Du hast gewonnen

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Als Lena ein paar Stunden später ins Schwesternzimmer kam um sich von allen zu verabschieden, gab ihm die Oberschwester einen kleinen selbstgebastelten Umschlag und meinte: „Da kam vorhin ein sehr gutaussehender junger Mann vorbei und wollte, dass ich dir das gebe." Lena guckte überrascht auf den Umschlag und öffnete ihn. Dabei entfaltete sich ein Blatt Papier und eine kleine Karte fiel zu Boden. Sie hob die Karte auf und konnte ihren Augen nicht trauen: Elyas Organspenderausweis! Er hatte sogar so lange im Labor gewartet, bis sie seine Blutgruppe bestimmt und ihm den Ausweis gegeben hatten. Dann guckte sie auf das Papier und las: Du schuldest mir ein Date! Elyas (017498762340).Sie atmete tief ein, musste grinsen und sagte innerlich zu sich selbst: „Ok, du hast gewonnen!" Daraufhin speicherte sie seine Nummer ein und schrieb ihm eine Nachricht: „Wann ist das Date, damit ich dir deinen Organspenderausweis wiedergeben kann?"

Elyas sass zu Hause mit bereits dem dritten Glas Whiskey vor dem Fernseher und plötzlich hörte er sein Handy piepen. Als er die Nachricht lass, zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab und sein Herz schlug aufgeregt. Er schrieb sofort: „Freitagabend 19.00 Uhr? Wo wohnst du? Ich hole dich ab!" Schnell stimmte sie zu und gab ihre Adresse durch. Elyas konnte sein Glück nicht fassen, sprang vom Sofa auf und schrie „Jaaaaa!" als ob Deutschland im WM-Finale gerade das entscheidende Tor geschossen hatte. Er war sich ganz sicher, dass er sie am Freitag überzeugen würde, dass er ein netter, hilfsbereiter, überlegter und erwachsener Mann war, der es mit Frauen immer ernst meinte. „Warte mal, bin ich das überhaupt? Ach egal, aber ich kann es werden!... Hey, spreche ich gerade mit mir selbst? Oh Gott, diese Frau treibt mich in den Wahnsinn!" sprach er laut vor sich hin.

Pünktlich um 19.00 Uhr stand er vor Lenas Wohnung und trug anstatt seiner geliebten Lederjacke ein dunkelblaues Sakko. Er stellte sich vor das Auto und lehnte sich an die Beifahrertür. Als Lena aus dem Haus kam, begrüsste er sie mit einer Umarmung und Kuss auf die Wange. Sie nahm sein Aftershave and männlichen Duft wahr und sofort schlug ihr Herz schneller. Er öffnete ihr die Tür wie ein Gentleman und sie stieg in seinen neuen Mercedes. „Ich hoffe, du magst Griechisch." sagte er während er ins Auto stieg und sie anlächelte. Sie erwiderte sein Lächeln und dieses Mal war er es, der einen schnelleren Herzschlag bekam.

Während des Essens unterhielten sie sich zuerst über banale Dinge, aber dann wurde Lena neugieriger: „So, erzähl mir mal etwas über den echten Elyas! Du gibt mir noch immer Rätsel auf. Du scheinst Kinder zu mögen. Ich war schon fast überzeugt, dass du ein Familienmensch bist, bis du mir erzählt hast, dass du nur wegen mir auf der Kinderstation warst." Elyas lächelte sie an: „Ich bin ein Familienmensch. Mein grosser Traum ist es, eines Tages eine Familie zu haben, nur muss ich erstmal die richtige Frau dazu finden. Und falls du jetzt fragst, ich bin nicht der grosse Frauenaufreisser, den die Presse gerne beschreibt. Ich bin auch kein Engel, aber nur Wenige wissen, wie ich wirklich bin. Vielleicht habe ich noch nicht so richtig meine Position im Leben gefunden, aber mit meinem Beruf lernt man so viele Leute kennen und ist an so vielen Orten. Manchmal frage ich mich selbst, wer ich wirklich bin. Aber meine Freunde und Brüder geben mir eine Basis hier." Lena grinste zynisch: „Du bist also auf der Suche nach deiner grossen Liebe, aha!" Elyas rollte mit den Augen, denn mal wieder schien sie ihn zu dissen, aber anstatt auch etwas Gemeines zu sagen, schwieg er einfach.

Als der Nachtisch kam, legte er einen Umschlag auf den Tisch. Lena guckte ihn fragend an und er sagte: „Das sind Tickets für die Premiere meines neuen Films nächste Woche. Du kannst eine Freundin mitbringen." Sie nickte und bedankte sich mit einem Lächeln. „Gehen wir noch in eine Bar? Ich kennen da ein Lokal, das sehr leckere Cocktails macht." Eigentlich wollte Lena absagen, denn Minute für Minute wurde ihr Elyas sympathischer und sie wollte nicht riskieren, dass sie noch Gefühle für ihn entwickelte. Aber ihr Mund sprach fast automatisch: „Gerne!"

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