Kapitel 38: Hey, Wheeler!

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Immer noch stinkwütend, stürmte ich aus dem Englishunterricht. In den letzten beiden Stunden habe ich mehr schlechte Milchshakewitze gehört als andere in ihrem ganzen Leben hören werden. Hoffentlich war Cole schon beim Auto, ich wollte so schnell wie möglich weg von hier.

"Hey, Wheeler!" Genervt spannte ich mein Kiefer an und beschleunigte meine Schritte. Ich konnte hören, dass sich die Schritte hinter mir ebenfalls beschleunigten und schon stand er vor mir. Ich bremste schnell ab um nicht mit ihm zusammen zu stoßen. Nach wenigen Sekunden war mir klar, dass das der Kerl war, den Cole auf Trasons Party verprügeln wollte.

"Hat Cole dich auch mit Milchshakes rumgekriegt?", grinste er siegessicher. Ich verdrehte die Augen und ging einfach um ihn herum. Im Nachhinein hätte ich Cole vielleicht doch nicht aufhalten sollen ihm eine reinzuhauen. Er packte mich grob am Arm und drehte mich wieder zu ihm. 

"Lass mich los, du tust mir weh", brachte ich mit zusammengepressten Zähnen hervor. Sein grober Griff lockerte sich tatsächlich, doch ganz loslassen tat er dann doch nicht.

"Du musst hier jetzt nicht die Unerreichbare spielen. Wir wissen beide, dass du das nicht bist"

"Ich weiß nicht, von wem du deine Informationen hast, doch sie sind falsch" bemerkte ich nur und wollte ansetzen zu gehen, doch sein Griff wurde wieder fester. Dabei kam er mir bedrohlich näher, sodass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Angewidert verzog ich mein Gesicht.

"Ich weiß nicht, wer auf der letzten Party der Glückliche war, aber ich glaube du kannst dir vorstellen, wer es auf der Nächsten sein wird" Er musterte mich nochmals von oben bis unten bevor er schließlich verschwand. Schockiert blieb ich noch einige Sekunden auf der Stelle stehen und musste schlucken. Verdammt, was sollte das gerade? Ich machte mich wieder auf den Weg nach draußen. Cole war, Gott sei Dank, schon da. Er lehnte an seinem Auto und schien irgendetwas mit Nash zu diskutieren. Begleitet von noch mehr Milchshakewitzen machte ich mich auf den Weg zu ihnen. Mit jedem Schritt wurde meine Laune noch schlechter. Ich ging einfach an ihnen vorbei und setzte mich ins Auto. Auch wenn es unhöflich war, hatte ich keinen Nerv mehr draußen zu warten, dass sie ihr Gespräch beendeten. Meine Unterlippe zitterte und die ersten Tränen traten schon hervor. Ich wischte sie schnell weg, doch es kamen sogleich wieder neue. So schlimm, wie gerade eben, erging es mir nicht einmal an meiner alten Schule.

"Dann rede mit ihr, verdammt noch mal. Du hast Trason gehört, du sollst das mit ihr in Ordnung bringen", konnte ich Coles gedämpfte Stimme hören. Scheinbar war ich gerade nicht die Einzige mit Problemen. Ich konnte Nash Schnauben hören.

"Du hast leicht Reden. Ich hab bei ihr für immer verschissen" 

"Das glaube ich nicht" Damit hatte er das Gespräch beendet und öffnete die Fahrertür. Ich drehte mein Gesicht weg und tat so als würde ich aus dem Fenster starren. Ich wollte nicht schon wieder vor ihm weinen, er dachte bestimmt schon ich wäre eine absolute Heulsuse. Es blieb still im Wagen, er sagte nichts und er ließ auch nicht den Motor laufen. Arme schlungen sich seitlich um mich und ich wurde an Coles Schulter gedrückt. Immer noch sagte er nichts sondern fuhr sanft meine Schulter auf und ab. Immer noch liefen mir die Tränen, die Wangen hinab.

"Es tut mir Leid", brach er plötzlich die Stille. Ich sagte nichts dazu, es hatte sowieso keinen Sinn. Er entfernte sich wieder von mir und startete den Motor. Sogleich vermisste ich die Wärme, die von ihm ausging sowie seinen Geruch. Dieser war zwar überall hier im Auto vertreten aber längst nicht so intensiv. Schleunigst ließen wir das Schulgelände hinter uns und steckten danach im üblichen San-Francisco-Verkehr fest.  Nach wenigen Minuten fiel mir auf, dass er nicht den normalen Nachhauseweg einschlug, sondern ganz aus dem Stadtzentrum rausfuhr.  Schon wenig später parkte er rückwärts an einer Klippe. Schweigend stieg er aus und öffnete den Kofferraum. Immer noch leicht verheult öffnete ich ebenfalls meine Tür und ging zu ihm. Er hatte sich auf die Kante des Kofferraumes gesetzt und blickte die Aussicht vor ihm an. Als er mich bemerkte, lächelte er leicht und klopfte auf den Platz neben sich. Ich kam seiner Aufforderung nach. Mir stand der Mund leicht offen, denn vor mir bot sich eine herrliche Aussicht. Vor uns konnte man über San Francisco blicken und im Hintergrund thronte die Golden Gate Bridge über dem Ganzen. 

"Hier hatten meine Eltern ihr erstes Date und hier hatte Dad meiner Mum einen Heiratsantrag gemacht", erklärte er einfach so.

"Als ich kleiner war, war sie oft mit mir hier. Es war einer ihrer Lieblingsplätze, bevor sie sich von meinem Dad trennte. Jetzt ist es mein Lieblingsplatz" Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, wie eben im Auto, und genoss diese Aussicht einfach genau wie den Duft seines Rasierwassers.

"Du hast das mit Jessy beendet" Es war keine Frage, kein Vorwurf, es war einfach nur eine Aussage. 

"Ich hätte es nicht tun sollen. Ich hätte sie einfach hinhalten sollen, dann wäre das heute nicht passiert" Ich sah kurz zu ihm rüber. Er blickte konzentriert nach vorne und sein Kiefer war angespannt.

"Wenn es nicht heute passiert wäre, dann an einem anderen Tag. Eigentlich war es vorhersehbar, dass das kommen würde. Ich gebe dir nicht die Schuld", entgegnete ich ihm. Wieder saßen wir nur still da.

"Vorhin als ich im Auto war, da habt ihr über Daria gesprochen, oder?" Er nickte.

"Trason hat Nash heute eine echte Ansage gemacht und jetzt realisiert er erst was für ein Trottel er war", erzählte er.

"Ich dachte Trason wäre gegen ein Daria und Nash?" 

"War ja auch so aber anscheinend hat Daria nach der Party die ganze Nacht geweint und jetzt ist Trason mehr für ein Daria soll glücklich sein und wenn das mit Nash ist dann ist das eben so" Ich nickte. Das war wirklich eine reife Entscheidung. 

"Was ist das an deinem Arm?" Verwundert blickte ich ihn an, folgte dann seinem Blick und stockte. An meinem Oberarm machte sich ein blauer Fleck bemerkbar. Ich biss mir auf die Unterlippe.

"Weißt du noch dieser Kerl auf Trasons Party? Der, den du verprügeln wolltest?" Er nickte und sein Blick verdunkelte sich.

"War das Zac?" Seine Stimme bebte vor Zorn und sein Blick wurde noch wütender als ich nickte.

"Er hat mir ein Angebot gemacht, dass ich, seiner Meinung nach, nicht ausschlagen sollte", murmelte ich leise.

"Er hat was?"Erschrocken zuckte ich von ihm weg, da er ziemlich laut geworden war.

"Er meinte, dass er auf der nächsten Party definitiv mit mir...du weißt schon was" Beschämt wandte ich mich von ihm ab. Es laut auszusprechen, war fast noch schlimmer als es nur zu hören. 

"Ich hätte dem Kerl letztens gehörig die Fresse polieren sollen", flüsterte er bevor er mich in den Arm nahm.

"Ich verspreche dir, dass er dir nichts tun wird"

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt