Kapitel 28: Können wir reden?

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"Gib schon her!", gespielt genervt riss ich Nash seinen Aufsatz aus der Hand um ihn mir durch zu lesen. Obwohl das zwischen uns mittlerweile geklärt war, setzte er sich in der Mittagspause immer noch zu mir da ich sonst, laut ihm, wie ein Opfer aussah. Ich hatte nichts dagegen, denn obwohl ich empört erwidert hatte, dass das nicht stimmt, musste ich ihm im Stillen beipflichten. Ich war jetzt schon einige Wochen hier und die einzigen mit denen ich sprach, waren Freunde von Cole. Den Gedanken verwerfend versuchte ich Nashs Sauklaue zu entziffern. Immer wieder zweifelnd sah ich zwischen ihm und seinem Aufsatz hin und her.

"Hast du das Buch überhaupt gelesen, Nash?", fragte ich ihn misstrauisch. Ein verschmitztes Grinsen umspielte seine Lippen.

"Ich hab eine Zusammenfassung im Internet gelesen" Ich verdrehte die Augen.

"Dann war es keine Gute. Nash, Macbeth ist das kürzeste Stück von Shakespeare und wirklich einfach zu verstehen" Vorwurfsvoll blickte ich ihn an.

"Ich verstehe diese verdammte Sprache einfach nicht. Dieses English ist grausam", maulte er gleich rum. Ich verdrehte die Augen. Jeder Zweite, den ich kannte, sagte das.

"So haben sie zu Shakespeares Zeiten aber gesprochen, dafür kann er nichts. Was glaubst du denn ist die Moral von diesem Theaterstück?" Mit großen Augen sah er mich an.

"Das Stück hat eine Moral?" Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn.

"Jedes Stück von Shakespeare hat eine Moral, meistens sogar mehrere", erklärte ich ihm. Nash saß da, als würde ich eine andere Sprache sprechen. Gerade als ich es ihm genauer erklären wollte, wurde ich unterbrochen. 

"Hey, können wir reden?" Eine von den Cheerleadern stand an meinem Tisch. Bissig packte ich meine Sachen zusammen.

"Nein, können wir nicht" Als ich gerade aufstehen wollte, wurde ich an den Schultern wieder auf meinen Stuhl gedrückt. Dankbar sah das Mädchen Nash an, er nickte nur und verschwand schließlich. Wütend sah ich ihm hinterher. Sie setzte sich an seinen Platz.

"Ich bin Sandra", stellte sie sich vor.

"Das interessiert mich nicht", informierte ich sie gleich. Was bildete sie sich ein mit mir zu reden nach der Nummer, die sie letztens abgezogen hatten? Sie ignorierte meinen Kommentar und sprach einfach weiter.

"Ich bin Trasons Freundin"

"Nein, ich habe nicht mit ihm geschlafen", stellte ich gleich klar. Sie verdrehte die Augen.

"Das weiß ich. Kannst du bitte nur einmal zuhören? Ich wollte dir nur sagen, dass ich nichts mit dem zutun hatte, was Cindy dir angetan hatte. Ich habe sogar versucht sie umzustimmen aber sie ist so verdammt stur wenn es um Cole geht" Ich musterte sie. Sie hatte dunkle Locken und hellbraune Augen. Auf ihrer Nase waren einige Sommersprossen, welche sie vergebens versucht hatte abzudecken. Sie war klein, doch man konnte erkennen, dass sie doch leicht muskulös war, was wohl am Cheerleading lag. Alles in allem war sie eigentlich sehr hübsch.

"Warum erzählst du mir das?" Sie seufzte.

"Ich weiß es selbst nicht so genau. Wahrscheinlich, weil ich weiß, dass sie das auch mit mir abziehen würde wenn wir nicht miteinander befreundet wären. Sie war ziemlich sauer auf mich als sie herausfand, dass Trason und ich uns daten. Als du dann an unsere Schule kamst, hat sie versucht mir einzureden, dass du versucht hättest dich an Trason ranzumachen"

"Und warum hast du ihr das nicht geglaubt? Ihr seid doch immerhin Freundinnen"

"Trason hatte mir gleich erzählt, dass du Coles Schwester wärst und dass Nash ein Auge auf dich geworfen hast. Warum sollte er etwas mit der Schwester seines besten Freundes und dem Mädchen bei dem sein anderer Freund landen wollte, anfangen? Sah mir nicht wirklich nach Trason aus. Seine Freundschaft mit ihnen ist ihm sehr wichtig." Ich nickte. Das klang wirklich plausibel.

"Noch ein Tipp von mir. Lass Nash nicht zu lange warten, sonst sieht er sich anderweitig um" Ich blickte zu ihr doch sie sah in eine andere Richtung. Als ich ihrem Blick folgte, konnte ich gerade noch sehen wie Nash einem Mädchen ganz offensichtlich auf den Hintern starrte.

"Zwischen uns läuft nichts und es wird auch nie was laufen. Er weiß das auch. Wir sind nur Freunde", erklärte ich ihr. Überrascht nickte sie.

"So ich geh wieder zu den anderen. Am besten wäre es wenn du jetzt beleidigt weggehen würdest dann kriegen wir beide keine Probleme" Ich nickte nur und zischte so ab wie ich es eigentlich vor unserem Gespräch tun wollte. Ich ging durch die Gänge und blieb dann vor dem Büro der Schülerzeitung stehen. Wir sollten uns hier treffen, da sie das angeblich immer so machten, bevor die Artikel gedruckt werden. Als ich eintrat waren die meisten schon da. Gerade als ich die Tür schließen wollte, schlüpfte Jessy noch hindurch. Peinlich berührt sahen wir beide uns an. Jede hatte noch die letzte Nacht in Erinnerungen. Schweigend setzten wir uns und hörten zu, was unsere Lehrerin zu sagen hatte. Als das Treffen fertig war, merkte ich, dass jemand vor mir stand. 

"Können wir reden?" Warum möchte heute jeder mit mir reden? Seufzend machte ich ihr klar, dass sie sich setzen konnte.

"Es tut mir leid, dass du gestern das alles mitbekommen hast", begann sie. Ich wollte etwas sagen doch sie sprach einfach weiter.

"Es ist einfach nur so, dass ich einfach nicht genug von ihm bekommen kann. Seine Finger sind einfach überall und-"

"Bitte hör auf mir solche Details von ihm zu erzählen", unterbrach ich sie mit angewidertem Gesichtsausdruck.

"Auf jeden Fall, du musst mir helfen ihn für mich zu gewinnen, Elizabeth, bitte" Flehend sah sie mich an. In meinem Kopf ratterte es. In meiner Brust setzte ein Stechen ein als ich mir sie beide als Paar vorstellte.

"Nein, ich werde dir nicht helfen", brachte ich noch so heraus und konnte erkennen, dass sie gerade aus allen Wolken fiel.

"Aber warum nicht?"

"Er will nur Sex von dir. Er hat keine Lust auf eine richtige Beziehung. Das hat er mir selbst gesagt." Ihr Blick wandelte sich von enttäuscht zu wütend.

"Du lügst. Du erfindest das doch gerade nur, weil du ihn für dich alleine haben möchtest", beschuldigte sie mich.

"Das ist doch absoluter Blödsinn!", stieß ich hervor. 

"Ich werde es dir noch zeigen. Ich brauche deine Hilfe gar nicht. Ich schaffe das schon alleine", fauchte sie und stürmte aus dem Büro.



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