Kapitel 64: Cleo

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An meiner Tür klopfte es. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Als wir aus Los Angeles zurückgekehrt waren, war Cole gleich wieder verschwunden. An sich nichts ungewöhnliches, doch er wollte mir nicht mal sagen, wohin er ging. Wahrscheinlich hatte er eine Neue und wollte es mir nicht sagen, weil er doch irgendwie von meinen Gefühlen für ihn Wind bekommen hatte. Ich drehte mich auf meinem Bürostuhl Richtung Tür. 

"Ja?" Kaum schloss ich den Mund, öffnete sich die Tür und Cole steckte den Kopf durch. Also war er von seinem kleinen Trip schon wieder zurück.

"Hast du kurz Zeit?" Ich nickte bloß und bedeutete ihm sich auf mein Bett zu setzen, was er auch tat. Sein Blick fiel auf den Stapel aus Schulbüchern auf meinem Schreibtisch und sprang dann wieder zu mir.

"Wie weit bist du mit deiner Arbeit?" Seufzend blickte ich selbst auf meinen Schreibtisch. 

"Den Artikel hab ich bereits fertig. Da kannst du später einmal drüber schauen wenn du willst. Mit dem Rest bin ich so gut wie fertig bis auf einige Gedichtanalysen für English. Ich weiß auch nicht warum Mr. Fletcher so auf die steht" Cole grinste.

"Ja, Fletcher ist bekannt für seine Gedichtanalysen. War echt nicht froh, dass ich ihn für mein Abschlussjahr bekommen hab. Ich hatte sonst immer Mrs. Carter, die fand ich eigentlich immer gut" Er zuckte mit den Schultern. Abwartend hob ich eine Augenbraue, was er mit einem fragenden Blick erwiderte.

"Was? Du bist doch nicht nur hier um mit mir über Schule zu sprechen" Wieder schenkte er mir eines seiner Grinsen, bei denen seine Augen immer so strahlten. Schon allein bei diesem Anblick wurde mir warm.

"Wie immer kommst du gleich auf den Punkt. Magst du meine Gesellschaft nicht?" 

"Cole!" Ich konnte mir den leicht genervten Ton nicht verkneifen, aber ich wollte heute noch fertig werden mit meinen Hausaufgaben. Abwehrend hob er die Hände.

"Schon gut, schon gut. Du solltest vielleicht mal eine kleine Pause einlegen. Du scheinst ein wenig gereizt zu sein." Er klopfte auf den Platz neben sich um mir zu sagen, dass ich mich neben ihn setzen soll. Erwartungsvoll sah ich ihn an.

"Weißt du, ich hab lange über das nachgedacht, was du mir letztens erzählt hast. Also darüber, dass du nicht gerne auf Partys gehst und ich respektiere das, wirklich. Doch ich finde trotzdem, dass du viel zu oft alleine bist und ich habe Angst, dass du dadurch wieder in alte Muster fällst" Ich biss auf meine Unterlippe und blickte meine Hände an, die in meinem Schoß lagen. Er hatte schon irgendwie Recht, ich war oft alleine. Aber was konnte er schon tun um das zu ändern?

"Ich habe mit deinem Arzt gesprochen und ihm eine Idee vorgeschlagen, welche er auch wirklich gut fand. Warte kurz hier" Damit stand er auf und verließ mein Zimmer. Fragend sah ich ihm hinterher. Nur wenig später kam er wieder und hielt etwas hinter seinem Rücken versteckt. Neugierig beugte ich mich vor, doch Cole versperrte mir immer wieder die Sicht.

"Also gut. Dann zeig mal deine Idee" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn. Hinter Cole konnte man ein leises Miauen hören. Überrascht fiel mir der Mund auf. Lächelnd holte Cole das kleine graue Wollknäuel zum Vorschein und legte es sanft in meinen Schoß. Neugierig sahen mich große blaue Augen an und wieder ertönte ein herzzerreißendes Miau. Sachte strich ich mit einer Hand über das weiche, graue Fell. Ich sah immer wieder von dem kleinen Kätzchen zu Cole und wieder zurück. Vorsichtig setzte er sich wieder neben mich.

"Dein Arzt meinte, dass Haustiere bei depressiven Menschen helfen können. Sie helfen Struktur in den Alltag zu bekommen. Durch die Verantwortung kann der Besitzer sich nicht immer zurückziehen und natürlich helfen sie auch gegen Einsamkeit" Ich konnte meinen Blick nicht von dem kleinen Katzenbaby vor mir abwenden. Es war einfach zu süß, wie es einen mit diesen großen Augen ansah. Lächelnd blickte ich wieder zu Cole, doch er sah nur auf das Kätzchen auf meinen Schoß.

"Paul aus der Fußballmannschaft meinte letztens, dass die Katze seiner Schwester geworfen hatte. Sie war also in guten Händen und wurde auch nicht zu früh von der Mutter getrennt. Wenn sie nach ihrer Mutter kommt, werden sich die Augen noch grün verfärben, aber die Fellfarbe bleibt. Sie war die Schwächste aus ihrem Wurf, deswegen ist sie auch noch immer so klein aber dem Tierarzt nach ist sie kerngesund" Ich nickte gedankenverloren.

"Wie alt ist sie denn?" Ich sah Cole zu wie er das Kätzchen sanft streichelte.

"14 Wochen sagte Paul" Ich nickte.

"Wie heißt sie denn?" Cole lächelte mich sanft an.

"Sie hat noch keinen Namen. Den kannst du aussuchen" Ich musterte das kleine Fellknäuel vor mir nochmal ausgiebig.

"Cleo", flüsterte ich sachte und das Kätzchen sah mich an als wäre sie vollkommen einverstanden mit diesem Namen.

"Sie hat wirklich etwas königliches an sich", stimmte Cole mir zu. Ich grinste. Cole verstand mich nur zu gut. Cleo als Kurzform von Kleopatra.

"Ich hab schon einige Sachen für sie gekauft, falls dich das nicht stört. Etwas Futter, Näpfe, ein Katzenklo und einen kleinen Kratzbaum. Sie braucht noch einige Spielzeuge und ein Körbchen zum Schlafen" Ich nickte wieder.

"Was sagen Mum und Louis dazu?" Belustigt musterte Cole mich.

"Denkst du wirklich, ich komme mit einer Katze an wenn unsere Eltern es nicht erlauben würden? Nein, sie wissen, dass Cleo hier ist und waren auch einverstanden damit" Ich  streichelte Cleo nochmals bevor ich sie sanft auf mein Bett absetzte.

"Danke", hauchte ich und schlang vorsichtig meine Arme um ihn. Er erwiderte diese Umarmung und falls ihm bewusst wurde, dass diese Umarmung schon um einiges länger andauerte als die meisten meiner eigentlichen Umarmungen, dann ließ er es sich auf jeden Fall nicht anmerken.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt