Kapitel 21: Das berühmte Abseits

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Ich wurde geweckt als Sonnenstrahlen sanft durch einen kleinen Spalt der, nicht komplett geschlossenen, Gardienen auf mein Gesicht fiel. Langsam öffnete ich die Augen und musste die Hand gleich schützend davor halten, da die Sonne mich zu sehr blendete. Ich richtete mich langsam auf und entkam so dem grellen Licht. Seufzend strich ich durch meine Haare und streckte mich ausgiebig. Dabei fiel mir auf, dass die rechte Seite des Bettes leer war. Cole war nicht da. Seine Bettseite war ordentlich gemacht und man merkte nicht einmal, dass er hier geschlafen hatte. Jedoch konnte ich mich erinnern, dass er, als ich Nachts kurz wach wurde, hier geschlafen hatte. Den Gedanken, wo er sein könnte, vertreibend, schwang ich meine Beine aus dem Bett und fuhr mir über mein Gesicht. Der harte Teppichboden fühlte sich ungewohnt unter meinen Fußsohlen an, doch ich ignorierte das als ich aufstand und mir Kleider und Duschzeug aus meiner Tasche kramte und zu  Badezimmer tapste. Müde stellte ich das Wasser in der Dusche an und musste gleich einen Satz zur Seite machen, da das Wasser kälter war als ich erwartet hatte. Während ich mir das Shampoo aus den Haaren wusch, hörte ich, dass eine Tür sich öffnete und wieder schloss. Schwere Schritte waren zu hören und kurz darauf klopfte es an der Badezimmertür.

"Elizabeth? Ich bin wieder da", machte Cole sich bemerkbar. Ich stellte das Wasser ab und wickelte das Handtuch um meinen Körper als ich aus der Dusche stieg. Ich föhnte meine Haare und putzte gleichzeitig meine Zähne. Als meine Haare dann soweit trocken waren, zog ich meine Klamotten an und bürstete meine Haare bevor ich zurück ins Zimmer ging. Cole musterte mich nur kurz bevor er sich wieder dem Fernseher widmete und sich von einem schlechten Fernsehprogramm ins nächste zappte. Zwischen seiner und meiner Seite des Bettes lag eine Papiertüte von einem Bäcker.

"Ich hab uns Frühstück besorgt", murmelte er abwesend während er immer noch nach einer geeigneten Sendung suchte. Ich schnappte mir also die Tüte und fischte mir ein Croissant heraus. Während ich den aß, wühlte ich in meiner Tasche rum und zog meinen Laptop hervor den ich schließlich auf meinen Knien platzierte. Zufälligerweise hatten Cole und ich wohl gerade den selben Gedanken, denn er stoppte seine Suche bei irgendeinem Fußballspiel während ich mir die Fußballregeln durchlas. Nebenbei versuchte ich dem Spiel zu folgen. Es waren eigentlich nicht so viele Regeln jedoch waren einige komplizierter als andere.

"Cole?" Mein Stiefbruder in Spe lag auf seiner Seite des Bettes und hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und sah sich das Spiel im Fernseher an. Er hatte jedoch auch einen guten Blick auf den Bildschirm meines Laptops und wusste was ich gerade tat.

"Hm?"

"Ich verstehe die Abseitsregel nicht" Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und schließlich begann er ganz unverhohlen zu lachen. Fragend blickte ich ihn an.

"Seit du mich gefragt hast ob ich dir bei der Fußballgeschichte helfe, wusste ich, dass du mir diese Frage stellen würdest", erklärte er mir lachend und musste sich sogar Tränen wegwischen.

"Kannst du mir die Frage nun beantworten oder nicht?" Er setzte sich auf und blickte mich nun ganz unverwandt an.

"Klar kann ich das. Hach, das berühmte Abseits" Auffordernd zog ich eine Augenbraue hoch und blickte ihn an.

"Also, stell die ein Fußballfeld vor. Es gibt Mannschaft eins und Mannschaft zwei. Mannschaft eins will ein Tor schießen, deshalb schießt ein Spieler von Mannschaft eins den Ball zu seinem Mitspieler. Dieser ist jedoch näher am gegnerischen Tor als der Spieler von Mannschaft zwei. Das ist Abseits" Um es besser veranschaulichen zu können, hatte er es mir sogar aufgemalt.

"Warum?"

"Fußball ist Gentleman-Sport. Es ist unfair hinter dem Rücken des Gegeners ein Tor zu schießen", begründete er die Regel. Im gleichen Moment wurde im Fernseher ein Spieler von dem anderen zu Boden gerissen, was auch Cole nicht entging.

"Naja, fast immer ein Gentleman-Sport" Ich verdrehte die Augen.

"Was muss man machen, damit diese Situation kein Abseits wird?"

"Der Mitspieler der den Ball vom Spieler von Mannschaft eins annehmen soll, muss auf gleicher Höhe mit gegnerischen Spieler sein oder weiter vom Tor entfernt als der Gegenspieler" 

"Ich muss zugeben, dass ich das noch immer nicht wirklich verstehe" Cole nickt nur und ist dann in seinen Gedanken vertieft. Ich wollte mich schon abwenden, da ich dachte, dass er genervt von meiner ganzen Fragerei ist, doch dann setzte er doch noch zu einer Antwort an.

"Stell dir vor, du bist in einem Schuhladen und stehst an der Kasse. Vor dir an der Kasse steht nur noch eine Dame, die eigentlich sehr nett wirkt. Auf einmal entdeckst du auf dem Regal hinter der Kassiererin ein Paar Schuhe, in die du dich sofort verliebst. Du hast zwar schon genügend Schuhe, aber dieses Paar ist absolut einzigartig. Du musst diese Schuhe einfach haben. Dann bemerkst du, dass die Dame, vor dir in der Schlange, ebenfalls mit diesem Paar Schuhen liebäugelt. Per Blickkontakt teilt sie dir mit, dass diese Schuhe nicht in deine Hände gelangen sollen. Ihr habt jedoch beide nicht genug Geld dabei also lohnt es sich nicht sich vorzudrängeln wenn man dann nicht bezahlen kann. Deine Freundin, die ebenfalls in diesem Laden ist, erkennt deine missliche Lage und reagiert wie jede gute Freundin in solch einer Extremsituation reagieren würde. Sie plant dir ihren Geldbeutel, über die dumme Kuh hinweg, nach vorne zu werfen, du kannst die hinterhältige Dame umrunden, fängst das Geld und kaufst dir die tollen Schuhe. Aber solange deine Freundin den Akt des Zuwerfens noch nicht abgeschlossen hat, , also das Geld sich noch in ihrer Hand und nicht schon in der Luft befindet, darfst du dich beim Überholen auf gleicher Höhe mit der Kundin befinden aber noch nicht vor ihr, ansonsten ist das Abseits" Seine Erklärung wurde immer wieder mit ironischen Kommentaren untermauert um mir indirekt zu sagen wie lächerlich sich manche Frauen beim Schuhkauf aufführen konnten.

"Das ist die sexistischste Erklärung, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe", kommentierte ich seine Darbietung.

"Kannst trotzdem zugeben, dass du es jetzt besser begriffen hast" Stolz grinste er mich an.

"Ändert trotzdem nichts daran, dass du ein Chauvinist bist" Damit gab ich zwar indirekt zu, dass ich durch seine Erklärung das Ganze besser verstanden habe aber egal. Cole schnaubte gespielt beleidigt auf.

"Lass dein Feministinnen-Gehabe stecken und mich in Ruhe Fußball schauen", meinte er bloß und machte es sich wieder auf seiner Bettseite gemütlich.

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