Ich werde nicht mehr gesund.

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Sicht Stegi

Wir saßen auf dem Sofa und schauten einen Film, als mein Handy klingelte. ,,Hey, Manu. Was gibt's ?'', begrüßte ich meinen besten Freund. ,,Okay, klar kannst du morgen vorbei kommen. ... Okay, dann bis morgen ... ja mach ich'' Ich legte auf und schaute Tim an. ,,Manu kommt morgen früh zum Frühstück vorbei. Und ich soll dich von ihm grüßen'' Tim nickte und schaute wieder auf den Bildschirm. Irgendwie benahm er sich komisch. Seine Hand an meiner Schulter drückte mich fester zu sich. Ich schaute ihn von der Seite an und sah, dass sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten. Ich drückte Pause und setzte mich auf seinen Schoß. ,,Timbo, was ist los?'' Er schaute an mir vorbei, doch ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zwang ihn somit mir in die Augen zu blicken. ,,Nichts, nur mir geht es heute nicht so gut. Wegen gestern. Es tut mir leid'' Ich kicherte und drückte mich an seine Brust. ,,Deshalb machst du dir Gedanken?'' Er nickte und ich küsste ihn. ,,Komm, wir gehen schlafen.'' Er hob mich hoch und brachte mich ins Schlafzimmer. Zusammen legten wir uns hin und schliefen schnell ein.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker und ich saß aufrecht im Bett. Tim lagt auf dem Bauch und ich kraulte ihm über den Rücken und er wurde wach. ,,Schatz, Manu kommt gleich.'' Ich stieg aus dem Bett, zog mir eine Jeans und ein Hemd an und ging in die Küche um schonmal Kaffee zu kochen. Ich hörte Tim im Schlafzimmer poltern und dann rief er: ,,Sorry, war nur mein Handy'' Ich lachte und nahm drei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Dann ging ich ins Bad und machte mich frisch. ,,Ich liebe dich'', sagte Tim und ich schaute ihn fragend an. Er hatte wieder diesen traurigen Ausdruck im Gesicht. ,,Ich dich auch'', erwiderte ich und gab ihm einen Kuss. Es klingelte an der Tür und ich rannte hin um zu öffnen. Vor mir stand Manu und hielt eine Tüte hoch. ,,Guten Morgen'', sagte ich und schloss ihn in meine Arme. ,,Hey'', meinte Tim hinter mir und Manu erwiderte mit einem Blick auf Tim. ,,Komm rein. Kannst schon in die Küche gehen.'' Manu ging an mir vorbei und überreichte Tim die Tüte. Tim folgte ihm und ich schloss die Tür. Als ich in die Küche kam, saßen die anderen beiden schon am Tisch. Ich schenkte allen Kaffee ein und reichte Manu gleich die Milch. ,,Danke'' Er goss etwas davon in seine Tasse. Tim atmete tief ein und aus und schaute Manu mit einem vielsagenden Blick an. ,,Was ist hier los? Tim, du benimmst dich schon die ganze Zeit so komisch.'' Tim wollte grad was sagen, doch Manu grätschte dazwischen. ,,Er hat sicherlich nur hunger'', lachte er und Tim nickte. Er griff sich ein Brötchen aus der Tüte die Manu mitgebracht hatte und schnitt es auf. Ich tat es ihm gleich und Manu hob die Stimme: ,,Also, wie geht es den frisch Verlobten?'' Ich sah hoch und lächelte. ,,Gut, gestern war ich ziemlich fertig'' Er sah Tim an und fragte dann: ,,Ach ja? Wieso das denn?'' ,,Ich hab den Abend davor ein wenig zu viel getrunken. Und ich vertrag ja nicht so viel.'' Manu schien fast erleichtert und griff sich die Tasse. Das Frühstück verlief recht still und die Unterhaltungen wirkten sehr gezwungen. Als wir alle fertig waren, lieferten sich Tim und Manu ein Duell über Blicke und ich fragte: ,,Was ist hier eigentlich los? Ihr benehmt euch sehr seltsam!'' Tim schaute auf seine Hände und Manu biss sich auf die Unterlippe. ,,Stegi, also ... ich muss mit dir reden'', fing Manu an und ich nickte. ,,Klar, hau raus''. Manu knetete seine Hände und schaute ein letztes Mal zu Tim. ,,Also, ich war gestern beim Arzt. Sie haben mir wieder Blut abgenommen und ... '' Manu schluckte einmal. Ich blickte ihn verwirrt an. ,,Meine Krankheit ist wieder zurück.'' Ich blinzelte verwirrt, mein Kopf war voller Fragen und doch konnte ich sie nicht stellen. In meinem Hals hatte sich ein fetter Kloß gebildet, mir wurde schwindelig und ich hatte das Gefühl, ich müsste mich übergeben. Ich hörte die Stimmen um mich nur noch dumpf, wollte aufstehen, schreien. Tim legte einen Arm um mich und ich sah ihn geschockt an. ,,Stegi, es tut mir leid. Ich ...'' Fassungslos sah ich Manu an. Ich stand auf, wich zurück und fiel gegen die Wand. Alles lief in Zeitlupe ab. Tim sprang auf, fing mich auf. Manu stand hinter Tim, schaute weinend zu mir runter. Ich sah ihn einfach an, die Tränen ließen meine Sicht verschwimmen. ,,Stegi'', hallte es in meinem Kopf. Ich sah zu Tim. Er legte einen Arm um mich und hob mich hoch. Er setzte sich auf das Sofa, mich auf dem Schoß und drückte mich fest an sich. Manu kam hinterher, ließ sich neben mir nieder. ,,Stegi ... alles wird gut.'' Ich schüttelte den Kopf. Nun hatte ich endlich wieder ein wenig Kontrolle über meinen Körper. ,,Manu ... wieso? Was ... was hat der Arzt gesagt? Welche Behandlung .... probiert er?'' Manu sah mich traurig an. ,,Weißt du, er meinte, wir machen eine Medikamententherapie. Mehr kann er nicht tun'' Ich schluchzte laut, weinte mir die Seele aus dem Leib. Tim drückte mich fest an sich und strich mir immer wieder über den Rücken. ,,Er muss doch mehr versuchen. Beim letzten mal, hat es doch auch geklappt'', meinte ich verzweifelt und starrte Manu an. Er schüttelte traurig den Kopf. ,,Der Arzt glaubt, dass würde mich nur noch mehr schwächen'' Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, doch es kamen direkt neue. Hilfesuchend blickte er zu Tim. Dieser flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr. ,,Ich hab Manu angeboten, dass er bei uns einziehen kann. Dann können wir uns um ihn kümmern und ihn zum Arzt begleiten und so.'' Ich nickte und mir liefen weiter Tränen über das Gesicht. ,,Was heißt das jetzt für dich?'' Ich hatte Angst vor der Antwort. Manu biss sich auf die Lippe und sagte dann: ,,Ich werde nicht mehr gesund. Das war's für mich ... '' Nun brach ich endgültig zusammen. 


Stexpert - das ist nicht nur ein Name, sondern ein LebensgefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt