Felix?

34 3 0
                                    

Sicht Tim

Ich hörte durch meine Kopfhörer, wie erneut eine Tür knallte und ich legte die Kopfhörer bei Seite. Ich hörte die Stimme meines Mitbewohners und wie er sagte, er wäre gleich wieder da. Dann klopfte es an meiner Tür und ich stand auf um sie zu öffnen. ,,Hey, Tess bleib heute über Nacht. Musst du heute arbeiten'', fragte er und ich schüttelte den Kopf. ,,Mein Chef hat mir heute frei gegeben und morgen muss ich auch nur 2 Stunden hin. Wieso?'' Er sah mich an und meinte dann, dass er und Tess heute Abend ein paar Leute einladen wollten und ob das für mich okay wäre. ,,Klar, ich wollte eh gleich noch ein bisschen raus.'' Er nickte und ging wieder in sein Zimmer. Ich nahm meine Jacke, meine Schuhe und meine Kopfhörer und ging dann aus der Wohnung. Vor der Tür stellte ich den Kragen meiner Jacke auf und steckte mir die Kopfhörer in die Ohren. Sofort ertönte die laute Musik in meinen Ohren und ich lief los in Richtung Park. Es war schon dunkel und ein leichter Wind war aufgekommen. Doch es machte mir nichts aus, ich lief immer weiter und die Laternen gingen an. Plötzlich rempelte ich jemanden an und entschuldigte mich sofort. ,,Tut mir leid...'' Ich sah zu der Person und erstarrte. Es war ein Junge, blond, grüne Augen und vielleicht grade mal 14. ,,Hast du dir weh getan?'', fragte ich und half ihm wieder hoch. ,,Nein, alles gut'' Er klopfte sich die Hose ab und ging dann weiter. Ich musste erstmal den Schock verdauen, das er aussah wie Stegi. Sofort schossen mir wieder sämtliche Bilder in den Kopf, wie Stegi und ich tanzten, uns küssten, Händchen hielten, unser Erstes Mal hatten und zusammen lachten. Mir traten Tränen in die Augen und ich merkte den fetten Kloß in meinem Hals. Der Versuch zu schlucken, scheiterte und mir wurde schlecht. Ich hatte es wirklich versaut. ,,Tim?'', hörte ich eine bekannte Stimme und ich drehte mich um. ,,Felix? Was machst du denn hier?'' Felix kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Eine Umarmung schien nicht passend und auch ein Händedruck nicht. Ich hatte auch ihn im Stich gelassen. ,,Ich bin hierher gezogen. Und du?'' ,,Ich auch. Also ich habe eine WG und arbeite in einem Klub als Barkeeper.'' Er kratzte sich an der Stirn und ich sah ihn an. Er wusste nicht was er sagen sollte, also fing ich an: ,,Felix, es tut mir so leid was ich getan hab. Ich hätte nicht einfach abhauen sollen, das war falsch.'' Er kam einen Schritt auf mich zu und sagte dann: ,,Schon gut. Ich habe es verstanden. Aber hast du dich bei Stegi gemeldet?'' Traurig schüttelte ich den Kopf und er sah mich an. ,,Wieso nicht? Du hättest ihm das alles doch einfach erklären können. Er hätte es sicherlich verstanden. Ihr habt euch doch geliebt...'', meinte er dann und ich knetete meine Hände. ,,Ja, ich weiß. Aber ich habe mich geschämt. Ich konnte ihm nicht einfach unter die Augen treten. Und jetzt hat er sicher jemand neues''. Felix verschränkte seine Arme vor der Brust und ich wusste genau was er dachte. ,,Willst du erstmal mit zu mir kommen? Dann können wir weiter reden und dort ist es nicht so ungemütlich wie hier draußen.'' Erst jetzt spürte ich, dass es angefangen hatte zu regnen. ,,Ähm, klar, wenn es dir nichts ausmacht'', sagte ich schüchtern und er lief vor. Langsam lief ich ihm hinterher und schob meine Hände so tief in meine Jackentaschen wie ich nur konnte. Nach 10 Minuten standen wir vor einem Mehrfamilienhaus und Felix zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Wir gingen das Treppenhaus hoch und er schloss die Wohnungstür auf. Sofort kam mir eine Wärme entgegen und ich trat ein. ,,Willkommen in meinem Reich.'' Er nahm mir meine Jacke ab und hängte sie auf, ich stellte meine Schuhe an die Seite und er lenkte mich in seine Küche. ,,Willst du was trinken? Tee?'' Ich nickte und er nahm eine Tasse aus seinem Schrank. Während das Wasser kochte, schaute er mich wieder an. ,,Weißt du, wo Stegi wohnt?'' Ich schüttelte den Kopf und starrte auf den Fußboden. ,,Vielleicht kann ich ihn kontaktieren. Also wenn du willst?'' ,,Nein, das muss ich selber wieder hinbekommen. Ich hab es verbockt und das muss ich jetzt allein wieder grade biegen. Vielleicht will er mich aber auch gar nicht mehr wieder haben'', meinte ich traurig und merkte wieder, wie mir Tränen in die Augen schossen. ,,Tim, du musst mit ihm reden. Ihm alles erzählen. Einfach alles. Das du deinen Abschluss nicht geschafft hast, das du ihn immer geliebt hast und das du mit Patrick geredet hast.'' ich nickte und schaute auf meine Uhr. ,,Schon so spät? Ich muss los. Mein Mitbewohner ist wahrscheinlich zu high und merkt nicht das ich weg bin, aber morgen muss ich wieder arbeiten.'' ,,Wenn du willst, also ich hab hier noch ein Zimmer frei. Du kannst es haben, bis du was eigenes gefunden hast.'' Ungläubig sah ich ihn an und meinte dann: ,,Ähm .. ich ... ich überleg es mir''. Schnell griff ich mir meine Jacke und verschwand aus der Wohnung. Wieder zu Hause, schloss ich die Tür auf und trat in die nach Gras riechende Wohnung. Schnell ging ich weiter in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Musste ich Stegi wirklich alles sagen? Es wäre ihm doch sicher egal, dass ich wegen ihm meinen Abschluss nicht geschafft habe. Nicht direkt wegen ihm aber nachdem er weg war, konnte ich mich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren und schrieb nur noch schlechte Noten. Der Direktor hat gesagt, ich müsste wiederholen doch das wollte ich auf keinen Fall. Also bin ich abgehauen. Ich schämte mich und konnte Stegi und den anderen deshalb nichts davon erzählen. Ich ging zurück zu meinem Vater, doch er wollte nicht, dass ich wieder bei ihm einziehe. Er hatte selber grade seine Arbeit verloren und war kurz davor seine Wohnung zu verlieren. Ich hatte Verständnis also suchte ich mir ein WG Zimmer und einen Job. Ein wenig von dem Geld überließ ich meinem Vater und den Rest brauchte für die Miete und Lebensmittel. Es war nicht viel aber trotzdem half es meinem Vater um wenigstens halbwegs über die Runden zu kommen. Seufzend legte ich mich in mein Bett. Wieder kamen mir die verschiedensten Bilder von Stegi in den Kopf und mir liefen Tränen aus den Augenwinkeln. Ich wollte ihn wieder und ich vermisst ihn. Sehr sogar aber ich wusste nicht, wie ich all das wieder gut machen konnte. Irgendwann schlief ich ein und träumt von Stegi und mir. 

Stexpert - das ist nicht nur ein Name, sondern ein LebensgefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt