Kapitel 17: Cole also

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Schweigend wartete ich an dem weißen Sportwagen auf seinen Besitzer. Dabei warfen die Vorbeigehenden mir immer wieder fragende und auch neugierige Blicke zu, die ich ignorierte indem ich so tat als wäre ich mit meinem Handy beschäftigt. Sie denken immer noch, dass ich Coles Freundin oder was auch immer bin obwohl man uns in der Schule so gut wie nie zusammen sieht. Wenn wir uns dann mal begegneten, ignorierten wir uns, doch die Gerüchte hielten sich hartnäckig. Cole war eben beliebt, vor allem bei den Mädchen wie mir mit jedem Tag mehr auffällt. Ihnen ist es sogar egal, dass er sie gleich, nachdem er ihnen kurz seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte , wieder fallen ließ. Eine Bewegung neben mir ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Cole hatte den Kofferraum geöffnet um seine Sporttasche zu holen.

"Ich kenne echt keinen der so in seinen Gedanken abdriften kann, wie du", bemerkte er einfach als er sein Auto abschloss und mir andeutete ihm zu folgen. Normalerweise hätte ich ihm gleich irgendetwas fieses geantwortet, doch gerade war ich ihm einfach dankbar, dass er den heutigen Morgen nicht ansprach. Außerdem hatte ich das Fußballtraining komplett vergessen und froh, dass er Mum überreden konnte, dass ich mitkam. Diese Stunden war ich weniger Zuhause und weg von Mum.

"Also, der Coach weiß, dass du heute kommst. Stell dich ihm trotzdem vor, er mag das", erklärte er mir während wir den Hintereingang des Stadiums ansteuerten.

"Geh immer geradeaus, ich komme gleich nach" Mit diesen Worten bog er nach rechts ab und ich ging, wie mir gesagt wurde, geradeaus. Ich schritt durch eine Pforte durch die die Spieler immer das Feld betraten. Ich sah mich kurz im Stadium um, welches in den Farben unserer Schule, Blau und Gold, gehalten war als ich dann schließlich den Coach sah, der gerade in irgendwelchen Notizen blätterte. Ich erinnerte mich an Coles Worte und trat auf ihn zu. Als er mich erblickte, ließ er seine Notizen sinken und musterte mich. Er war wahrscheinlich Ende Vierzig und hatte einen strengen Blick. 

"Hallo, ich bin Elizabeth, die Journalistin, die das Team begleiten soll", stellte ich mich höflich vor und reichte ihm meine Hand, welche er mit einem leichten Lächeln schüttelte.

"Ich hab schon davon gehört, jedoch dachte ich, dass ein Junge dies tun würde. Hast du eigentlich eine Ahnung von Fußball?" Neugierig aber auch streng blickte er mich an.

"Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so viel darüber aber Cole hat angeboten mir zu helfen und ich gebe mein Bestes", erklärte ich. Ich konnte durch sein Pokerface nicht wirklich erkennen, was er von mir hielt.

"Cole also", er sprach mehr zu sich als zu mir. Er dachte jetzt doch wohl nicht, dass etwas zwischen Cole und mir laufen würde?

"Ja, also meine Mutter und sein Vater sind zusammen. Er ist also sowas wie mein Stiefbruder", versuchte ich die ganze Situation zu erklären. Er nickte.

"Gut, denn eigentlich dulde ich solche Beziehungen nicht. Es lenkt die Spieler zu sehr ab" Ich nickte. Kurze Zeit später stießen die anderen Spieler zu uns, es waren um die zwanzig Stück. Der Coach stellte mich den andern Spielern vor und ein erstauntes Raunen ging durch die Menge. Sie alle kannten mich wahrscheinlich durch Cole, jedoch schien er ihnen nicht gesagt zu haben, dass ich über sie schreiben werde. Nur Trason und Nash schienen nicht sonderlich überrascht zu sein, wahrscheinlich wussten sie es schon. Nach ungefähr zwei Minuten kehrte aber Ruhe ein und der Coach ließ sie 10 Runden laufen um sich auf zu wärmen. Ohne zu murren setzte die Gruppe sich in Bewegung, was mich ehrlich gesagt wunderte. Das Feld war ziemlich groß. Ich setzte mich auf die Tribüne, kramte meinen Block aus meiner Tasche und begann einige Notizen zu machen, da es noch einige Minuten dauern könnte bis die Übung fertig war, obwohl sie echt schnell waren.

Später machten sie noch einige Übungen. Der Coach erklärte mir, dies war wichtig um ihre Geschicklichkeit und Schnelligkeit mit dem Ball zu verbessern, denn sie wollten dieses Jahr unbedingt die Meisterschaft beginnen. Letztes Jahr hatten sie es nur bis ins Viertelfinale geschafft und waren damit mehr als unzufrieden. Zudem waren viele aus dem Team , wie Cole, im Abschlussjahr und mit einer guten Saison konnte man sich gute Stipendien an guten Colleges erhoffen. Dem Coach schien sehr wichtig zu sein, dass die Jungs später eine gute Zukunft haben würden. Nach den ganzen Übungen wurden neongelbe Leibchen verteilt und die Hälfte des Teams zog sich diese über. Wahrscheinlich würden sie gegeneinander spielen. Soviel wie ich bis jetzt verstanden hatte, war Trason der Torhüter und es gab noch einen Ersatztorhüter. Nash spielte eine Position in der Mitte, die Position hieß, glaubte ich, Mittelfeldspieler und Cole war der Stürmer. Er soll viele Tore vorbereiten und, wenn möglich, auch schießen.

Da ich nicht wirklich viel Ahnung von Fußball hatte, konnte ich das Spiel vor mir auch nicht wirklich kommentieren geschweige denn verstehen. Es herrschte viel Gewirr auf dem Platz und es wurde viel geflucht aber auch viele Tore geschossen. Mehr konnte ich dazu nicht sagen jedoch schien der Coach zufrieden mit den Fähigkeiten seines Teams zu sein daher ging ich mal davon aus, dass sie sich gut schlugen. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, dass ich mich mehr über die Fußballregeln informieren musste, sonst würde ich mich noch haushoch blamieren und das würde meinem, sowieso schon kleinen, Selbstbewusstsein nicht wirklich gut tun. Das Training wurde für beendet erklärt, sodass alle schnell in den Kabinen verschwanden. Eigentlich wollte ich schon zum Auto gehen und dort auf Cole warten doch er meinte, dass ich auf ihn warten solle. Er wollte nicht, dass ich alleine gehe, da es doch schon früher Abend war. Also wartete ich, wie verlangt, auf ihn um mich dann von ihm nach Hause kutschieren zu lassen.

"Warum hast du den andern nicht gesagt, dass ich diejenige bin, die Berichte über euch verfassen soll?", fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern.

"Warum sollte ich? Die hätten es doch sowieso herausgefunden. Sie haben es ja gut aufgenommen"

"Bist du dir eigentlich wirklich sicher, dass es für dich okay ist, dass ich beim Training dabei bin?" Ich stellte mir diese Frage schon lange. Es hatte mich ja bereits gewundert, dass er so bereitwillig zugestimmt hatte mir zu helfen. 

"Warum sollte es das nicht sein?" Fragend blickte er mich kurz an bevor er wieder aus der Windschutzscheibe blickte.

"Weil wir doch schon zusammen wohnen. Ich möchte dir nicht noch mehr auf die Nerven gehen als eh schon" Langsam fuhr Cole unsere Einfahrt hoch und hielt in der Garage an.

"Ich weiß nicht ob ich der erste bin, der dir das sagt aber hör auf zu glauben, dass du so schrecklich wärst nur weil, du und deine Mutter dir das einreden" 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt