Sicht Stegi
Es sind einige Wochen vergangen seit ich von der Schule geflogen bin. Ich hab jeden Abend mit Tim und den anderen geskypet, telefoniert oder geschrieben. Sie waren an den Wochenenden hier zu Besuch oder wir haben uns in der Stadt getroffen. Doch mittlerweile höre ich nicht mehr viel von ihnen. Das letzte mal das ich mit Felix geredet hab, ist schon zwei Wochen her und mit Tim sogar noch länger. Meine Mutter hatte mir geholfen eine Wohnung für mich zu suchen und ich habe per Fernstudium mein Abitur beenden können. Ich vermisste die anderen furchtbar, doch immer wenn ich einen von ihnen anrief, hatten sie keine Zeit. Tim hatte mich mehrmals weggedrückt und ich hatte es irgendwann aufgegeben. Ich schaute auf unseren gemeinsamen Chat: Ich liebe dich Tim! und seine Antwort war einfach ein lächelnder Smiley. Was sollte mir das sagen? Innerlich kannte ich die Antwort schon, wollte sie aber nicht wahrhaben. Ich dachte immer, Tim und ich würden für immer zusammen bleiben, irgendwann zusammen ziehen. Doch so sollte es scheinbar doch nicht sein.
Wieder waren 3 Wochen vergangen. Immernoch nichts neues von Tim. Felix meldete sich öfter, erzählte mir, wie schwierig die Prüfungen doch wären und das Sebastian mit der Schwester von Patrick zusammen gekommen war. Nachdem wir uns eine ganze Weile einfach angeschwiegen haben, seufzte ich und er legte auf. Ich warf mein Handy auf das Bett und stand auf. Meine Mutter hatte einen neuen Job, weshalb sie selten zu Hause war. Ich hatte eine eigene Wohnung gefunden, musste jedoch noch warten, bis die Renovierungen fertig waren. Ich warf mich auf das Sofa, schaltete den Fernseher ein und lauschte dem Ton. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Felix berichtete mir nie irgendwas von Tim und in Gedanken war ich die ganze Zeit bei Tim. Innerlich schrie ich, er soll mich endlich anrufen. Doch das passierte nicht.
Einen Monat später, kam ein Anruf. Es war mein Vermieter, die Wohnung war endlich fertig und wir können uns für die Schlüsselübergabe treffen. Ich vereinbarte einen Termin am nächsten Tag und wir trafen uns in einem Café. ,,So, hier sind ihre Schlüssel und hier ist der Vertrag.'' Ich unterschrieb und nahm den Schlüssel entgegen. ,,Sie haben heute Geburtstag, habe ich recht? Ihre Mutter hat etwas erwähnt'', er lächelte und ich nickte stumm. Er war ein Bekannter meiner Mutter, sie waren zusammen an der Uni. ,,Dann wünsche ich ihnen viel Spaß mit der neuen Wohnung. Leider muss ich jetzt gehen aber sollte noch irgendwas sein, rufen sie mich an.'' Er ging und ich stand ebenfalls auf. Langsam ging ich zurück zu dem Haus meiner Mutter. Sie hatte schon einige Umzugskartons in den Flur gestellt. Ich griff mir einen und nahm ihn mit nach oben. Ich stopfte die Sachen einfach rein, klebte ihn zu und beschriftete ihn. So machte ich weiter, bis meine Sachen alle eingepackt waren. Es war nicht so viel, also reichte eine Fahrt mit dem Auto. Am Abend saßen meine Mutter und ich beim gemeinsamen Essen und schwiegen uns an. ,,Hat Tim sich mal wieder gemeldet?'', wollte sie wissen doch ich schüttelte einfach den Kopf. Sie seufzte, nahm unsere Teller und wusch sie ab. ,,Morgen können wir in deine neue Wohnung fahren.'' ,,Okay, nach Mama'', ich drückte ihr einen Kuss auf ihre Haare und ging die Treppe hoch.
Wieder zwei Monate vergingen. Ich war in meiner Wohnung und kochte grade essen, da rief mich jemand an. Es war ein Freund aus der Uni. ,,Hey Manu'', sagte ich ins Telefon. ,,Na, hast du Lust, dass ich heute vorbei komme und wir zocken zusammen?'' Ich schaute auf die Uhr, dann auf meinen Kalender und sagte dann zu. ,,Okay, dann bin ich in zwei Stunden da'' Schon hörte ich das Tüten von meinem Handy. Grinsend legte ich es auf meinen Esstisch und füllte mir Nudeln auf. Hastig aß ich und stellte den Teller dann in meine Spüle. Ich musste noch Wäsche waschen, also griff ich mir den Wäschekorb im Badezimmer und stopfte alles in die Waschmaschine. Meine Mutter hatte mir erklärt, dass ich die Wäsche trennen muss, doch das war mir zu lästig. Als die Maschine lief, ging ich in mein Schlafzimmer und packte meine Tasche schon mal für die Uni am Montag. Klar, es war erst Samstag aber dann hatte ich das schon fertig. Mein Blick blieb an einem Bild auf meinem Nachttisch hängen, ich setzte mich auf meine Bettkante, griff den Bilderrahmen und schaute das Bild an. Es war ein Bild von Tim. Lächelnd strich ich einmal drüber und stellte es zurück. Er hatte sich noch immer nicht gemeldet aber ich hatte darauf auch keine Hoffnung mehr. Immerhin war nun fast ein halbes Jahr vergangen. Vergessen wollte ich ihn dennoch nicht. Zu schön waren die Erinnerungen an ihn. Es klingelte und ich lief zur Tür. Davor stand Manu und hielt mir seine Tasche hin. ,,Komm rein'' Ich trat einige Schritte zurück und er warf seine Jacke an den Haken. Wir gingen ins Wohnzimmer und er schloss direkt seinen Controller an meinen Fernseher. Wir zockten gefühlt 1000 Runden Super Smash Bros (wobei er immer gewann) und ich warf lachend den Controller neben mich. ,,Kann nicht sein, dass du immer gewinnst! Das ist doch lächerlich!'' ,,Tja, bin einfach der Besteste! Du musst noch viel lernen junger Herr'', antwortete er lachend, wobei er seine dunkelbraunen mittellangen Haare nach hinten warf und in die Hände klatschte. ,,Willst du was trinken?'' ,,Klar, ich nehm ein Wasser'' Ich stand auf und holte uns zwei Gläser und Wasser. ,,Ich muss auch bald wieder los. Ist schon echt spät.'' Er sah auf die Uhr und tatsächlich, es war schon 22:45 Uhr. ,,Du kannst auch hier pennen. Ich hab noch eine Gästematratze. ,,Okay, wenn es dir keine Umstände macht'', er grinste, stellte das Glas auf den Tisch vor sich und stand auf. ,,Ich muss pinkeln.'' Ich zeigte auf die Badezimmertür und er verschwand. Ich musste Lachen. Manu war ein echt guter Freund. Er war 20, also ein Jahr älter als ich und ich verstand mich großartig mit ihm. ,,Ey, du weißt das deine Waschmaschine tropft oder?'' Ich sprang auf und tatsächlich. Die Küche stand unter Wasser und ich stellte fluchend das Wasser ab. ,,Soll ich mir das mal ansehen?'', fragte er und ich zuckte die Schultern. ,,Wenn du sie nicht kaputt machst'' ,,Ist sie doch eh schon du Spacken'' Er schraubte den Deckel ab und zog eine Socke aus dem Ablaufschlauch. ,,Wie ist die denn da rein gekommen?'' Lachend zuckte ich die Schultern und er warf sie vor meine Füße. Ich wischte das Wasser auf und wir gingen ins Bett. Mein letzter Gedanke galt dem morgigen Tag. Ich musste noch einiges für die Uni erledigen, brauchte noch einige Aufsätze. Doch ehe ich den Gedanken zuende fassen konnte, war ich eingeschlafen.
DU LIEST GERADE
Stexpert - das ist nicht nur ein Name, sondern ein Lebensgefühl
FanfictionStexpert FF