Es war Mittwochmorgen und Elyas schlief noch, als er durch sein Handy geweckt wurde, welches eine Nachricht ankündigte: „Lust heute Abend mit mir joggen zu gehen? Lena" Elyas konnte seinen Augen nicht trauen und guckte mit schlechtem Gewissen auf die andere Bettseite, wo Alicia noch immer schlief. Zum Glück würde sie in ein paar Stunden weg sein und er atmete tief durch. Daher schrieb er schnell und so leise wie möglich: „Ja klar. Ich freue mich!" Bei dem Gedanken sie wiederzusehen, stiegen Glücksgefühle in ihm auf und ihm wurde angenehm warm, denn anscheinend hatte er doch noch nicht verloren.
Elyas wartete am frühen Abend bereits am Englischen Garten und dehnte sich, als Lena auf ihn zu kam. Ihr Lächeln und ihre Natürlichkeit zauberten ihm Schmetterlinge in den Bauch und er begrüsste sie mit einer Umarmung. Als sie nah vor ihm stand, sah er zum ersten Mal, dass sie Sommersprossen hatte und musste grinsen. Lena guckte ihn fragend an und Elyas tippte auf ihre Nase und sagte: „Sehr süsse Sommersprossen, die du hast!" Nun grinste auch sie: „Naja, beim Joggen trage ich halt gar kein Make-up. Und ansonsten auch nur das Nötigste, aber das hast du ja schon gesehen." Er lächelte sie an: „Das sieht gut so aus. Ich finde es nicht schön, wenn sich Frauen zu sehr schminken. Man will ja noch erkennen, wer vor einem steht... Und, wo laufen wir lang?" Während sie auch ein paar Dehnübungen machte, tippte sie auf ihre Sportuhr und sagte: „Ich kenne eine gute Strecke, das sind ungefähr 17 km." Elyas riss seine Augen auf und meinte: „Was? 17 km? Bist du verrückt?" In diesem Moment erinnerte er sich daran, dass er in letzter Zeit den Sport ganz schön schleifen lassen hat und 17km erschienen wie eine sehr grosse Herausforderung. Lena zuckte mit den Schultern: „Ich trainiere für einen Marathon. Und du willst mich doch immer beeindrucken, also streng dich an!" In diesem Moment rannte sie los und Elyas lief ihr schnell nach um nicht gleich den Anschluss zu verlieren. Als sie nach 7 km an eine Kreuzung kamen, meinte er bereits total ausser Puste: „Hey, warte, lass uns hier lang, da kommen wir zurück zum Englischen Garten." Lena drehte sich gernevt um: „Das sind dann aber insgesamt nur 11 km. Ich wollte noch ein Stück weiter geradeaus." Als sie dieses Worte sprach, fiel Elyas wie ein nasser Sack zu Boden und blieb regungslos liegen. „Scheisse!" erklang es aus Lenas Mund und rannte zu ihm um seinen Puls zu checken. Immer wieder rief sie seinen Namen, aber er bewegte sich nicht. Sie wurde panish und bekam ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hatte sie doch ein zu schnelles Tempo vorgegeben. Ihr wurde übel vor Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Ihre Hände wurden schweissnass und ihr Herz schlug in einem hektischen Takt. Sie versuchte sich an alle Details der ersten Hilfe zu erinnern und legte Elyas in die stabile Seitenlage. Ihre Hände zitterten und gerade als sie nach ihrem Handy griff um, trotz des normalen Pulses, einen Krankenwagen zu rufen, schlug er die Augen auf und lachte. „Mann, du Arschloch! Das ist nicht witzig!" schrie sie ihn an. Elyas grinste noch immer und zog eine Schnute: „Nehmen wir jetzt doch den kürzeren Weg? Ich bin jetzt schon am Ende." Sie nickte und während sie ihm ihre Hand gab um ihn aufzuhelfen, fragte er: „Na, aber ein bisschen besorgt warst du schon um mich, oder?" Lena war bereits wieder am Laufen und meinte: „Halt die Klappe und komm mit!"
Als sie endlich wieder am Englischen Park und ihren Autos angekommen waren, trank Elyas gierig eine Flasche Wasser leer. Er atmete ein paar Mal tief durch und sagte dann zu Lena: „Ich habe mir gedacht, dass ich als Entschuldigung noch bei mir etwas für dich koche." Seine Augen strahlten und er setzte dieses verführerische schiefe Lächeln auf. Auch wenn Lena versuchte, sich zu kontrollieren, konnte sie nicht anders als zuzustimmen. Diese Augen machten Brei aus ihr und sie wurde praktisch willenlos. Schnell stiegen sie in ihre Autos ein und Lena versprach, nach dem Duschen gleich zu seiner Adresse zu fahren.
Nur 30 Minuten später klingelte es an Elyas Tür und er machte mit noch immer nassen Haaren die Tür auf. Sie hatte es nicht für nötig gehalten sich zu schminken und Elyas bewunderte diese Selbstsicherheit. Bei dieser Frau konnte er sich sicher sein, dass sie nicht sein Geld oder den Erfolg attraktiv fand. Als sie in seine Wohnung trat, sagte sie: „Komisch, ich hatte gedacht, du würdest in einer riesigen Villa mit Pool wohnen!" Er antwortete neutral: „Sorry, damit kann ich leider nicht dienen. Ich wohne gerne hier in der Stadt und die Villa brauche ich erst, wenn ich eine Familie habe." Schnell sprach sie weiter: „Nein, versteh das nicht falsch! Ich finde es toll, dass du so lebst, so ganz normal. Macht dich irgendwie sympathischer." Elyas lachte und ging in die Küche, wo er schon einige Sachen vorbereitet hatte. Lena folgte ihm und bekam gleich ein Glas Wein in die Hand gedrückt. „Es gibt Spaghetti mit Lachs-Sahne-Sosse. Ich hoffe, du magst das." sagte Elyas während er die Spaghetti ins heisse Wasser kippte. Lena guckte ihn von der Seite an und war von seinem hübschen Profil fasziniert; da stimmte einfach alles: die vollen Lippen, die gerade Nase, die männliche Stirn und die schöne braune Haut. Sie versuchte ihren Herzschlag zu kontrollieren, die Schmetterlinge im Bauch zurück in ihre Höhle zu verbannen und riss sich selbst wieder aus ihren Gedanken um ganz kontrolliert und neutral zu nicken: „Klingt toll!"