Immer noch mit verschränkten Händen machten wir uns auf den Weg zu Coles Auto. Das Kribbeln an meiner Hand verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde trotzdem genoss ich es. Wir hatten kein schnelles Tempo drauf, da Cole doch einiges getrunken hatte. Als wir fast die kleine Seitenstraße, in der sein Auto stand, erreicht hatten, zog er mich plötzlich in eine andere Richtung. Ich wehrte mich nicht, gegen einen betrunkenen Cole hätte ich sowieso keine Chance. Einige Minuten später standen wir auf einem Spielplatz. Verwirrt sah ich ihn an. Er hatte, seit wir die Party verlassen hatten, noch kein Wort gesagt. Er ließ meine Hand los und ging auf die Schaukel zu. Mir wurde, kurz nachdem er mich losließ, kalt. Er setzte sich auf eine Schaukel und sah einfach vor sich in die Dunkelheit.
"Wenn meine Eltern sich gestritten hatten, als ich noch jünger war, bin ich oft hier her gekommen", erklärte er ohne mich anzusehen. Leise setzte ich mich auf die Schaukel neben seiner. Wieder nahm er meine Hand und verschränkte sie mit seiner. Sein Daumen strich sanft über meinen Handrücken und mir wurde gleich wieder warm.
"Welche Bedeutung hat dieses Tattoo?", fragte er leise. Der Ärmel meiner Bluse war leicht hochgerutscht und hatte einen Teil meines Tattoos des Sonnensystems freigelegt.
"Mein Vater liebte das Weltall und alles was damit zu tun hatte. Er glaubte an diese Bestimmungen, wenn Jupiter und Mars in einer Linie stehen dann passiert irgendetwas und all dieses Zeug" Ich lächelte und ich konnte durch die Dunkelheit erkennen, dass Cole es auch tat.
"Also ist das dein eigenes, kleines Universum?" Ich nickte leicht.
"So ungefähr. Doch manchmal glaube ich, dass ich nicht gemacht wurde für dieses Universum. Vielleicht hat das Universum ja einen universalen Fehler gemacht. Manchmal denke ich, dass meine Seele zu alt ist für diese junge Menschheit und ihre kindischen Spiele" Ich seufzte.
"Selbstzweifel machen uns menschlich. Doch wenn du diese Zweifel dich kontrollieren lässt, macht es dich unglücklich" Ich nickte und blickte zu ihm.
"Was ist mit deinem Tattoo?" Ich liebte diese Taschenuhr, die auf Rosen lag.
"Meine Eltern führten immer eine Bilderbuchbeziehung. Sie waren absolut perfekt für mich und auch für andere. Und doch zerbrach das alles plötzlich. Den Grund dafür wollte mein Dad mir nie sagen, doch ich glaube es lag daran, dass Mum sich mehr Kinder gewünscht hatte und Dad nicht. Das bedeutet dieses Tattoo. Alles Schöne ist vergänglich. Das kannst du bestimmt gut nachvollziehen" Eine einzelne Träne rollte über meine Wange als ich nickte.
"Es ist schwierig wenn eine Konstante in deinem Leben einfach verschwindet" Cole neigte sich zu mir und wischte mit dem Daumen meine Tränen weg. Ich sah zu ihm auf als ich merkte, dass seine Hand auf meiner Wange liegen blieb. Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter. Als Cole dies merkte, nahm er schnell wieder Abstand.
"Danke nochmal für vorhin" Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe als er fragend zu mir sah.
"Wofür denn?"
"Dass du dich für mich einsetzt sogar wenn ich nicht da bin. Das würden nicht viele machen" Er lächelte leicht.
"Immerhin bist du meine zukünftige Schwester. Ich kann doch nicht mit ansehen, wie man dich als eine Schlampe hinstellt, die du nicht bist" Schon wieder dieses Geschwister-Gerede, welches mir ein unwohles Gefühl bereitete. Ich biss auf die Innenseite meiner Wangen und blickte starr nach vorne in die Dunkelheit.
"An was denkst du gerade?"
"Dass sich durch meinen Umzug absolut nichts geändert hat. Immer noch machen sich Leute über mich lustig und ich werde gemieden" Ich lachte kurz auf, doch es war kein echtes Lachen.
"Wenn die auf meiner alten Schule mich sehen würden, die würden sich kugeln vor Lachen. Das fette, hässliche Mädchen wird hier als Bitch dargestellt. Was würden sie sich darüber amüsieren" Immer noch blickte ich ihn nicht an. Er wusste ja, dass ich auf meiner alten Schule gemobbt wurde, doch trotzdem schämte ich mich wenn ich davon erzählte. Cole schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, denn er schwieg schon eine ganze Weile.
"Scheiß einfach drauf. Du brauchst diese Leute nicht. Du hast uns"
"Nervt es dich nicht wenn ich dir immer hinterher laufe?"
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass du dich nicht immer als lästiges Anhängsel sehen sollst. Du bist doch, abgesehen vom Fußballteam, mit der Redaktion der Schülerzeitung befreundet und du verstehst dich gut mit Sandra" Ächzend hob er sich von seiner Schaukel und reichte mir seine Hand, die ich auch annahm. Wieder händchenhaltend gingen wir auf sein Auto zu.
"Dich stört es wirklich nicht, wenn ich dabei bin?" Er verdrehte die Augen, doch ich konnte sehen, dass er sich ein Grinsen verkniff.
"Du bist echt schrecklich, weißt du das eigentlich?" Ich antwortete nichts darauf und er schien auch keine Antwort zu erwarten. Immer noch konnte man die Musik von Trasons Party hören, ansonsten war es still. Kurz bevor wir an Coles Auto ankamen, wandte er sich mir noch einmal zu.
"Falls es dich beruhigt und du dann besser schlafen kannst, können wir ja in erster Linie Freunde sein. Denn ich glaube das mit diesem Geschwister-Ding würde bei uns sowieso nicht funktionieren" Ich nickte zustimmend. Freunde klang auf jeden Fall besser als Geschwister. Das versuchte ich mir jedenfalls einzureden. Das Blinken von Coles Auto erhellte kurz die Nacht als er es aufsperrte.
"Stop!", rief ich als er schon dabei war die Fahrertür zu öffnen. Verwirrt blickte er mich an.
"Was denkst du, was du da gerade machst?" Er runzelte die Stirn.
"Ich setze mich in mein Auto?" Seine Aussage klang mehr wie eine Frage.
"Das wirst du nicht. Wie viel hast du bitte getrunken? Ich fahre" Genervt verdrehte er die Augen.
"Hast du überhaupt einen Führerschein? Ich hab dich noch nie Autofahren sehen" Ich holte meine Brieftasche aus meiner Tasche und zog meinen Führerschein raus um ihm den zu zeigen. Er nahm ihn mir ab und begutachtete prüfend mein Gesicht und das Foto.
"Heißt du ernsthaft Elizabeth Rose?" Grinsend blickte er mich an.
"Gib mir einfach die Schlüssel und halt den Rand", murrte ich.
"Okay Rosie" Ich biss die Zähne zusammen um nicht einen bösen Kommentar abzulassen als er mir seine Schlüssel rüber schmiss.
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Nobody like you
Romance"Ich mag mich immer nur wenn du bei mir bist"- Elizabeth Wheeler Elizabeth zieht zu ihrer Mum und deren Freund nach San Francisco. Dort muss sie dann nicht nur mit sich selbst klar kommen sondern auch mit ihrem neuen Stiefbruder. "Willst du wirklich...