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Wie erwartet konnte ich nach jenem Erlebnis nicht sonderlich gut schlafen. Und auch wenn ich doch einmal für einige Minuten schlief, dann waren meine Träume durchaus komisch und durcheinander gewesen.

Die ersten Sonnenstrahlen traten in den Raum. Müde setzte ich mich auf und blickte hinüber zu Harry, der noch immer tief und fest schlief. Alles schien friedlich gewesen zu sein. Und ihm schien es gut zu gehen. Mit diesem Wissen machte ich mich leise auf den Weg hinaus, denn ich wollte schleimigst in mein Zimmer, um mich abzuduschen und mich fertig machen- Ich fühlte mich ziemlich eklig. Nach dem Vorfall am See hatte ich noch keine Dusche genießen können. Es wurde höchste Zeit. Als ich aus dem Raum schlich öffnete ich leise die Tür und sah mich vorsichtig um. Snape saß auf einem alt aussehenden Stuhl und lehnte mit dem Kopf an der Wand. Seine Augen waren geschlossen gewesen. Offensichtlich schlief er, zumindest sah es danach aus. Doch unter uns Schülern munkelte man, dass Snape nie richtig schlief und immer mit mindest einem Auge und einem Ohr wach war. Somit hielt ich meinen Atem an und schlich, so langsam und leise wie möglich, an ihm vorbei. Er regte sich kein winziges Stück. Und erst, als ich aus seinem Sichtfeld verschwunden war, atmete ich wieder aus.
In meinen Zimmer angekommen lief ich ins Bad und sprang sofort unter die angenehm warme Dusche. Nachdem ich aus dem See gezogen wurde und fast einen ganzen Tag im Krankenflügel verbracht hatte, ohne jegliche Dusche, fühlte ich mich muffig. Meines Erachtens war es nicht sonderlich hygienisch gewesen, doch hatte ich kein Mitspracherecht gehabt. Als ich wenig später fertig war, zog ich mich schließlich an, räumte mein Zimmer ein wenig auf und ging dann zurück in den Gemeinschaftsraum. Es schienen offensichtlich noch alle zu schlafen. Alle bis auf-
„Draco! Verdammt! Musst du mich jedes mal so erschrecken?" Flüsterte ich, nachdem er aus dem nichts neben mir aufgetaucht war.
„Tut mir leid." Flüsterte er ebenso leise und zog mich in seinen Arm „Weißt du, nachdem ich gesehen habe, wie Snape dich, mehr oder weniger, dazu gezwungen hat, dich bei ihm unter zu haken, konnte ich kaum noch schlafen."
„Da wären wir wohl schon zu zweit."
„Ist denn noch etwas passiert?"
Ich konnte sein Gesicht in jenem Moment zwar nicht sehen, dennoch konnte mir seinen Blick gedanklich vorstellen; Durchbohrend und eifersüchtig. Typisch. Ein letztes mal atmete ich tief aus, dann erzählte ich ihm alles- Wirklich alles.
„Wie bitte?" Rief er wenig später und sprang auf, ohne große Rücksicht darauf zu nehmen, dass ich noch an ihm gekuschelt lag.
„Draco, reg dich ab."
„Mich abregen? Snape begehrt offensichtlich mein Mädchen und das werde ich nicht einfach so tolerieren. Professor hin oder her."
„Vielleicht habe ich das alles nur falsch verstanden. Vielleicht habe ich einfach zu viel hinein interpretiert. Vielleicht war das alles anders von ihm gemeint gewesen."
„Das denke ich nicht." Malfoy stütze seine Arme an die Wand und sah in den Kamin.
„Und was willst du jetzt machen?" Fragte ich nach einer kleinen, vergangenen Weile.
„Warte einfach ab, bis mein Vater davon hört."
Und schon wieder ging es um seinen Vater.
Schwungvoll stand ich auf; „Wirklich, Draco? Dein Vater? Lass dir endlich etwas neues einfallen. Das hatten wir schon einmal. Es ist einfach immer das selbe mit dir. Du wirst dich nie ändern." Mit diesen Worten lief ich schließlich in Richtung Tür.
„D/N, warte!"
„Ich werde jetzt frühstücken gehen." Und ohne noch irgendetwas zu sagen lief ich zur großen Halle. Es war mir egal gewesen, ob we mir doofen würde oder nicht, denn ich war genervt von ihm. Immer wieder holte er die Sache mit seinem Vater hervor, als konnte er nichts alleine klären.

War es wirklich so gewesen, dass er nichts alleine klären konnte?
Nicht einmal wenn es um seine eigene Freundin ging?

Hermine lief mir über den Weg, viel zu früh für ihre Verhältnisse. Offensichtlich konnte auch sie nicht mehr schlafen.
„Hey, D/N." Lächelnd kam sie auf mich zu.
„Hermine- Wieso bist du schon wach?"
„Die Sache mit Ron lässt mich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Und meine Sorge um dich und Harry auch nicht unbedingt." Sie zuckte mit den Schultern „Aber wo wir beiden jetzt schon einmal hier sind solltest du mir die Sache mit Cedric erklären. Wieso musste er dich retten?"
Ironisch verdrehte ich die Augen und grinste; „Beim Frühstück, in Ordnung?"
Dass sie so Neugierig sein musste.
Hermine nickte. Und so liefen wir gemeinsam in die Halle und setzten uns an einen Tisch. Außer uns waren nur vereinzelte Schüler im Saal gewesen. Der Rest schlief vermutlich noch.
Während wir aßen erklärte ich ihr alles. Ihre Gesichtszüge nahmen, je nachdem welche Information ich ihr preisgab, andere Gesichtsausdrücke an. Es war ziemlich lustig zu beobachten. Als ich am Ende meiner Erzählung ankam, setzte sich jemand neben uns und beendete somit unser Gespräch. Ein bekannter Geruch. Doch ich sah weiter Hermine an. Sie hob jedoch ihre Augenbrauen an und nuschelte; „Ich lasse euch besser mal alleine. Wir sehen uns -"
„Nicht nötig." Unterbrach ich sie und stand gleichzeitig mit ihr auf.
Das Letzte, was ich wollte; war nur eine Sekunde mit ihm zu reden.
„D/N-" Flüsterte Malfoy hilflos und sah mich an.
Doch ich ignorierte ihn weiter.
„Also. Die dritte Aufgabe steht bald an. Wir sollten uns schonmal einen guten Platz suchen. Nicht wahr, Hermine?"
„Bist du dir da sicher?" Fragte sie mich unsicher.
Wie zur Bestätigung nickte ich und so ließ ich Malfoy vorab sitzen.

Zum Start hielt Dumbledore seine übliche Rede. Ich hatte mich zu Hermine, Ron und Ginny, Ron's kleiner Schwester, sowie Fred und Geroge gesetzt gehabt, um Malfoy bestmöglich aus dem Weg zugehen. Zu meinem Glück unterhielt Fred sich ein wenig mit mir und lenkte mich somit, zumindest ein wenig, von meiner Wut ab. Dennoch konnte ich Draco's eifersüchtigen Blicke spüren, denn er saß uns direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Feldes. Doch ich ignorierte ihn, so gut es ging.
Damn- Ein Knall der uns signalisierte, dass das Turnier startete. Meine beste Freundin nahm zittrig meine Hand. So wie sie war auch ich ziemlich nervös gewesen. Niemand von uns wusste, was unseren besten Freund erwartete würde. Harry, Cedric, Viktor und Fleur waren bereits seit einigen Minuten in dem Labyrinth verschwunden gewesen. Die Anspannung stieg von Sekunde zu Sekunde weiter an. Und so sehr wir auch versuchten, einander abzulenken, es half alles nichts. Selbst Ron wirkte wie erstarrt.

Fleur und Viktor kamen als erstes hinaus. Sie mussten die Aufgabe vorzeitig beenden und verloren somit das Turnier.

Einige weitere Zeit verging. Das ungute Gefühl in meiner Magengegend, welches sich am vorherigen Abend schon angekündigt hatte, kehrte zurück und es war kaum auszuhalten gewesen. Und es schien nicht nur mir so zu gehen, denn auf dem Platz wurde es immer ruhiger.
„Was denkt ihr, wie lange sie noch brauchen werden?" Fred legte seinen Arm um meine Schulter.
Wäre ich nicht so besorgt und unruhig wegen Harry gewesen, dann hätte ich Malfoy's wütenden Blick vermutlich genossen.
„Keine Ahnung. Sie sind schon ziemlich da drin."
Gab ich ihm schließlich seine erwartete Antwort.
„Zu lang." Stimmte Ron mir zu „Es wird seltsam."
„Was denkst du, wie lange du brauchen würdest, um einen versteckten Kelch in so einem großen Labyrinth zu finden?" George gab ihm einen Schlag auf den Rücken, sodass Ron laut einatmete; „Aua!"
„Da!" Rief Hermine plötzlich und zeigte auf den Horizont;
Am Himmel erschien urplötzlich ein helles Licht. Harry und Cedric waren somit wieder da gewesen. Die Schüler applaudierten. Meine beste Freundin und ich sahen uns erleichtert an. Es war alles gut verlaufen und das Turnier war somit beendet gewesen. Als ich meinen Blick lächelnd über das Feld gleiten ließ stellte ich fest, dass Cedric reglos am Boden lag und Harry sich über ihn beugte. Er rüttelte an ihm ind verhielt sich ziemlich merkwürdig. Ohne groß darüber nachzudenken lief ich auf die beiden zu, denn es schien niemanden wirklich aufgefallen zu sein. Doch etwas schien nicht zu stimmen.
„Harry ist alles in Ordnung?" Fragte ich ihn.
„Cedric." Schluchzte er „Er- Er hat- Er ist wieder da! Er ist wieder da!"
„Wer Harry?" Ich kniete mich vorsichtig zu ihm und blickte in Cedric's offenen, leblosen Augen.
„Der dunkle Lord." Hörte ich Potter wie aus tausend Kilometer Entfernung sagen, denn ich begriff, was geschehen war-
Nein. Bitte nicht. Bitte lass das einen Traum gewesen sein. Einen Albtraum.
„Cedric! Cedric!" Hektisch packte ich an seine Schultern und schüttelte ihn ohne zu realisieren, was ich überhaupt tat. Harry wich ein wenig von mir zurück. Eilig beugte ich mich über ihn; „Cedric! Kannst du mich hören? Schnell!" Rief ich während mein Herz lautstark in meinen Ohren pulsierte „Wir brauchen Hilfe! Professor Dumbledore!" Ich wusste das er tot gewesen war. Doch wollte ich es mir, in jenem Moment, nicht eingestehen. Konnte es mir nicht eingestehen. Heiße Tränen liefen mein Gesicht hinunter; „Nein, Nein." Schluchzte ich immer wieder.
So durfte es nicht enden, bitte.
Alles um mich herum war mir egal gewesen. Nichts schien mehr von Bedeutung zu sein. „Nein!" Schrie ich nun voller Schmerzen.
Dumbledore und Snape kamen auf zu uns angelaufen. Aus der Ferne sah ich Amos Diggory, seinen Vater, auf uns zukommen und hörte ihn schreien;
Das ist mein Sohn!
Warum mein Junge?
Und auch Harry schrie immer und immer wieder, werte sich vergeblich gegen jemanden. Alles verging wie in Zeitlupe. Nichts schien mehr real zu sein. Nun griff auch jemand nach meinem Arm. Ich konnte Harry weiter schreien hören und ich schrie selbst. Ohne Ende. Tränen nahmen mir die Sicht, füllten meine Augen. Mein Herz raste. „Cedric!" Rief ich immer wieder „Bitte! Bleib hier! Du kannst nicht-" Mein Herz zerriss in gefühlte tausend Teile.
So durfte es nicht enden-
Er und ich hatten uns nach dem Turnier nicht ausgesprochen gehabt-
Wenn er tatsächlich tot gewesen war-
Jemand versuchte mich hoch zu heben, doch ich fiel zurück auf den Boden.
„Nein!" Wie wild schlug ich um mich.
Das war ein Albtraum und ich wollte schnellstmöglich wieder aufwachen.
„D/N." Hörte ich Draco sagen „Bitte."
Auch Hermine's Umriss konnte ich wahrnehmen, erkannte jedoch nichts weiter vor lauter Tränen.
„D/N. Komm schon. Bitte." Draco redete auf mich ein „Wir müssen hier sofort weg, D/N."
Snape kam auf uns zu und sagte etwas wie; „Bringen Sie sie hier weg, Malfoy!" Zu ihm.
Immer und immer wieder zerrte jemand an mir. Immer und immer wieder fiel ich zurück auf den harten Boden. Irgendwann warf er mich schließlich über seine Schultern und ich konnte mich nicht mehr wehren, denn ich hatte keinerlei Kraft mehr gehabt.

Draco Malfoy- Der Junge der mich mehr liebte, als er zugab Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt