Das halte ich nicht aus

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Inzwischen war es früher Abend und noch immer war Lena mit Leonie nicht zurück. Elyas wusste nicht, wo sie war, da sie seine Anrufe nicht beantworte und auch sämtliche Nachrichten ignorierte. Den ganzen Tag lang hing Elyas am Telefon mit seinem Anwalt und seinem Agenten und versuchte wenigstens halbwegs seinen Ruf zu retten. Auch rief er mehrmals bei Alicias Agentur an und bat mit Nachdruck, dass sie ihr bitte sagen sollten, ihn zurückzurufen. Aber Alicia meldete sich nicht. Seine Frustration schien ihn zu erschlagen und es gab nichts, was er machen konnte. Jeder Radio- und Fernsehsender machten diese Neuigkeiten zu ihrer Topstory und sekündlich fühlte er sich schlechter und verletzlicher.

In der Hoffnung das Lena bald nach Hause kommt, machte Elyas essen. Als er das Hünchenfleisch für das Geschnätzelte in kleine Stücken schnitt, kam Anika in die Küche und setzte sich direkt neben ihn um ihn bettelnd mit ihren grauen und grossen Augen zu fixieren. „Na, glaubst DU mir wenigstens?" fragte Elyas sie mit einer traurigen Stimme. Die Hündin starrte weiterhin auf seine Hände und stupste ihn sogar leicht mit der Pfote an. „OK, Deal! Du kriegst dieses Stück Hühnchenfleisch und dafür redest du mal mit der Mami und sagst ihr, dass ich kein Lügner bin. Einverstanden?" sprach Elyas während er ein Stück Fleisch in die Höhe hielt. Anika fing schon an zu sabbern und winselte vor Vorfreude. Elyas lies das Stück fallen und Anika schnappte es aus der Luft weg und schlung es sofort herunter. Die ganze Zeit blieb sie an Elyas Seite und versuchte noch ein Stück zu erbetteln oder hoffte, dass der etwas ungeschickte Elyas etwas fallen lies, aber heute hatte auch sie kein Glück. Als das Essen fertig war, war Lena noch immer nicht zu Hause und Elyas guckte lustlos auf das angenehm scharfe Hühnergeschnätzelte mit Reis und Gemüse. Aber er verspürte keinen Hunger, stellte das fertige Essen in die Mikrowelle um es vielleicht später wieder aufzuwärmen und liess sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen.

Er guckte sich um und sah Leonies rosane Babydecke auf der Lehne liegen. Er nahm sie in die Hand und drückte sie fest an sich. Er vernahm den Geruch seiner Tochter, einer Mischung aus Milch, der teuren Babylotion, mit der er sie jeden Tag einrieb und dem Geruch von Lena. Noch einmal schrieb er eine Nachricht: „Bitte Lena, komm nach Hause. Ich mache mir Sorgen um dich und Leonie! Ich werde das alles klären! Aber bitte komm zurück!" Wieder einmal wartete er vergebens auf eine Antwort und sein Herz schmerzte so sehr, dass es ihm seinen Atem raubte. Er nahm die Babydecke und benutzte sie als Kopfkissen während er sich schluchzend auf das Sofa legte. Er schloss die Augen und betete, dass Alicia morgen alles dementieren und es als Missverständnis deklarieren würde. Das alles war ein Riesenalbtraum, aus dem er sofort erwachen wollte.

Elyas war gerade in einen leichten und unruhigen Schlaf gefallen, als Anika wie eine Wilde vom Sofa sprang und Richtung Tür lief. Elyas erwachte und stand langsam mit klopfendem Herzen auf. Er ging zur Tür und sah eine blasse Lena mit roten und verquollenen Augen. „Oh Gott, ich bin so froh, dass du wieder hier bist!" sagte er erleichtert und wollte sie in den Arm nehmen. Aber Lena machte sofort einen Schritt nach hinten und sagte mit beschlagener Stimme: „Fass mich nicht an! Ich bin nur zurückgekommen, weil ich glaube, dass es für Leonie besser ist, wenn sie in ihrem Bett schlafen kann. Morgen sehe ich weiter. Ich werde aber nicht bei dir bleiben. Ich kann einfach nicht! Ich habe versucht, dir zu vertrauen, aber das halte ich nicht aus. Es läuft im TV nichts anderes mehr und selbst, wenn es nicht stimmt, wird das alles so schnell nicht aufhören." Elyas Körper wurde von einer eisigen Kälte überschwämmt und er stotterte: „Ich.. Lena, vertrau mir doch einfach! Ich bin nicht der Vater und ich weiss nicht, warum sie das macht. Ich habe den ganzen Tag versucht, sie zu erreichen, aber sie ruft nicht zurück... Die einzige Frau, die ich liebe und mit der ich die letzten 2 Jahre geschlafen habe, bist du, nur du!" Umso mehr Elyas sagte, desto unglaubwürdiger wurden seine Worte für Lena. In ihren Gedanken sagte sie sich selbst: „Ich habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst. Er kann nicht treu sein. Auch wenn er mich liebt, er schafft es einfach nicht." Sie versuchte ihre Enttäuschung und ihren Schmerz herunterzuschlucken, aber ihre Tränen schossen wie Bäche ihre Wangen herunter und sie schüttelte den Kopf. Sie stellte die Babyschale vor seine Füsse und rannte ins Schlafzimmer um sich weinend aufs Bett zu werfen. Zitternd nahm Elyas seine Tochter auf die Arme und küsste sie zärtlich auf den Kopf. Seine Tränen fielen auf ihr dunkles Haar und brachten es zum glänzen.

HoffnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt