STEGI!

47 3 0
                                    


Sicht Stegi

Wie konnte er so kalt sein? Ich kann es nicht glauben. Er hat uns den Rücken gekehrt, nur um sich Patrick anzuschließen. Ich will nicht ohne ihn. Er ist mein bester Freund und zwischen uns herrscht eine einzigartige Verbindung. Die kann er doch nicht einfach wegwerfen. Unter Tränen dachte ich an unseren ersten Kuss, unser Erstes Mal und an all die anderen Momente, die ich mit ihm hatte. Ich schluchzte und lief immer weiter. Irgendwann stand ich an einer Zugbrücke. Ich schaute runter auf die Gleise. Ich würde mich nicht umbringen... Oder? Ich steig vorsichtig über das Geländer und hielt mich fest. Meine Finger klammerten sich an das kalte Metall und ich versuchte ruhig zu atmen. Es gelang mir nicht. Ich schloss die Augen, aus welchen mir immer noch liefen. 

Sicht Felix

,,Tim!'', schrien ich und Sebastian und hämmerten gegen die Zimmertür von Patrick. ,,Was?'', fragte Patrick als er genervt die Tür aufriss. Basti quetschte sich an ihm vorbei und sah Tim, welcher einfach da saß und uns musterte, direkt in die Augen. ,,Stegi ist weg! Er hat diesen Brief geschrieben!'' Er warf ihn Tim auf den Schoß, welcher ihn schnell überflog und seine Augen weiteten sich. Er versuchte ruhig zu bleiben. ,,Und was soll ich jetzt machen?'', fragte er gespielt kalt. ,,Alter! Du liebst ihn! Hilf uns verdammte scheiße!'', schrie nun ich. Wie konnte er einfach so ruhig sitzen bleiben? ,,Tu ich nicht! Er ist mir egal!'', warf Tim uns entgegen und wir sahen ihn geschockt an. ,,Wenn das so ist...'', sagte Sebastian wütend, griff meine Hand und zog mich hinter sich her. ,,Wir müssen ihn schnell finden. Wer weiß, was er sonst anstellt!'' ,,Er könnte überall sein! Wie sollen wir ihn finden?'', rief ich ihm entgegen und er schaute mich an. ,,Meinst du, er ist wieder am Badesee?'' Ich zuckte die Schultern und zusammen rannten wir hin um nach zu sehen. ,,STEGI?!'', riefen wir immer abwechselnd, doch konnten ihn nicht finden. Plötzlich ging mir ein Licht auf. ,,Er hat mir mal erzählt, dass es hier in der Nähe eine alte Zugbrücke gibt. Versuchen wir es da!'' Wir rannten wieder los, immer den Blick auf Ferne gerichtet. Nach 10 Minuten konnten wir schon die Brücke sehen. Und da stand er, auf der anderen Seite des Geländers. Unter ihm floss ein Fluss und er hatte die Augen geschlossen. ,,Stegi?'', sagte ich leise und er schaute erschrocken auf. ,,Komm da weg. Wir finden zusammen einen Weg. Versprochen!'' Ich kam langsam und mit einem Lächeln auf ihn zu. Er schaute mich ängstlich an. ,,Ich kann nicht ohne Tim. Und das will ich auch nicht!'', weinte er und hatte scheinbar Sebastian noch nicht bemerkt. Er schlich sich leise von hinten an und ich sprach weiter: ,,Du hast uns! Du brauchst ihn nicht, nicht wenn er sich von dir abwendet. Er hat dich nicht verdient!'' Ich stand nun nur noch 2 Meter von ihm entfernt und hielt ihm vorsichtig eine Hand hin. Stegi ließ eine Hand los und wollte grad nach meiner greifen ... Plötzlich hörten wir ein lautes Lachen und da standen Patrick, Freddie, Alex und ... Tim! ,,Spring doch du Schwuchtel! Dann haben wir ein Problem weniger!'', rief Patrick und brach wieder in lachen aus. Sebastian blieb geschockt stehen. Ich schaute sie wütend an und Stegi flüsterte: ,,Tim?'' Dieser Blickte nur mit schockiertem Blick zurück und wollte grade was sagen, doch Palle unterbrach ihn: ,,Du hast doch selber Schuld Stegi! Du bist widerlich und nicht normal! Eine Schade für alle Männer auf dieser Welt!'' Stegi schluchzte und ich drehte mich zu ihm um. ,,Hör nicht hin! Du weißt, dass das nicht stimmt! Du bist wundervoll und wenn er so von dir redet, hat weder er noch jemand anders dich als seinen Freund verdient! Niemand darf dich so behandeln.'' Ich schaute ihm direkt in die Augen und lächelte ihn liebevoll an. Er bewegte sich nicht und ich ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. Stegi hatte sich wieder mit beiden Händen an das Geländer geklammert und starrte einfach nur Tim an. Tim hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt, stand nur da, mit den Händen in den Hosentaschen und die Kapuze seiner Jacke über den Kopf gezogen. ,,Stegi, tu es nicht", versuchte ich es erneut. Er dachte kurz nach, ließ dann eine Hand los um nach meiner greifen und wollte sie grade packen, da löste sich ein Stein unter seinem Fuß. Er rutschte ab und fiel in die Tiefe. ,,STEGI!!!!'', schrien ich und Basti und rannten zum Geländer. Wir hörten hinter uns einen weiteren entsetzten Schrei und Tim rannte ebenfalls zum Geländer. ,,STEGI!'' Wir sahen nach unten und konnten nur noch das Wasser wirbeln sehen, dort wo er reingefallen ist. Neben der Brücke führte ein Abhang nach unten und wir rannten an das Flussufer. ,,STEGI!'', schrien wir und rannten mit dem Fluss und schauten, ob Stegi dort irgendwo war. Doch wir konnten kein Zeichen von ihm finden. ,,STEGI! WO BIST DU?'' Mir liefen Tränen über die Wangen und ich spürte ein Stechen in den Seiten. Wir rannten immer weiter. Plötzlich stieß Basti mich an und zeigte auf das hohe Schilf. Man sah eine rote Jacke aufblitzen und wir rannten hin. Da lag Stegi, eine Platzwunde am Kopf und bewusstlos. Ich warf mich neben ihn auf den Boden und zog ihn aus dem Wasser. Seinen Kopf legte ich auf meinen Schoß und ich presste auf seine Brust, wie damals am See. ,,Ja hallo! Wir brauchen einen Krankenwagen! Unter der alten Zugbrücke beim Internat! Schnell! Hier ist ein junger Mann ins Wasser gestürzt!'', hörte ich Basti in sein Telefon brüllen. Stegi wachte nicht auf und ich versuchte weiter die Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund Beatmung doch es brachte nichts. ,,Felix! Der Krankenwagen kommt gleich.'' Basti hockte sich neben mich und griff Stegis Hand. Er war furchtbar kalt und das Blut ließ aus seiner Stirn. Ich zog meine Jacke aus und presste sie fest auf die Wunde. Die ganze Zeit liefen mir Tränen aus den Augen. ,,Stegi!'' Tim kam angerannt. Er warf sich ebenfalls neben den Blonden, welcher bewusstlos vor uns lag und legte seinen Kopf auf die Brust von Stegi. Dann begann er zu weinen. Ich war verwirrt. Das war alles zuviel. Wir hörten das Jaulen des Krankenwagens und Sebastian sprang auf, wedelte mit den Armen. Der Wagen kam schlitternd vor uns zum stehen und sofort stiegen drei Helfer aus. ,,Was ist passiert?'', fragte einer Sebastian aus, weil dieser am meisten gefasst wirkte. Er schilderte die Situation und die beiden anderen leisteten nun erste Hilfe. Nach einiger Zeit hustete Stegi und warf sich auf die Seite um das Wasser aus seiner Lunge auszuhusten. Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen und einer der beiden Notärzte legte einen Zugang in seinen Arm während der andere seine Platzwunde klebte. Dann legten sie ihn auf eine Liege und brachten ihn in den Krankenwagen. Sie fuhren los und wir blieben zurück. Tim sah einfach weiter auf dem Boden, Blut an den Händen und starrte auf das Wasser. ,,Das ist deine Schuld! Nur weil du dich gegen ihn gewendet hast!'', schrie ich wütend und ging auf Tim los. Sebastian hielt mich zurück und Tim stand auf, sagte nur: ,,Ich weiß und das werde ich mir niemals verzeihen!'' und ging weg. Ich brach wieder zusammen und begann zu zittern. Er durfte auf keinen Fall sterben! Basti nahm mich in den Arm und nachdem ich mich wieder gefasst habe, gingen wir zurück in die Schule. 

Stexpert - das ist nicht nur ein Name, sondern ein LebensgefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt