Wir müssen ihm helfen

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"Lasst wenigstens die Kinder gehen! Bitte! Es bringt doch nichts. Die Kleinen sind krank und brauchen Medikamente. Die haben hier nichts zu suchen. Ihr habt mich, das ist mehr als genug! Sie sollten wissen, wie schlecht sie sich fühlen. Sie haben doch selbst eine kranke Tochter." flehte Elyas als er endlich wieder die Kontrolle über sich erlangt hatte. Lena sass an seiner Seite und biss sich nervös auf die Unterlippe, während sie sanft seinen Arm streichelte. Aber Elyas Worte schienen einen Eindruck hinterlassen zu haben. Denn der Anführer guckte die anderen beiden an und meinte nach einem kurzen Schweigen: „Naja, er hat schon Recht. Schickt die Kinder nach draussen und dann machen wir das Video." Und zu Lena gewandt, sagte er: „Hey Süsse, gib mir dein Handy!" Am liebsten wäre Elyas aufgesprungen und hätte dem Kerl für diesen Spruch eine in die Fresse gehauen, aber er war nicht wirklich in der Lage dazu.

Es dauerte nur Minuten und schon hörten sie Polizeisirenen unten vor dem Krankenhaus. In der Tat wurden die verängstigten Kinder raus auf den Gang geschickt und mit den Worten „Bringt sie schnell nach unten!" an die anderen Männer weitergeleitet. Lena und Elyas blieben alleine mit den 3 maskierten Männern zurück und beide guckten sich besorgt an. Sie wussten nicht, was die Polizei machen würde. Würden sie abwarten, bis den Geiselnehmern lanngweilig wurde? Würden sie auf Schüsse warten? Oder würden sie gleich das Krankenhaus stürmen? Und würden die Männer wirklich auf Elyas schiessen? Der Anführer rief mit Lenas Handy die Polizei an und fragte nach einer Nummer, wohin er das Video per Whatsapp schicken konnte. Nachdem er auflegte, guckte er die anderen an und fragte während er auf Elyas zeigte: „Wie heisst der eigentlich?" Alle zuckten mit den Schultern und einer der Beiden meinte: „Keine Ahnung, meine Freundin steht voll auf den, deswegen habe ich ihn erkannt." Elyas lachte höhnisch: „Google doch!" Der Anführer kam auf ihn zu, setzte die Waffe an seinen Kopf und meinte: „Ich kenne da einen einfacheren Weg: Name!" Elyas schwieg und Lena guckte ihn panisch an. Dann hörte er ein Klicken und aus Filmen interpretierte er das als das Lösen der Sicherung der Waffe. „Du wärst ziemlich dumm, wenn du mich jetzt erschiessen würdest." sprach Elyas. Der Mann nickte und meinte „Das stimmt!" und hielt daraufhin die Waffe an Lenas Kopf. Sie schluckte und fing an zu zittern. „Na, sagst du mir jetzt deinen Namen?" fragte er. Elyas wollte vor Wut explodieren, aber riss sich zusammen und sagte leise: „Elyas." Der Mann stiess mit der Waffe an Lenas Kopf und fragte: „Nachname?" Elyas atmete tief ein und aus und sein Herz wurde aus Angst um Lena zerdrückt. „M'Barek." sprach er mit zittriger Stimme. „Geht doch!" sagte der Anführer und stiess Lena so stark zur Seite, dass sie auf Elyas Oberkörper fiel. Er drückte sie fest an sich und hielt sie fest während sie in Tränen ausbrach und vor sich hinschluchzte.

Schnell wurde das Video aufgenommen und während der ganzen Rede des Anführers wurde Elyas genau aufgenommen: „Ich mache es kurz: Ich suche einen Knochenmarkpender für meine Tochter. Das Dokument mit ihrer Typisierung werde ich gleich abfotografieren und mitschicken. Umso schneller ein Spender gefunden wird, desto schneller können die kleine Ärztin und der Superstar Elyas M'Barek wieder gehen. Sollte die Polizei versuchen, sie zu befreien, werde ich die Beiden erschiessen. Fragen werde ich gerne unter dieser Nummer, der Nummer der Ärztin, beantworten."

Das Video wurde genau rechtzeitig abgeschickt, so dass es bei den meisten Sendern in den Abendnachrichten gezeigt werden konnte und in der Tat wurde nach der Ausstrahlung des Videos gebeten, sich bitte als Spender registrieren zu lassen um bei der Befreiung von Elyas zu helfen.

Elyas Mutter war gerade dabei, die Teller vom Coachtisch abzuräumen, als sie ihren Sohn in den Nachrichten sah. Ihr Herz blieb stehen und die Teller fielen ihr aus der Hand und zersplitterten an der Tischkante. Schnell kam Elyas Vater aus der Küche, wo er gerade die Spülmaschine eingeräumt hatte und guckte sie an: „Was ist passiert?" Ihre Lippen zitterten und sie sprach weinerlich: „Elyas! Sie haben ihn als Geisel! Bitte, wir müssen dahin! Schnell! Wir müssen ihm helfen!" Zuerst verstand er gar nichts, aber als das Video noch einmal gezeigt wurde, wurde ihm kalt vor Sorge um seinen Sohn. Er nahm seine Frau in den Arm und wollte etwas Beruhigendes sagen, aber ihm fehlten die Worte. In diesem Moment kam Joseph zur Haustür hereingerannt: „Ihr habt das auch gerade gesehen, oder? Raphael ist sofort zum Krankenhaus gefahren um zu sehen, ob er was von der Polizei erfahren kann."

HoffnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt