Kapitel 12: Kennen wir uns?

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Zögerlich folgte ich Cole, der mich nun nicht mehr beachtete. Unruhig biss ich mir auf die Unterlippe und überlegte mir, was ich Nash sagen sollte ohne ihn zu sehr zu verletzen. Cole ging auf eine Gruppe Typen zu, die, soweit ich bis jetzt verstanden hatte, alle zum Fußballteam gehörten. Das bedeutete wohl, dass ich sie öfters sehen würde. Unter ihnen war auch Nash. Die ganze Gruppe musterte mich als ich mich ihnen näherte. Gott sei Dank kam mir Nash etwas entgegen, sodass ich nicht bis ganz zu ihnen gehen musste. Durch ihre Blicke fühlte ich mich unwohl. Als Nash mich mit einem kleinen Lächeln begrüßte, tat es mir sofort Leid, was ich vor hatte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Hände um sein Ohr.

"Können wir kurz miteinander reden?", flüsterte ich leise und blickte ihn danach fragend an. Stirnrunzelnd musterte er mich, kam jedoch mit als ich mich etwas von der Gruppe entfernte.

"Ich möchte das zwischen uns, was auch immer es ist, beenden", fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Nash schien etwas überrascht zu sein, fasste sich aber schnell wieder.

"Ich habe einfach nicht das Gefühl, dass du es ernst meinst", rechtfertigte ich meine Entscheidung und er nickte.

"Ich bin die ganze Sache etwas falsch angegangen", meinte er und kratzte sich am Hinterkopf.

"Und womöglich hast du sogar recht. Zwischen uns wäre wahrscheinlich nie mehr als eine Nacht gelaufen", gestand er kleinlaut. Cole hatte also recht. Nash meinte es nicht ernst. Obwohl ich keine Gefühle für ihn hatte, verletzte mich das Ganze doch etwas mehr als ich erwartet hatte. Jedoch schluckte ich meine Gefühle runter.

"Bist du auch sicher nicht wütend?", fragte ich zögerlich nach. 

"Warum sollte ich? Du bist diejenige, die wütend sein sollte", erwiderte er. Ich schüttelte den Kopf. Ich war nicht wütend, höchstens enttäuscht.

"Ich will nur nicht, dass es nun deswegen komisch zwischen uns wird. Wir werden uns in nächster Zeit öfters sehen, da du mit Cole befreundet bist und ich nun mal bei ihm wohne", erklärte ich und er nickte.

"Ich verspreche dir, dass es zwischen uns nicht komisch sein wird", verkündete er grinsend.

"Danke" Wieder lächelte er mich an, was ich erwiderte bevor er mit Händen in den Hosentaschen zu den Jungs rüber ging. Dann drehte ich mich um und ging meinen Weg. Ich wollte noch schnell beim Büro der Schülerzeitung rein um ihnen zu erzählen, dass ich mich an diese Aufgabe heranwagen würde. Hastig ging ich durch die Gänge. Mittlerweile kannte ich mich doch relativ gut in dieser Schule aus und es passierte nur noch sehr selten, dass ich mich verlief. Schon nach wenigen Minuten befand ich mich vor der Tür des Büros und klopfte an. Anders als letztes Mal öffnete mir Jessy die Tür. Als sie mich sah, begann sie breit zu lächeln.

"Hey, komm rein!", begrüßte sie mich und öffnete die Tür weiter um mich eintreten zu lassen. Die andern waren auch da und waren in einem Gespräch vertieft, welches Jessy dann unterbrach.

"Leute, Elizabeth ist da", machte sie die andern auf mich aufmerksam. Schon stoppte das Gespräch und alle sahen mich erwartungsvoll an. Schüchtern lächelte ich in die Runde.

"Also da du hier bist, gehe ich mal davon aus, dass du dich entschieden hast", meinte Jessy und lehnte sich gegen einen Tisch. Ich nickte.

"Ich werde mich als Fußballreporterin versuchen. Cole wird mir helfen", verkündete ich. 

"Du und Cole seid ein Paar, oder?", fragte Jessy. Verwirrt musterte ich sie.

"Wie kommst du denn da drauf?"

"Er fährt dich jeden Morgen zur Schule und bringt dich auch wieder nach Hause", erklärte Mia und Lynn nickte zustimmend. Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, wir sind kein Paar. Im Grunde genommen können wir uns nicht mal richtig ausstehen. Er ist sowas wie mein Stiefbruder" klärte ich sie auf. Verstehend nickten die andern. Das Gespräch wurde unterbrochen als sich die Tür zum Büro wieder öffnete und eine junge Frau eintrat. Meines Wissens nach war diese Frau auch eine Englischlehrerin aber ich war mir da nicht ganz sicher. Lächelnd begrüßte sie jeden und stellte sich dann mir vor.

"Hallo, ich bin Mrs. Carter. Ich bin Englischlehrerin und für die Schülerzeitung zuständig. Du musst dann wohl Elizabeth sein. Mr. Fletcher hat dich bereits sehr empfohlen" Ich nickte und schüttelte die Hand, die sie mir entgegen reichte.

"Hast du schon eine Entscheidung gefällt hinsichtlich der Fußballgeschichte?"

"Ich versuche es", meinte ich was sie zum Lächeln brachte.

"Gut, ich werde dann mit dem Coach sprechen, damit das alles geregelt ist. Die andern werden dich dann mal einweisen" Damit ging sie wieder und ließ uns alleine.

"Wir haben schon mal ein kleines Büro für dich hergerichtet", meinte Matthew und führte mich zu diesem besagten Büro. Es waren vier Tische, die in einer L-Form zusammen gerückt wurden mit einem Computer drauf. So wie auch die Büros, der andern aussahen.

"Was musst du noch wissen? Ach ja, Redaktionsschluss ist immer Dienstags um 14:00 Uhr. Spätestens dann muss Mrs. Carter den Artikel haben, damit er gedruckt werden kann. Du kannst das Büro von 7:00 Uhr morgens bis 18:00 Uhr abends benutzen. Du bekommst auch einen Schlüssel, da nicht immer jemand hier ist", erklärte Lynn mir, während Matthew mir den Schlüssel aushändigte.

"Das war jetzt vorerst alles. Wenn du noch fragen hast, kannst du dich jederzeit an uns wenden", meinte Mia lächelnd. Ich nickte um zu signalisieren, dass ich alles verstanden hatte und verabschiedete mich schließlich. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Spind, da ich noch einige Sachen für die nächste Stunde benötige. Ich bog schließlich in den Gang ein, indem sich mein Spind befand, und verlangsamte auch gleich meine Schritte. Mein Spind wurde blockiert. Er wurde blockiert und das von niemand anderem als Cole. Dieser machte nämlich gerade mit irgendeinem Mädchen rum und das genau vor meinem Spind. Ich blieb schließlich in einiger Entfernung stehen und beobachtete das Schauspiel vor mir. In meiner Brust setzte ein Stechen ein, von dem ich nicht wusste, wie ich es einsortieren sollte. 

"Es ist schwer jemanden, den man liebt, so zu sehen, nicht wahr?" Verwirrt musterte ich das Mädchen, dass einfach aus dem nichts aufgetaucht ist und mit mir gesprochen hat. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, doch trotzdem kam sie mir bekannt vor.

"Kennen wir uns?", fragte ich schließlich als sie nichts mehr sagte. Auf das Gesagte von ihr ging ich nicht ein.

"Nein, aber das ist nicht wichtig", antwortete sie und sah sich das Geschehen vor uns an. Also entweder Cole bemerkte nicht, dass massenweise Schüler ihn gerade anstarrten oder es war ihm egal. Ich tendierte ja eher zu dem Zweiten, da mir in der letzten Woche schon mehrmals aufgefallen war, wie sehr er die Aufmerksamkeit liebte, die diese Schule ihm entgegen brachte.

"Ich liebe ihn nicht", meinte ich noch bevor ich mich entfernte. Ich hatte keine Lust Cole weiter zu zu sehen, wie er diesem Mädchen die Zunge in den Hals steckte und habe deswegen entschieden, dass ich ohne Buch in den Kurs gehen werde.

"Wir werden noch sehen", konnte ich das Mädchen noch hören. Ich verdrehte die Augen und ließ sie einfach auf dem Gang stehen. Denn diese Szene gerade hatte mir mehr ausgemacht als ich zugeben würde und mich beschlich das Gefühl, dass sie das wusste. 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt