Kapitel 36: Wichtigeres Thema

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Mit meinem Tablett in der Hand sah ich mich suchend in der Cafeteria um. Als ich Daria ganz hinten alleine an einem Tisch sitzen sah, machte ich mich auf den Weg zu ihr. Erst als ich genau vor ihr stand, schien sie mich zu bemerken.

"Darf ich mich zu dir setzen?"

"Klar" Sie lächelte mich an und zog ihr Tablett näher an sich heran damit ich meins gegenüber von ihr absetzen konnte. Anfangs aßen wir einige Minuten schweigend.

"Ist noch etwas bei Nash und dir passiert bei der Party letztens?" Sie blickte mich kurz mit zusammengepressten Lippen an und schüttelte dann den Kopf.

"Nein. Ich... ich hab mich nicht getraut ihn zu fragen was los ist und er... er saß einfach neben mir und hat nichts gesagt bis Trason kam und meinte dass du und Cole weggegangen wärt. Da meinte Nash bloß dass ich nicht alleine hier draußen sitzen bleiben sollte", erzählte sie mir frustriert. Ich schüttelte verärgert über Nash den Kopf und drehte mich kurz zu ihm um. Heute saß er wieder bei Cole und Trason, ein paar Tische weiter, weil ich mich zu Daria gesetzt habe. Der Kerl ist so kindisch. Jemand ließ sich neben mir auf den leeren Stuhl fallen.

"Über wen lästert ihr gerade?" Langsam drehte ich meinen Kopf nach links und sah Sandra nach hinten schauen um herauszufinden über wen wir gerade gesprochen haben. Ich wandte mich wieder meinem Tablett zu und Daria tat dies ebenfalls. Doch Sandra fand es trotzdem raus.

"Ich dachte, du willst nichts von Nash?" fragte sie mich leise.

"Will ich ja auch nicht", flüsterte ich zurück. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Daria leicht rot wurde und konzentriert ihren Teller anstarrte.

"Aber wieso... oh" Dabei starrte sie geradewegs Daria an. Sandra war echt klüger als ich dachte. 

"Hey, dafür musst du dich nicht schämen. Das ist doch süß", versuchte sie die Situation zu retten doch Daria schüttelte den Kopf und man konnte ihr ansehen, dass sie die Tränen zurückhalten musste. Fragend sah sie mich an.

"Das ist kein Thema für die Cafeteria", erklärte ich ihr. Sie nickte verständlich, kramte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es Daria.

"Nehmen deine Cheerleader-Freundinnen es dir eigentlich nicht übel wenn du bei uns sitzt?", versuchte ich das Thema zu wechseln. Sie machte eine abwerfende Handbewegung.

"Die können mir gestohlen bleiben. Seit ich Trason date, zeigen sie ihre wahren Gesichter. Auf solche Freundinnen kann ich gerne verzichten", meinte sie bloß. Prüfend musterte ich sie doch scheinbar ließ es sie wirklich kalt, dass diese Freundschaft nur vorgetäuscht war.

"Wichtigeres Thema. Was zieht ihr an für die Hochzeit?" Ernsthaft? Die ist doch erst in knapp zwei Monaten. Darias Gesichtsausdruck folgte ich, dass sie das Gleiche dachte. 

"Keine Ahnung, hab mir noch keine Gedanken gemacht", antwortete ich trotzdem auf ihre Frage.

"Wir könnten uns doch mal nach der Schule treffen und zusammen shoppen gehen", schlug sie vor. Da Daria zustimmte war ich überboten und stimmte auch zu. Es konnte ja auch nichts schaden mal außerhalb der Schule etwas zu unternehmen.

"Aber nicht Dienstag oder Donnerstag, da muss ich zum Fußballtraining"

"Stimmt, du bist ja die neue Reporterin. Wann kommt denn dein erster Artikel raus?"

"Übermorgen und ich hoffe, dass ich mich nicht zu sehr blamiere"

"Ach was, das wird schon. Cole hilft dir ja" Sandra schien ziemlich zuversichtlich zu sein. Daria schien einen Punkt hinter mir zu fixieren. Gerade als ich mich umdrehen wollte, schwappte irgendetwas kaltes, nasses über mich. Erschrocken keuchte ich auf. In der Cafeteria ist es ganz still geworden

"Das geschieht dir recht. Cole will nichts mehr mit mir zu tun haben und ich weiß ganz genau, dass du daran Schuld bist", zischte Jessy mir zu und verschwand dann auch wieder aber nicht ohne mir noch ein gehässiges Grinsen zuzuwerfen. Schockiert sah ich an mir runter. Mein ganzes Oberteil war mit diesem klebrigen Milchshake durchtränkt und meine Haare waren auch voll. Meine Hose hatte zum Glück nichts abbekommen. Ich schloss fest die Augen um nicht hier vor der ganzen Schule zu heulen. 

"Komm, wir müssen dir das Zeug aus den Haaren waschen", meine Sandra und zog mich schnell mit sich aus der Cafeteria und zu den Mädchentoiletten. Peinlich berührt ließ ich mich einfach von ihr mitschleppen. Sie drückte meinen Kopf ins Waschbecken und ließ Wasser darüber laufen. Während ich versuchte alles aus meinen Haaren zu waschen, versuchte sie mit einem Taschentuch den Milschshake von meinem Oberteil zu bekommen. Ich biss vor Wut die Zähne aufeinander. Ich musste noch zwei Stunden so hier rumlaufen.

"Hier ist ein Oberteil von mir. Es müsste ungefähr deine Größe haben, mir ist es etwas zu groß", hörte ich Daria sagen. Ich drehte mich kurz zu ihr und sah, dass sie tatsächlich ein T-Shirt hochhielt, sowie ein Handtuch. 

"So, ich glaube deine Haare sind jetzt sauber", meine Sandra und drehte den Wasserhahn zu. Sie legte mir gleich das Handtuch über den Kopf damit ich nicht all zu viel tropfte.

"Woher hast du die Sachen her?", fragte ich an Daria gewandt während ich mit dem Handtuch durch die Haare fuhr. 

"Ich hab sowas immer in meinem Spind", erklärte sie.

"Warum?" Sie biss sich auf die Lippen und wusste nicht was sie sagen sollte.

"Weil sie vor dir Cindys Opfer war", meinte Sandra kurz und knapp. Ich wollte eigentlich noch etwas dazu sagen doch Sandra sprach einfach weiter.

"Und wir haben noch eine Viertelstunde Zeit um dein Haare einigermaßen trocken zu bekommen." Kurz nach dieser Aussage saß ich unter dem Handtrockner, der nie half da man sich trotzdem danach die Hände an der Hose abwusch und kämmte meine Haare. 

"Du und Cole also?", fragte Sandra mich während sie mit Daria am Waschbecken lehnte und mir zusah. Daria grinste schief, ich verdrehte die Augen.

"Nichts Cole und ich", bemerkte ich schnippisch und kämmte weiter meine Haare. Dabei entging mir nicht der vielsagende Blick den Daria und sie sich zuwarfen. 

"Alles klar, weil nichts zwischen euch ist, ist Jessy auch so ausgeflippt. Du weißt, dass du uns alles erzählen kannst oder ist das auch so ein Thema das in der Schule nicht besprochen werden darf?"

"Es gibt nichts zu erzählen, deswegen"

"Wenn du das sagst" An Sandras Tonfall wusste ich gleich, dass sie mir kein Wort glaubte. Ich ignorierte sie und zog endlich das schmutzige Oberteil aus. An ihren schockierten Blicken erkannte ich, dass ich das nicht hätte tun sollen. Schnell zog ich Darias T-Shirt über, schnappte mir meine Tasche und wollte gehen. Daria packte mich an der Schulter und hielt mich zurück.

"Alles okay mit dir?" Besorgt musterte sie mich. Ich schloss fest meine Augen und presste meine Lippen zusammen während ich nickte. Trotzdem fand eine Träne ihren Weg nach draußen und rollte meine Wange hinab. Wie konnte ich nur diese riesige Narbe vergessen, die zwischen meinen Brüsten anfing und kurz oberhalb meines Bauchnabels aufhörte. Nicht zu vergessen die ganzen Dehnungsstreifen. Beide nahmen mich in den Arm bis die Schulklingel uns daran erinnerte, dass wir noch Unterricht hatten. 

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt