Minuten später kam Lena aus dem Bad und stand mit einem Bademantel in der Schlafzimmertür. Elyas richtete sich im Bett auf und lächelte sie an. Lenas Blick wurde böse: „Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst!" Elyas konnte nicht glauben, was er hörte. Sein Herz stoppte für einen Moment und er atmete tief ein. Er hatte erwartet, dass sie ihm jetzt endlich sagen würde, dass sie ihn liebte und dass sie es gerne mit ihm als Partner probieren würde. Sie hatte doch Gefühle für ihn, da war er sich ganz sicher. Aber er schwieg und kämpfte mit seinen Gefühlen, zog sich zitternd an und verliess die Wohnung um draussen ein Taxi zu nehmen.
Als er zu Hause ankam, machte er sich eine Zigarette an und schrieb eine Nachricht an Lena: „Ich weiss, es war nicht richtig. Aber ich liebe dich! Können wir uns morgen treffen und reden? Bitte!" Ihre Antwort kam sofort: „Wir werden nie wieder reden! Verschwinde aus meinem Leben! Ich will dich nie wieder sehen! Und wag es ja nicht, im Krankenhaus aufzukreuzen. Ich schwöre dir, dass ich die Polizei rufen werde!" Eine laute Stimme in Elyas Kopf schrie „Fuck!" und sein Handy zersprang in tausend Stücke, als es an die Wand knallte. Sein Herz wurde von einer unsichtbaren Kraft zerdrückt und er hatte Probleme beim Atmen. Dieses Mal hatte er alles zerstört und seinen Bruder mit in seine Pobleme reingezogen.
Lena war fest entschlossen, dass sie es Joseph niemals erzählen würde. Sie wollte ihn nicht verletzen, das hatte er nicht verdient. Und den Abend mit Elyas verdrängte sie erfolgreich aus ihren Gedanken. Daher sass sie zwei Tage danach in einer Bar an Josephs Seite und strahlte ihn an, als sie ihn in seine grünen Augen guckte. Joseph erzählte über sein Auslandssemester in L.A. und beide machten Scherze über die Amerikaner. In diesem Moment kam Elyas mit Alicia im Arm in die Bar und setzten sich auf ein Sofa auf der gegenüberliegenden Seite. Aber Lena hatte die Beiden genau bemerkt und ihr Herz schien zu stehen zu bleiben. Sie konnte nicht glauben, dass er sich mit dieser Schlampe tröstete. Alles um sie herum drehte sich und ihr wurde schwindelig. Wut und Eifersucht stiegen in ihr auf und sie fühlte sich, als ob sie explodieren würde. „Hey, was ist los?" fragte Joseph und legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie schüttelte ihren Kopf leicht und meinte: „Es tut mir leid, ich fühle mich nicht gut. Ich muss nach Hause! Gute Nacht!" Sie stand auf und rannte aus der Tür. Joseph lief ihr nach und draussen auf der Strasse rief er: „Lena, warte! Was soll das?" Sie hielt an und drehte sich langsam um, als Joseph auf sie zu ging. Sie konnte ihm nicht in die Augen gucken und Tränen stiegen in den Ihren auf. Joseph riss die Augen auf und sagte: „OK, du siehst meinen Bruder mit seinem Unterwäschemodel für wilde Nächte und plötzlich geht es dir nicht gut. Irgendwas stimmt hier nicht!" Dieses Mal stoppte ihr Herz wirklich und sie riss den Mund auf: „Was??? Elyas ist dein Bruder? Warum hast du mir das nicht gesagt?" Joseph zuckte mit den Schultern: „Ich wusste nicht, dass das wichtig war und ich gebe nicht so gerne damit an. Du kennst ihn?" Sie strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht und sagte wütend: „Natürlich kenne ich ihn. Ich war auf dieser verdammten Premierenparty!" Nun wurde auch seine Stimme gereizt: „Da waren 500 Frauen auf der Premierenparty und 450 können nur davon träumen, mal neben ihm zu stehen. So, was ist nun passiert? Warum musst du eine Bar verlassen, wenn er sie betritt?" Inzwischen liefen grosse Tränen über ihr Gesicht und ihr Herz wurde von ihrem schlechten Gewissen zerdrückt. Sie sprach mit zittriger Stimme: „Ich...habe Mist gebaut, Joseph! Scheisse!!! Elyas versucht schon seit Wochen meine Aufmerksamkeit zu bekommen und wir waren auch zwei mal aus, aber ich konnte mich nie an seiner Seite vorstellen. Und dann habe ich dich getroffen und ich mag dich so sehr, du bist so ehrlich und intelligent. Du bist der Mann, den ich will! Aber vorgestern kam Elyas zu mir und ich weiss nicht warum, aber ich... wir haben miteinander geschlafen. Ich wollte das nicht! Es tut mir so Leid! Bitte verzeih mir! Ich will dich nicht verlieren!" Josephs Hände, die gerade noch Lenas Finger gestreichelt hatten, zuckten zurück und er atmete schnell. Er schluckte und sein Herz verwandelte sich in einen leeren hohlen Ort. Er brachte kein einziges Wort heraus und schüttelte seinen Kopf. Seine Augen verformten sich zu bösen Schlitzen und er durchbohrte Lena mit einen leeren Blick. Dann drehte er sich um und rannte zurück in die Bar.