Erneut schrie ich auf. Mittlerweile war zu meinem Glück auch das letzte Glas leer getrunken, doch dafür wurden die Schmerzen umso schlimmer. Es war nicht zu beschreiben gewesen, wie sehr mich all das schmerzte. Auch Draco konnte mir diesen Schmerz nicht nehmen, so sehr er es auch versuchte. Heiße Tränen liefen über meine Wangen. Ab und zu wischten kalte Finger sie ab, doch ich nahm nur schwach Berührungen oder ausgesprochene Worte wahr. Es fühlte sich an, als wäre ich in mir selbst gefangen gewesen- In einem dunkeln Verließ meines eigenen Körpers. Und es war schlimm, unbeschreiblich grausam, denn in jener Nacht durchlebte ich jede einzelne negative Erinnerung meines bisherigen Daseins in Millisekunden, dafür allerdings um die tausend Male. Diese schwarze Magie zwang mich in die Knie, wollte mich leiden sehen und schien daran großes Vergnügen zu haben.
„Harry Potter ist tot!" Voldemort's Stimme tauchte erneut in meinem Kopf auf, dunkel und boshaft wie die Male davor. Und ich hasste es sie zu hören. Wollte sie nicht hören. Doch konnte sie nicht aus meinem Kopf verbannen.
„Nein" schrie ich immer und immer wieder.
„Prinzessin. Bitte.. Ich- Ich halte das Ganze nicht aus.." Draco's Worte wurden klarer. Er hörte sich ziemlich verweint an und seine Stimme zitterte bei jedem Wort das seine Lippen verließ. Ein kalter Waschlappen legte sich auf meine Stirn. Das ebenso kalte Wasser rannte über mein Gesicht. Es tat unbeschreiblich gut. Ließ mich besser fühlen. Die Bilder in meinem Kopf wurden unklarer, die Momente nahmen immer größere Zeitabstände.
„Es müsste jede Minute aufhören" stellte Mrs Pomfrey fest und ihr Satz hallte durch meinen Kopf mit der Hoffnung, dass sie recht gehabt hatte.Ich atmete tief ein und schreckte hoch, in eine sitzende Position. Hektisch sah ich mich um.
„Schatz. Es ist alles gut" eiskalte Ringe drückten sich auf meinen Arm „Ich bin hier. Alles ist gut. Du- Du hast es geschafft. Du hast es geschafft, Prinzessin."
„Mrs Malfoy" Madame Pomfrey stand vor mir „Wie fühlen Sie sich? Wie geht es Ihnen?"
„I-Ich.." nuschelte ich verwirrt und erneut liefen Tränen über meine Wange „Ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich mich, als hätte man mir jegliche Energie entzogen. Als wäre ich kraftlos."
„Das ist völlig normal und ein sehr gutes Zeichen" erklärte sie mir „Die schwarze Magie, beziehungsweise ihre Reste, haben Ihren Körper nun endgültig verlassen. Doch dafür haben diese Ihnen ihre ganze Kraft geraubt, bis auf das allerletzte bisschen. Sie sollten schlafen und sich ausruhen, um in einigen Stunden wieder fit zu sein. Schließlich ist es momentan auch noch früh am Morgen." Sie machte auf dem Absatz lehrt und verließ den Krankenflügel ohne ein weiteres Wort.
„Wie geht es meiner Prinzessin?" Draco legte eine Hand an meine Wange und drehte mein Gesicht in seine Richtung. Als ich ihm in seine hellgrauen Augen sah konnte ich nicht anders und fiel ihm weinend um den Hals. Er sah mitgenommen aus, besorgt und ziemlich fertig. Kein Wunder- Auch er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und ebenso Qualen erlitten. Wir beide waren fertig gewesen.
„Was ist los? Stimmt etwas nicht?" Stammelte er.
„Es war so schlimm." Ich schloss meine Augen und vernahm seinen Geruch nach frischen, grünen Äpfeln und einem Hauch an Pfefferminz.
„Die Schmerzen?" Langsam schüttele ich den Kopf. „Was dann?" Hakte er nach „Was war schlimm?"
Vorsichtig löste ich mich wieder aus seinen Armen und er wischte einige Tränen aus meinem Gesicht fort. So behutsam, so liebevoll und so zärtlich.
„Jede negative Erinnerung meines gesamten, bisherigen Lebens tauchte wieder vor mir auf. Unter anderem Voldemort, die Todesser. Einfach alles. Es war, als hätte ich alles noch einmal erlebt. Aber weißt du, was das aller Schlimmste war?"
Er legte seine Hände an meine Wangen und sah mir noch immer tief in meine Augen.
„Nein. Was war das Schlimmste?"
„Dich so sehr leiden zu sehen, schon wieder. Das war es damals schon und das wird es immer sein- Das Schlimmste für mich. Es tut mir weh, wenn es dir nicht gut geht. Es tut mir weh, wenn du leidest und dich wieder so zu sehen, dass-"
„Hey, hey" er sah mich liebevoll an „Das war einmal aber das ist nicht mehr so. Nach allem was wir beide durchgestanden haben, geht es mir endlich gut. Es geht mir gut und ich bin hier, bei dir. Das was du gesehen hast, ist Vergangenheit, Prinzessin."
„Und trotzdem tat es so sehr weh."
„Das wird noch eine ganze Zeit weh tun. Das sind die letzten Wunden auf unserer Seele. Aber auch diese werden verheilen. Wir beide sind zusammen stark und egal was kommt- Wir schaffen das."
Ich wusste, dass er recht hatte. Wusste, dass all das Vergangenheit gewesen war.
„Du hast recht" lächelte ich schwach.
„Wann habe ich kein recht?"
Ironisch verdrehte ich die Augen, dann küsste er mich. Es fühlte sich, wie jedes mal, unbeschreiblich an und jedes mal zeigte es mir, wie sehr wir uns liebten.
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Draco Malfoy- Der Junge der mich mehr liebte, als er zugab
RomanceWie weit wirst du für deine Liebe gehen..