende feiern gehen?'', fragte ich, eine Augenbraue hochziehend. Tim nickte und guckte schuldbewusst auf seine Hände. ,,Aber du sollst hier nicht allein versauern. Wenn du willst bleibe ich hier.'' Ich musste lachen und schüttelte dann den Kopf. ,,Nein, Tim alles gut. Heute ist Montag und ich denke, bis zum Wochenende bin ich wieder soweit fit, dass ich mitkommen kann.'' ,,Du sollst dich aber ausruhen!'', erklärte mir Sebastian schnell und ich beschwichtigte ihn indem ich sagte, dass ich das bis dahin ja auch noch tun konnte. Wir unterhielten uns noch eine Weile, es war mitten in der Nacht, als wir uns dann endlich schlafen legten. 

Die Woche verging wie im Flug und Patrick und Freddie hatten sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Zugegebenermaßen, ich war die ganze Zeit auf meinem Zimmer und das einzige Mal, dass ich sie sah war, als sie ihre Sachen aus dem Zimmer holten und ihn ihr neues Zimmer brachten. Soweit ich es richtig mitbekommen hatte, haben die zwei ein Doppelzimmer bekommen nachdem Felix H. und Alex sich Manuel und noch jemanden ins Zimmer geholt hatten, den ich nicht kannte. Tim war die ganze Zeit bei mir, nur zum Unterricht ging er, kam aber danach sofort wieder. Ich schlief viel und merkte wie die Prellungen und Blutergüsse zurück gingen. Felix, Tim oder Sebastian brachten mir jeden Tag die Hausaufgaben mit und so hatte ich wenigstens eine Beschäftigung. Tim hatte immer wieder gesagt, dass die Lehrer nicht erwarten, dass ich Hausaufgaben mache und doch bestand ich drauf. Mein Notendurchschnitt war gut und das sollte auch bitte so bleiben. Am Donnerstagabend betrat Tim das Zimmer, reichte mir einen Stapel Papiere und setzte sich dann auf den Fußboden vor meinem Bett. ,,Wie geht es dir?'', fragte er mich wie eigentlich jeden Tag und ich antwortete ihm, dass es mir gut ging. Er musterte mich genau und nickte dann zufrieden. Meine Nase war nicht mehr so geschwollen und mein blaues Auge war auch fast weg. Außerdem war die Platzwunde an meiner Lippe mittlerweile auch so gut verheilt, dass ich glaubte, sie wäre nächste Woche schon wieder weg. ,,Du siehst auch besser aus. Nicht mehr so ... wie ein Schlumpf'', lachte er und ich stieg mit ein. Ich war froh, dass ich so tolle Freunde hab. Tim war ein sehr guter Freund geworden in den zwei Wochen die er jetzt hier war und Sebastian war schon immer da, wenn ich mal einen Rat brauchte. Von Felix brauchte ich gar nicht erst Anfangen. Er war einfach mein bester Freund! Er stand hinter mir egal was auch passierte und würde nie etwas tun, was mich verletzen würde. Doch ich merkte, dass er sich verändert hatte und so beschloss ich, ihn suchen zu gehen. Ich stand auf und Tim schaute von seinem Aufsatz hoch. ,,Wo willst du hin?'' ,,Ich will Felix suchen. Bin gleich wieder da'' Ich legte im vorbei gehen eine Hand auf seine Schulter und lächelte ihn an. Er nickte und war direkt wieder in seinen Aufsatz vertieft. So humpelte ich nun durch die Gänge auf der Suche nach meinem besten Freund. Ich konnte ihn nicht finden, also lief ich den Korridor entlang, in dem der alte Kiosk und die alte Bibliothek waren. Plötzlich hörte ich Stimmen aus eben dieser und ich legte ein Ohr an das kalte Holz um zu lauschen. Gedämpft konnte ich eine Unterhaltung mitverfolgen. ,,Du hast es mir geschworen. Du sagtest du kriegst das hin. Du wolltest diesen kleinen Pissen brechen!'' das hörte sich nach Patrick an. Ich hielt den Atem an, so gespannt war ich auf die andere Stimme. Ich wollte wissen um wen es geht. Und dann gefror mir das Blut in den Adern, denn nun sprach mein bester Freund: FELIX?! Ich riss die Augen auf und presste mein Ohr noch dichter an die Tür. Mein Herz schlug mir bis zu Hals. ,,Ja, ich weiß, aber ich mag Stegi. Er ist mein bester Freund! Ich kann ihm nicht weh tun!'' Es ging also um mich?! Mein Atem ging flach und als nächstes hörte ich:,, Aber das war die Abmachung! Du solltest ihn brechen, ihm eine Freundschaft vorspielen und ihn dann fallen lassen! Sonst erzählen wir allen dein Geheimnis!'' Ich musste nicht mehr hören. Ich hatte mich getäuscht in dem Menschen, dem ich am meisten vertraut habe! Ich rannte, so schnell ich eben konnte weiter. Mir liefen Tränen über das Gesicht und ich rannte immer weiter, den Schmerz ignorierend, welcher sich von meinen Rippen aus, ausbreitete. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit gerannt war, fand ich mich im Keller der Schule wieder. Ich hockte mich in eine Ecke und weinte, so sehr wie ich lange nicht mehr geweint hatte. Mein bester Freund hatte mich verraten! Ich konnte es nicht glauben! Es tat einfach so furchtbar weh! Ich hatte ihm vertraut! Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und wippte vor und zurück. Es mussten Stunden vergangen sein, denn ich saß mittlerweile nur noch da, die Arme verschränkt auf meinen Knien und mein Gesicht darauf gebettet. Mein Blick war auf die Luft geheftet und ich hört wie eine Stimme in meinem Kopf meinen Namen sagte. Plötzlich wurde die Stimme lauter und mir wurde bewusst, dass sie nicht in meinem Kopf war. Ich schaute auf meine Armbanduhr und sah, dass es mittlerweile 10 Uhr war. Ich lauschte den Stimmen die nach mir riefen. Es waren Tim und Sebastian. Sie machten sich anscheinend Sorgen, weil ich schon so lange weg war. Doch dann drang eine bestimmte Stimme an mein Ohr. Eine Stimmte die ich am liebsten nie wieder hören wollte und die mir einen furchtbaren Stich in mein Herz versetzte ... Felix...

Sicht Tim

Wir suchten schon seit Stunden die Schule ab. Stegi wollte nur kurz Felix suchen, doch als dieser ohne den kleineren wieder kam und Stegi nach einer Stunde immer noch nicht wieder kam, machten wir uns auf die Suche nach ihm. Wir hatten schon überall nachgesehen: Die Waschräume, die Klassenzimmer, die Cafeteria und selbst den Schulhof, doch wir konnten ihn nirgendwo finden. Wir hatten uns aufgeteilt und trafen uns nun vor der Abstellkammer des Hausmeisters wieder. Ich stemmte meine Hände in die Seiten. ,,Und hat irgendwer eine Spur von ihm?'' die beiden anderen schüttelten den Kopf. Ich biss mir auf die Lippe und holte schnaufend Luft. ,,Es gibt noch zwei Möglichkeiten, aber die sind eigentlich eher unwahrscheinlich.'' Sebastians Kopf nickte in Richtung Abstellkammer und dann auf die gegenüberliegende Tür. ,,Was ist dahinter?'', fragte ich und zeigte auf die massive Holztür mit Vorhängeschloss. ,,Der Keller aber Stegi hat Angst vor Spinnen.'' ,,Wir schauen trotzdem. Tim und ich gucken im Keller, der ist etwas größer und du guckst in den beiden Abstellkammern.'', sagte Sebastian. Felix nickte und Sebastian zog mich am Arm in den Keller. ,,Meinst du, wir finden ihn hier unten?'' Ich hatte Angst, dass Patrick und Freddie ihn wieder in ihre Mangel genommen haben und das bereitete mir fürchterliche Bauchschmerzen. Wir traten um eine Ecke und Sebastian schlug mir gegen die Brust. Er deutete auf eine Ecke und mein Blick folgte seinem Finger. Dort saß er. Zusammengekauert und schluchzend. Ich kam langsam näher und Basti folgte mir ebenso langsam. ,,Stegi?'', flüsterte ich. Ich hatte Angst vor dem was als nächstes kam. Er sah hoch, sein Blick weitete sich und er schmiss sich in meine Arme. Ich tätschelte ihm den Rücken und strich ihm über den Kopf. ,,Was ... ist passiert?'', fragte ich vorsichtig. Sein ganzer Körper zitterte und Sebastian beobachtete uns geschockt. Seine Augen klebten an dem Kleineren und er stand unbeholfen hinter uns. Ich blickte hoch und sah ein Schulter zucken seinerseits. Hinter uns waren Schritte zu hören und Felix kam um die Ecke. ,,Oh Gott, Stegi! Geht es dir gut?'' Bei Felix Worten zuckte Stegi zusammen und sein Körper spannte sich an. Er drückte sich näher an meine Brust und ich blickte über die Schulter in Felix Gesicht. Er hatte die Reaktion gesehen und sah verwirrt aus. ,,Wie konntest du das tun?!'', fragte Stegi schwach. Sebastian und ich schauten Felix an und dieser starrte zurück. 

Stexpert - das ist nicht nur ein Name, sondern ein LebensgefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt