Ich kann mich ändern

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In der Bar setzten sie sich auf eine gemütliche Couch und Elyas legte seinen Arm auf die Sofalehne und berührte ganz vorsichtig Lena Schulter mit seinen Fingerspitzen, was ihr eine angenehme Gänsehaut verschaffte. Als sie in einem Gespräch über ihre Familien und Jugendsünden vertieft waren, rief plötzlich eine Frauenstimme Elyas Namen. Er guckte sich erschrocken um und in diesem Moment kam Alicia in einer sehr engen Corsage auf ihn zu. Sie umarmte ihn kurz und gab ihm ein Kuss auf die Wange. In Elyas Kopf schrie eine Stimme: „Fuck! Shit! Was macht die denn hier? Hau ab, bitte!" Er wurde nervös, strich sich über seine Nase und beantwortete Alicias Fragen nach seinem Befinden mit einem kurz angebundenem „Gut!" Sogar Alicia merkte, dass sie gerade ungewollt war und sagte: „Ruf mich an! Einen schönen Abend noch!" Lena riss die Augen auf und fragte: „Und wer war das?" Elyas setzte seine Unschuldsmine auf und meinte: „Eine Freundin." Lena schien nicht überzeugt und zischte: „Läuft die immer so rum?" Elyas versuchte an irgendetwas zu denken, dass die Situation entspannen würde, aber er wurde so in die Enge getrieben, dass nur die Wahrheit aus seinem Mund kam: „Sie ist ein Unterwäschemodel." Lena fühlte sich, als ob gerade jemand kaltes Wasser über sie geschüttet hatte. Aber immerhin war sie endlich aufgewacht und wurde zurück in die Realität transportiert, wo Elyas doch nur ein Macho war, der sich mit Frauen wie dieser Schlampe abgab."Hey, ich muss morgen noch was für die Uni tun. Kannst du mich nach Hause fahren?" fragte Lena in einem sehr neutralem Ton. Elyas nickte traurig und wusste, dass er verloren hatte und sein Herz schlug in einem langsamen schmerzvollem Takt.

Als sie vor ihrer Wohnung standen, meinte Elyas: „Ich hatte sehr viel Spass heute! Und ich würde dich gerne wieder sehen!" Lena lächelte traurig vor sich hin und sagte dann: „Vielleicht bist du nicht ganz so schlimm, wie ich immer gedacht habe. Du bist sogar sehr nett, hast Manieren, Humor und bist in der Tat eine interessante Person. Aber weisst du was: Wir passen einfach nicht zusammen und ich bin keine Frau, die Lust hat, mit Unterwäschemodels zu konkurieren." Elyas rieb sich die Augen und stöhnte: „Was soll das heissen? Du müsstest mit niemanden konkurrieren. Sie ist eine Freundin. Wenn ich mit jemanden eine Beziehung habe, dann gibt es nur die Eine." Sie schüttelte verärgert ihren Kopf: „Jetzt mach es mit deinen Lügen nicht noch schlimmer. Du hast was mit der und der einizige Grund, warum sie nicht total eifersüchtig reagiert hat, ist der, dass sie genau weiss, dass du immer wieder zurück in ihr Bett gekrochen kommst. Ich kenne Typen wie dich und genau deswegen habe ich immer abgeblockt. Sorry, Elyas, vergiss mich einfach! Und du brauchst auch nicht mehr auf der Kinderstation auftauchen! Danke für das Essen! Tschüs!" Elyas Herz verkrampfte sich und während sie ausstieg, rief er: „Lena!... Ich kann mich ändern. Ich will mich ändern, wirklich. Ich will endlich ein beständiges Leben mit einer Frau, die ich liebe." Sie guckte ihn mit einem unglïcklichem Gesicht an, denn sie mochte seine Worte und sie klangen ehrlich, aber sie hatte einfach keine Lust auf ein Risiko. Daher sagte sie: „Aber nicht mit mir! Gute Nacht!" Elyas machte einen letzten Versuch: „Aber bitte komm trotzdem zur Premiere! Ich würde mich freuen!" Sie antwortete kurz mit einem „Vielleicht!" und warf dann die Autotür zu.

Zu Hause angekommen, öffnete Elyas eine Whiskeyflasche und füllte sein Glas voll. Während er gierig trank, nahm er sein Handy und guckte auf den Whatsapp-Chatverlauf von Lena und ihm. Er fing an, eine Nachricht zu schreiben und löschte sie sofort wieder. Abermals fing er an, etwas zu tippen und ertappte sich dabei, wie Tränen sein Gesicht herunterliefen. „Bitte, gib mir noch eine Chance! Du bist eine tolle Frau und ich würde alles für dich tun!" Es dauerte lange, bis sie antwortete, aber Elyas sass noch immer mit seinem Whiskeyglas vor dem Fernseher, als er sein Handy piepen hörte. Sofort griff er danach und verschwommen sah er folgende Nachricht: „Vielleicht melde ich mich noch mal bei dir!" Nachdem Lena diese Nachricht abgeschickt hatte, zog sie ihre Decke bis zur Nase und kuschelte sich in ihr Bett. Aber sie konnte nicht einschlafen, denn immer wieder musste sie an Elyas Worte denken. Könnte er sich wirklich ändern? Brauchte er wirklich nur die richtige Frau in seinem Leben? Trauer und ein schlechtes Gewissen stiegen in ihr auf und lasteten auf ihrem Herzen. Vielleicht war sie ja zu hart zu ihm gewesen.

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