Kapitel 54: Ich hasse Partys

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"Warum willst du denn keine Party machen? Ich meine es ist schließlich dein Achtzehnter" Fragend sah Cole mich an während er an der Arbeitsfläche lehnte und auch Louis sah von seiner Zeitung auf. 

"Wenn es dir ums Geld geht, dann mach dir keine Gedanken", meinte er. Das ich mir um Geld keine Gedanken machen musste, wusste ich bereits seit ich den ersten Schritt durch diese Tür gemacht hatte. Ich seufzte und räumte auch meine Sachen in den Geschirrspüler, wie Cole es bereits vor mir getan hatte. Mum war im Bett geblieben. Migräne - laut Louis.

"Es geht nicht ums Geld aber danke, Louis", anwortete ich ihm und meinte es auch so. Es gab bestimmt schlimmere Stiefväter als er und er war ja auch immer nett zu mir, trotz meiner und Mums Meinungsverschiedenheiten. Er nickte um mir zu zeigen, dass er verstanden hatte und wandte sich wieder seiner Zeitung zu. Ich verließ das Esszimmer und stieg die Treppen in mein Zimmer rauf. 

"Nein, jetzt ehrlich. Warum willst du keine Party? Meine letztes Jahr war der Hammer gewesen", erzählte er während er mir in mein Zimmer folgte. 

"Schön für dich", murmelte ich als ich in mein Badezimmer ging um meine Zähne zu putzen. Als ich wieder kam, hatte Cole sich auf meinem Bett breitgemacht und sah mir dabei zu, wie ich meine Tasche packte.

"Fühl dich wie Zuhause", meinte ich sarkastisch als ich das letzte Buch in meine Tasche schob. Er grinste nur schelmisch und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf.

"Wen soll ich denn bitte einladen? Ich bin nicht so beliebt wie du" Er erhob sich wieder von meinem Bett als ich mein Zimmer verlassen wollte und folgte mir. Schnell ging er rüber in seins und holte noch seine Sachen.

"Deine Freundinnen? Trason und Nash? Das Fußballteam? Mich?", hörte ich durch seine Zimmertür. Er grinste wieder als er raustrat. Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Garage.

"Mal abgesehen von Sandra und Daria hast du nur deine Freunde und dich selbst aufgezählt, das ist dir schon klar, oder?" Wir stiegen in den Wagen und fuhren los.

"Ich dachte, wir wären Freunde? Und du verstehst dich doch auch gut mit Nash und Trason? Und die andern mögen dich doch auch, du verbringst immerhin ein paar Stunden die Woche mit ihnen. Was ist mit diesen Schülerzeitungsfritzen?" Ich schnaubte.

"Klar, du hast Recht mit allem. Doch ich würde niemanden von der Schülerzeitung einladen, das würde Jessy nur wieder provozieren und mir stehen Milchshake-Witze bis zum Hals" Er lächelte leicht, doch es verschwand gleich wieder.

"Wo liegt dann das Problem?"

"Ich hasse Partys", brachte ich säuerlich hervor. 

"Habe ich bereits mitbekommen. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?" Wieder seufzte ich.

"Ja, den gibt es. Ich bin schüchtern und fühle mich in der Gegenwart zu vieler Menschen unwohl" Er nickte.

"Und?" Ich runzelte die Stirn.

"Was und?" Nun war er an der Reihe zu seufzen.

"Ich bitte dich, Liz. Verkauf mich nicht für dumm, dafür kenne ich dich bereits zu lange. Das ist niemals der einzige Grund" Wir bogen auf dem Schulparkplatz ein und Cole stellte den Motor ab. Ich biss auf die Lippen und sah aus dem Fenster. Ich spürte, dass Coles Blick auf mir lag.

"Als ich in der Middle School war, wurde ich auf einen Geburtstag eingeladen. Damals hatte ich noch Freunde. Wir waren 13 oder 14, ich weiß es nicht so genau. Es war auf jeden Fall eine gemischte Runde, Jungen und Mädchen aus unserer Klassenstufe. Und wie es dann war, wurden irgendwelche dummen Partyspiele gespielt. Ich hab natürlich mitgemacht, ich wollte ja nicht die Spielverderberin sein. Also spielten wir "Sieben Minuten im Himmel". Eine Flasche wurde gedreht um herauszufinden wer mit wem in den Schrank musste. Nach einigen Runden landete die Flache dann auf mich. Ich hatte gehofft einfach nicht drankommen zu müssen, aber das Glück war ja sowieso nie auf meiner Seite. Denn die Flasche wurde nochmal gedreht und landete auf Will".

"Dieses Arschloch aus San Diego?" Ich nickte. Coles Kiefer spannte sich an und er blickte aus der Windschutzscheibe, doch ich wusste, dass er mir weiter zuhörte.

"Ich war total aufgeregt. Ich mochte Will. Er war immerhin der coolste Junge unserer Stufe, er war witzig und sah gut aus nur hat er mich nie sonderlich beachtet. Zudem war ich, wie gesagt, sehr schüchtern und hatte noch nie in meinem Leben irgendwen geküsst, was mich noch nervöser machte. Also wurden wir in diesen dummen Schrank eingesperrt. Am Anfang passierte nicht viel. Es war dunkel und Will und ich standen uns gegenüber, ich war sehr darauf bedacht ihn nicht zu berühren, doch der Schrank war ziemlich eng. Selten hatte ich mich in meinem Leben so unwohl gefühlt, wie in diesem Moment. Ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren als er mir näher kam. Ich drehte mein Gesicht weg als er mich küssen wollte, kurz darauf spürte ich seine Hand an meiner... Brust, die ich dann auch wegschlug" Ich atmete tief durch und sah weiter aus dem Fenster um nicht wissen zu müssen wie Cole gerade aussah.

"Irgendwie fand er das witzig und versuchte es wieder. Diesmal unter meinem T-Shirt. Ich stieß ihn gegen die Schrankwand. Er wurde wütend und meinte, dass ich zu dumm sei, das Prinzip dieses Spiels zu verstehen und, dass ich eigentlich glücklich sein sollte, dass überhaupt jemand mich anfassen würde, so fett wie ich sei. Ich war ja schon immer etwas molliger als die anderen Mädchen. Im Grunde hätte er sich nur drauf eingelassen, weil er schon immer wissen wollte ob ich überhaupt Brüste hätte oder ob das nur Fett wäre. Als die Minuten dann endlich um waren, wurden die Türen geöffnet und ich wurde ausgelacht. Die Schranktüren waren dünn, alle andern hatten jedes Wort gehört. Von jetzt an war ich das prüde Moppelchen. Jeder mied mich. Meine "Freundinnen" waren nicht mehr länger meine Freundinnen und absolut jeder an der Schule kannte diese Geschichte. So hat das ganze Mobbing angefangen." Ich schluckte. Meine Unterlippe zitterte. Eine warme Hand legte sich auf meine und drückte sie leicht. Ich nahm meinen Mut zusammen und blickte zum Besitzer der Hand, der mich längst entschuldigend ansah.

"Es tut mir Leid" Es klang wirklich aufrichtig.

"Was tut dir Leid?" Er seufzte und entzog mir seine Hand.

"Dass dir das passiert ist. Das ich mit dem Thema angefangen habe. Dass ich dich auf Trasons Party und in den Club geschleift habe. Einfach alles" Ich wollte gerade noch etwas sagen, doch da stieg er schon aus. Ich tat es ihm schnell nach. 

"Cole!", rief ich dann als er sich schon so weit von mir entfernt hatte. Nur widerwillig blieb er stehen, drehte sich zu mir um und wartete bis ich vor ihm stand. Ich ergriff seine Hand. Gerade war mir egal, dass wir mitten auf dem Schulhof standen. 

"Wenn du mich nicht zu Trasons Party mitgenommen hättest, dann hätte ich Daria nicht kennen gelernt und du hättest Probleme bekommen, weil du dann wahrscheinlich Zac verprügelt hättest" Er wollte etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.

"Wenn du mich nicht in den Club mitgenommen hättest, wären wir Will wahrscheinlich nicht begegnet und ich hätte nie einen Abschluss mit der ganzen Sache machen können. Ich habe dir das erzählt damit du weißt warum ich Partys grundsätzlich nicht mag, nicht damit du dich schlecht fühlst, okay?" Er nickte.

"Okay", flüsterte er und wollte wieder gehen doch ich hielt ihn weiter fest. Fragend blickte er mich an.

"Jetzt, da du die Geschichte kennst, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du jede Überraschungsparty abblasen würdest, die irgendwie von irgendwem geplant wurde"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt