Deine Karriere hat dich zum größten Egoisten der Welt gemacht!

116 5 0
                                    

Hastig öffnete Joseph die Tür zur Bar und ging mit schnellen Schritten auf Elyas zu. Dieser bemerkte ihn nicht, da er sich in dem Anblick ihrer grossen Brüste verlor. Plötzlich bemerkte er eine Hand an seiner Schulter, die ihm vom Barhocker riss und ihn mit Wucht auf den Boden schleuderte. Noch bevor er sehen konnte, wer ihn angegriffen hatte, hörte er die wütende Stimme seines Bruders: „Du verdammtes Arschloch! Du kannst mir auch nichts gönnen, oder? Du nimmst dir einfach, was du willst und Gefühle Anderer sind dir scheissegal! Familie bedeutet dir gar nichts, du trampelst einfach alles mit Füssen. Deine Karriere hat dich zum grössten Egoisten der Welt gemacht!" In diesem Moment kam der Manager und ein Barkeeper auf Joseph zu und zogen ihn weg. Die Brüder waren in der Bar bekannt, da sie oft hierher kamen. Der Manager klopfte Joseph auf die Schulter und sagte: „Ich weiss zwar nicht, was passiert ist, aber bitte klärt das ausserhalb meiner Bar. Ich will ungerne Verweise erteilen. Bitte geh jetzt!" Josephs Gesicht glühte vor Wut, aber er tat wie befohlen und ging widerwillig nach draussen. Elyas rappelte sich auf, kreiste seine schmerzende Schulter und setzte sich wieder auf den Barhocker. Alicia guckte ihn fragend an, aber er hatte keine Lust auf grosse Erklärungen und zuckte mit der Schulter, die ihm nicht weh tat: „Der ist mit dem falschen Bein aufgestanden!" Natürlich hatte Elyas ein schlechtes Gewissen, aber im Moment waren seine eigenen Gefühle noch zu sehr verletzt und er wollte sich heute Abend einfach nur betrinken und dann mit Alicia im Bett landen.

Am nächsten Morgen wurde er von seinem Telefon geweckt. Es hattete bereits 4 mal geklingelt und müde und gähnend stand er auf und griff nach dem Hörer. Nach einem verschlafenem „Ja?" kam die wütende Stimme seiner Mutter: „Schön, dass du auch mal ans Telefon gehst! Bist du immernoch im Bett?" Elyas rollte mit den Augen und war froh, dass seine Mutter das nicht sehen konnte. Er guckte auf seine Uhr und erschrack, als sie schon 11.30 Uhr anzeigte. Die Kritik war also doch berechtigt. Er stotterte ins Telefon: „Ähm ja, ich war bis eben noch im Bett, aber also ich stehe gerade auf! Ist was passiert?" In der Tat ging er in diesem Moment in die Küche um sich einen Kaffee zu machen. Auf der anderen Seite des Telefons hörte er ein leises Schluchzen und dann sagte seine Mutter mit zittriger Stimme: „Joseph hatte einen Motorradunfall. Er liegt im Koma!" Elyas fiel die Kaffeekanne aus der Hand und in dem Moment als sie auf dem Fussboden zersplitterte, rief er: „Scheisse!" Sein Kreislauf sackte zusammen und er musste sich an der Tischplatte festhalten um nicht zu Boden zu fallen. Sein schlechtes Gewissen schien ihm sein Herz aus der Brust reissen zu wollen. War er etwas Schuld daran? Hatte Joseph aus Trauer diesen Unfall gehabt? Alicia kam in die Küche und sah den blassen Elyas und fasste ihn sanft an seinen Oberarm: „Was ist denn los?" In diesem Moment realisierte er, dass er noch immer seine Mutter am Telefon hatte und sprach: „Ich komme sofort ins Krankenhaus!" Er lief sofort los und hatte bereits die Scherben am Fussboden vergessen. Er trat in ein grosses Stück hinein und spürte einen stechenden Schmerz. „Fuck!" schrie er als er nach seinem Fuss griff und die blutverschmierte Scherbe aus seinem Fuss zog. Alica versuchte ihm zu helfen und gab ihm ein Taschentuch um die Blutung zu stillen. Aber Elyas nahm es ruppig entgegen und humpelte ins Badezimmer um sich zu duschen.

Im Krankenhaus wurde er von seiner weinenden Mutter mit einer Umarmung begrüsst. Sie stand neben zwei Ärzten, die ihm mit ernster Miene anguckten. Elyas rieb sich nervös durchs Gesicht und fragte leise: „Wie geht es ihm?" Der ältere der beiden Ärzte sprach langsam und deutlich: „Er hat mehrere gebrochene Rippen, die Milz ist stark beschädigt und wir mussten auch Blutungen an der Leber stillen. Ansonsten hat er ein gebrochenes Bein. Momentan liegt er in einem künstlichen Koma, damit er die Schmerzen nicht spürt. Wir hoffen, dass wir ihn in 3 Tagen wieder aufwecken können. Sie können jetzt zu ihm." Sie wurden in einen anderen Gang geführt und als die Tür zu Josephs Zimmer geöffnet wurde, spürte Elyas erneut ein Messer in der Brust. Joseph lag leblos und blass auf einem Bett und überall hingen Schläuche, die irgendetwas in ihn hinein- oder hinauspumpten. Elyas und seine Mutter setzten sich auf die Stühle, die an der Seite des Bettes standen. Er berührte Josephs zerkratzte Hand und strich vorsichtig über seine Finger. Worte brachte er nicht heraus, nur einen Schluchzer.

HoffnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt