Mit Kopfhörern im Ohr und die Musik auf voller Lautstärke verließ ich die Schule. In einem gemäßigten Tempo lief ich am Schulparkplatz vorbei und direkt auf die Bushaltestelle zu. Aus dem Augenwinkel konnte ich einen bestimmten weißen Sportwagen einer gewissen Person sehen. Cole hatte mir geschrieben, dass er keine Zeit hätte mich nach Hause zu fahren, da er noch etwas erledigen musste. Wahrscheinlich war er bei diesem Mädchen und tat Dinge, die ich nicht wissen wollte. Bei diesem Gedanken wurde ich wütend und diese Tatsache machte mich noch wütender, da es mich nicht zu interessieren hatte, was er in seiner Freizeit trieb.
Also stieg ich wieder in den Bus ein und suchte mir einen Platz, wo nicht zu viele Leute rumsaßen. Wenn ich eines hasste, dann Orte an denen zu viele Leute auf einmal sind. Dann hatte ich jedes Mal das Gefühl beobachtet zu werden oder, dass sie über mich sprechen oder lachen. Der Bus setzte sich langsam in Bewegung und ich kramte einen Stift und einen Block aus der Tasche und begann mit meinen Hausaufgaben. Es waren nicht viele, doch wenn ich jetzt anfing, war ich früher fertig und hatte mehr Zeit für andere Dinge.
Ich hatte gerade die Einleitung für meinen Essay über die Moral in Romeo und Julia beendet als der Bus auch schon meine Haltestelle erreicht hatte. Schnell packte ich meine Sachen ein und stieg aus. Ein Blick in den stark bewölkten Himmel sagte mir, dass ich mich beeilen sollte wenn ich trocken daheim ankommen wollte. Schnellen Schrittes kam ich dann schließlich Zuhause an und das nicht eine Sekunde zu früh, denn kurz darauf schüttete es wie aus Eimern. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche, wo ich niemanden vorfand. Mum war arbeiten, als Sekretärin einer noblen Anwaltskanzlei, soweit ich jetzt wusste, und Louis war Geschäftsführer eines großen Unternehmens, jedoch hatte ich keine Ahnung welches. Seufzend setzte ich meine Tasche auf dem Tisch ab und zückte mein Handy um eine gewisse Nummer anzurufen. Nach zweimaligem Klingeln wurde dann schließlich abgenommen.
"Praxis von Dr. Dearing. Was kann ich für Sie tun?", konnte man die Sekretärin durch den Hörer säuseln hören.
"Hier ist Elizabeth Wheeler. Könnten Sie mich bitte zu Dr. Dearing durchstellen?" Auf der anderen Seite konnte man es rascheln hören.
"Natürlich. Ich werde Sie gleich durchstellen, Miss Wheeler" und schon wurde ich in die Warteschleife gesetzt. Ich stellte mein Handy auf Lautsprecher und machte mich auf den Weg zum Kühlschrank um mir einen Joghurt zu nehmen. Als ich mir gerade einen Löffel aus der Schublade holte, wurde die nervtötende Musik von einer weiblichen Stimme unterbrochen. Dr. Dearing. Schnell schnappte ich mir das Handy und schaltete den Lautsprecher aus.
"Hallo, Elizabeth. Wie geht es dir?" Ich klemmte das Handy zwischen meiner Schulter und meinem Ohr, während ich versuchte die Folie vom Joghurt zu reißen ohne eine Sauerei zu veranstalten
"Eigentlich ganz okay bis jetzt", antwortete ich schließlich. Ich konnte hören wie die Tür zur Garage zugeschlagen wurde. Es ist wohl jemand nach Hause gekommen. Das war mein Stichwort zu gehen.
"Hast du dich bereits in San Francisco eingelebt?", fragte sie mich weiter.
"Wie man es nimmt. Meine Mum hat mir verheimlicht, dass ihr neuer Freund einen Sohn hat", erzählte ich ihr. Ich steckte mir einen Löffel Joghurt in den Mund und wollte eigentlich in mein Zimmer verschwinden doch auf der Treppe kam mir Cole entgegen, sodass ich kehrt machte und wieder in der Küche verschwand. Seinen verwirrten Blick ignorierte ich einfach. Gleichzeitig fragte ich mich, was er so früh wieder hier machte.
"Also so etwas wie ein Stiefbruder. Kommt ihr gut miteinander klar?"
"Nicht wirklich. Wir bringen uns ziemlich schnell auf die Palme. Mum und ich übrigens auch", lenkte ich das Thema von Cole ab, da ich nicht über ihn reden wollte und er jetzt auch in der Küche war.
"Das heißt die Auszeit hat nicht geholfen?"
"Ich glaube nicht. Ich habe das Gefühl dass, egal, was ich mache, es ist ihr nicht gut genug", erklärte ich ihr die Situation leise, damit Cole es nicht mitbekommt.
"Das ist wirklich schwierig. Weißt du, Elizabeth, ich habe mich erkundigt und einen Kollegen gefunden, der eine Praxis ganz in der Nähe von dir hat. Ich würde dir seine Nummer geben, wenn du möchtest, dann kannst du mit ihm sprechen. Ich bin mittlerweile zu weit weg und über Telefon ist das Ganze ziemlich unpersönlich, findest du nicht?"
Ich stimmte zu mir die Nummer von ihr geben zu lassen. Nachdem ich die Nummer aufgeschrieben hatte, verabschiedete ich mich und aß meinen Joghurt zu Ende. Dabei beobachtete Cole mich ganz genau.
"Ist was?", fragte ich ihn als ich meine Sachen wegräumte.
"Ich habe gerade nur mit angesehen, wie du mal freiwillig etwas isst", meinte er schulterzuckend. Ich verdrehte die Augen.
"Ich werde mit dir sicherlich nicht mein Essverhalten diskutieren", fuhr ich ihn an. Ich hasste dieses Thema.
"Wer war das am Telefon?", fragte er beiläufig während er auf seinem Handy herumtippte.
"Geht dich nichts an" Jetzt verdrehte er die Augen.
"Hast du deine Tage oder was?" Nun klang er auch genervt.
"Auch das geht dich nichts an", bemerkte ich und wollte eigentlich auf mein Zimmer gehen, doch er verstellte mir den Weg.
"Was ist denn jetzt noch?" Ich verschränkte meine Arme und stellte mich aufrechter hin doch im Gegensatz zu ihm war ich immer noch klein.
"Julia und Dad kommen heute nicht nach Hause" Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich bin heute Abend bei Nash also bist du alleine Zuhause", erklärte er weiter.
"Klasse, war das alles?" Ich wollte ihn irgendwie umrunden doch er hielt mich wieder auf.
"Und du wirst heute Abend etwas essen, haben wir uns verstanden" Ich stöhnte genervt auf.
"Ja, Mama", antwortete ich zuckersüß als ich mich an ihm vorbeiquetschte.
"Und es wird sich danach nicht übergeben" Wütend wirbelte ich wieder herum.
"Über Bulimie macht man keine Witze. Außerdem habe ich das noch nie gemacht", fuhr ich ihn wütend an und tippte ihm dabei mit dem Finger auf die Brust. Genervt packte er meine Hand und hielt sie fest, sodass ich sie nicht mehr bewegen konnte.
"Na, wenn du das sagst" An seiner Tonart wusste ich, dass er mir überhaupt nicht glaubte.
"Du bist so ein Arschloch" zischte ich und entriss ihm meine Hand, da er vorhin den Griff gelockert hatte und verschwand in meinem Zimmer.
DU LIEST GERADE
Nobody like you
Romance"Ich mag mich immer nur wenn du bei mir bist"- Elizabeth Wheeler Elizabeth zieht zu ihrer Mum und deren Freund nach San Francisco. Dort muss sie dann nicht nur mit sich selbst klar kommen sondern auch mit ihrem neuen Stiefbruder. "Willst du wirklich...