Kapitel 75: Ja, aber sicher

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Erschrocken ließen wir von einander ab. Peinlich berührt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Cole stelle sich vor mich und rieb sich verlegen den Nacken. Dass er nur Boxershorts und T-Shirt und ich kurze Shorts und ein dünnes Top trug, machte die Tatsache, dass Mum uns beim Knutschen in der Küche erwischt hat, auch nicht besser. Mit verschränkten Armen stand sie im Türrahmen und musterte uns eindringlich.

"Ins Wohnzimmer. Sofort", zischte sie und ihr Tonlaut gab keinen Spielraum für Diskussionen. Sie verschwand aus dem Türrahmen und gab damit den Weg ins Wohnzimmer frei. Seufzend drehte Cole sich zu mir um und half mir von der Arbeitsplatte.

"Auf in die Höhle des Löwen", murmelte er mehr zu sich selbst als zu mir. Er verschränkte meine Hand mit seiner und zusammen gingen wir ins Wohnzimmer. Wir setzten uns aufs Sofa und verzweifelt fuhr ich mit einer Hand durchs Haar. Die andere hatte Cole noch immer fest im Griff.

"Gott, ich bin absolut nicht vorbereitet. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll" 

"Die Wahrheit", schlug er vor und drückte ermutigend meine Hand.

"Was ist denn so wichtig, dass es um 3 Uhr morgens und nicht erst später geregelt werden kann, Julia?", konnte ich Louis' Stimme schon von weitem hören. Er hörte sich nicht besonders begeistert an, so früh aus dem Schlaf gerissen worden zu werden. Und wenn er erst den Grund dafür hört, wird er auch nicht begeisterter sein.

"Ich habe gesehen, wie Elizabeth- "

"Julia, wir haben darüber gesprochen. Ich möchte nicht in irgendwelchen Streit von dir mit Elizabeth hineingezogen werden und du solltest etwas umsichtiger mit ihr sein. Ich dachte, die Therapie würde bereits helfen"

"Darum geht es nicht, Louis" Louis kam leicht angesäuert ins Wohnzimmer und blieb, wie erstarrt, stehen als er unsere ineinander verschränkten Hände sah.

"Oh", war das einzige was ihm entfuhr. Er blickte kurz zu Mum rüber, die wieder im Türrahmen stand. Seufzend setzte er sich auf das Sofa uns gegenüber, stützte die Ellenbogen auf die Knie ab und kniff sich an der Nasenwurzel. Mum setzte sich zu ihm. Eine Weile lang sagte niemand etwas.

"Wie lange geht das schon?", fragte Louis schließlich. Cole und ich sahen uns kurz an und Cole antwortete schließlich.

"Seit ein paar Wochen" Mum verschränkte wieder die Arme vor der Brust.

"Das will heißen?"

"4, 5 Wochen?", schlug ich zaghaft vor.

"Seit einem Monat seid ihr das", sie deutete auf unsere verschränkten Hände. "Und ihr kamt nicht auf die Idee uns das mitzuteilen?" Wieder drückte Cole meine Hand.

"Wir sind zusammen, du kannst das auch so aussprechen und ich werde mich sicher nicht von ihr trennen, ob dir das passt oder nicht" In meiner Brust machte sich Wärme breit, als ich Coles Worte hörte und als ich zu ihm rüber sah, lächelte er mich aufmunternd an. Ich konnte nicht anders als es zu erwidern.

"Sei nicht albern, Cole. Wir würden euch nicht zwingen euch zu trennen. Doch habt ihr vorher darüber nachgedacht? Was wenn ihr euch trotz allem einmal trennen würdet? Ihr lebt zusammen. Ihr lauft euch ständig über den Weg. Alles hat Konsequenzen" Wieder blickten Cole und ich uns an und es war als würden wir keine Worte brauchen um miteinander zu kommunizieren.

"Wir lassen es drauf ankommen", erklärte Cole. Louis klatschte auf seinen Oberschenkel.

"Gut, das ist eure Sache und jetzt ab ins Bett. Du hast Abschlussprüfungen" Mum sah nicht so aus als wäre sie zufrieden mit dem Ausgang dieses Gespräches, doch sie sagte nichts dazu.

"Wir waren bereits auf dem Weg, als Julia hier eine Familienkonferenz einberufen hat"

"So sah das aber nicht auf", entgegnete Mum. Amüsiert musterte Louis uns. Ich merkte, wie sich mein Gesicht wieder erhitzte. Auch Cole schien wieder um einiges verlegener.

"Wir gehen dann. Gute Nacht", brachte ich noch raus als Cole mich die Treppen hochziehen wollte.

"Und die Tür bleibt offen", rief Mum noch hoch. Peinlicher gehts ja kaum noch.

"Ja, aber sicher", murmelte Cole sarkastisch als er die Tür hinter uns schloss. Sicherheitshalber schloss er die Tür sogar ab.

"Sollen sie doch denken, was sie wollen"

"Das sagst du jetzt und morgen bekommen wir dann einen Verhütungsvortrag gehalten", erklärte ich. Cole lachte als er sich zu mir ins Bett legte.

"Dann haben wir aber hoffentlich die Grenze der Peinlichkeit erreicht". Er zog mich näher an sich. 

"Ich bin so froh, dass wir das hinter uns haben", flüsterte ich. Er nickte zustimmend.

"Mir fällt ein, dass wir bei etwas unterbrochen wurden" Mit Schwung rollte er sich auf mich und stützte sich mit seinen Unterarmen ab, damit ich nicht sein ganzes Gewicht tragen muss. Trotzdem konnte ich deutlich spüren, dass Cole eindeutig männlich war. Ich lief rot an und hoffte, dass er es in der Dunkelheit nicht bemerkte.

"Mach dir keine Gedanken", hauchte er und strich mir ein Haar aus dem Gesicht.

"Ich werde nicht weitergehen, als dich zu küssen." Dann senkte er seine Lippen auf meine. 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt