Kapitel 4: Du?

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Genervt betrat ich den Schulhof und kniff meine Augen zusammen, da die Sonne doch heller schien als ich dachte. Ich strich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr und überquerte den Schulhof. Immer noch starrten die Schüler mich hier an als wäre ich ein Außerirdischer. Doch jetzt war ich mir nicht mal mehr sicher ob es daran lag, dass ich die Neue bin, oder an meiner Auseinandersetzung mit diesem Arschloch. 

Schon alleine wenn ich an ihn dachte, wurde ich wieder wütend. Ich wusste noch nicht mal wie der hieß. Ich stieg in den Bus, der mich wieder nach Nob Hill zurückbrachte. Ich setzte mich an einen Fensterplatz und lehnte den Kopf an die kühle Fensterscheibe. Ich war gerade Mal einen Tag dort und wusste schon, dass dieser Typ und seine Freunde diese Schule beherrschten, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie wurden behandelt als wären sie Könige.

Die Jungs hatten Angst vor ihnen und die Mädchen himmelten sie an als wären sie griechische Götter oder sowas in der Art. Alleine bei dieser Vorstellung musste ich die Augen verdrehen. Das war einfach nur lächerlich. Und dann war da noch einer seiner Freunde. Immer wenn wir uns auf dem Flur begegneten, zwinkerte er mir zu oder versuchte mich mit einem verführerischen Lächeln zu beeindrucken.

Ich wusste selbst nicht, was ich davon halten sollte. Einerseits sah er schon gut aus, nebenbei tat das jeder in dieser Truppe, andererseits fragte ich mich ob er wirklich dachte, dass er mich mit diesem Verhalten irgendwie einlullen konnte. Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann kratzte es mich keinen Meter. Und eigentlich sollte ich nicht so viel über diese Typen nachdenken. Jetzt regte ich mich schon wieder über mich selbst auf. Ein Blick auf die Anzeige im Bus verriet mir, dass meine Haltestelle, die nächste sein würde. Also setzte ich mich wieder aufrecht hin und drückte den Schalter um dem Busfahrer mitzuteilen, dass ich an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte.

Als ich ausgestiegen war, trottete ich langsam von der Bushaltestelle zu der fetten Villa. Ich konnte es einfach noch nicht als Zuhause bezeichnen, denn so fühlte es sich nicht an. Eher wie ein goldener Käfig. Während ich ging, kickte ich ein kleines Steinchen vor mir her, bis es auf die Straße rollte. Auf dem Weg fand ich immer wieder neue Steinchen, was mir half etwas Zeit zu schinden. Ich hatte noch keine Lust auf meine Mutter, ihren Freund und dessen Sohn. 

Diesen würde ich ja heute auch wahrscheinlich kennenlernen. Schon den ganzen Tag über hatte ich mich schon gefragt ob er mir heute bereits begegnet war und wenn ob er wusste wer ich war. Innerlich hoffte ich, dass er kein Arschloch war und mich in Ruhe lassen würde. Ich war es immer gewohnt das Einzelkind zu sein und es fällt mir schwer jetzt sowas wie Geschwister zu haben. Vor allem wenn es dann plötzlich Geschwister in deinem Alter sind und keine Kleinkinder.

Missmutig musste ich gerade feststellen, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Seufzend erklomm ich die Treppen, während ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel, den man mir gester gegeben hatte, suchte. Als ich eintrat, hörte ich rein gar nichts. Ich legte meine Tasche auf den Boden ab und streifte mir meine Schuhe von den Füßen.

"Hallo!", rief ich trotzdem mal durchs Haus, da ich nicht wusste ob jemand da war. Ich wusste nicht ob meine Mutter arbeiten war. Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht mal ob oder als was sie arbeitete. Als sie hier her zog musste sie ihren Job in San Diego aufgeben und sie hatte nichts von einem anderen Job erzählt. Ich hatte sie aber auch nicht gefragt, was das anging. Daran merkte man mal wieder wie schlecht unser Verhältnis zueinander war. 

"Küche!" kam als Antwort, welche definitiv von Mum war. Also machte ich mich auf den Weg zu ihr. In der Küche saß sie an einem kleinen Tresen und blätterte in einer Zeitschrift. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, setzte ich mich einfach zu ihr und sah ihr zu wie sie durch die Zeitschrift blätterte. Es war eines dieser Klatschheftchen, soviel ich sehen konnte.

"Louis möchte, dass ich dich etwas frage", brach sie dann schließlich diese unangenehme Stille. Ich nickte um ihr zu zeigen, dass sie weitersprechen sollte. Sie klappte das Magazin nun zu und sah mich an.

"Er möchte dir ein Auto kaufen und fragt welches du gerne hättest", erklärte sie mir. Ich runzelte die Stirn.

"Was?" Warum wollte er mir bitteschön ein Auto kaufen? Wir kannten uns doch gerade mal einen Tag.

"Ein Auto", wiederholte sie nochmal für mich.

"Warum?", fragte ich dieses Mal. Ich hatte einen echt großen Wortschatz.

"Er fühlt sich schlecht, dass du diese lange Reise im Bus machen musstest und möchte sich entschuldigen" Verständnislos blickte ich sie an. Wieso sollte er sich mit einem Auto entschuldigen? 

"Ich möchte kein Auto. Ich habe selbst gesagt, dass ich mit dem Bus gekommen bin um euch nicht zu nerven. Wenn ich jemals ein Auto brauchen sollte, dann leihe ich mir einfach eins von ihm. Zudem kann ich mir ein Auto nicht leisten", erklärte ich ihr und stand auf um in mein Zimmer zu gehen. 

"Aber wenn er mir unbedingt etwas schenken möchte, würde ich mir sehr einen Laptop wünschen", rief ich noch über meine Schulter als ich mich auf den zum Flur machte um meine Tasche zu holen. Dabei lief ich prompt in jemanden rein und später sah ich in grüne Augen, welche mich verwundert anfunkelten. Oh nein!

"Du?", kam es gleichzeitig von uns beiden.

"Also Süße, ich finde es ja toll, dass du so sehr auf mich stehst aber du musst mir nicht die Bude einrennen, das geht dann doch zu weit", begann er zu erzählen während ich schon den Ausmaß der Katastrophe erahnte. Er war Louis' Sohn.

"Cole, da bist du ja", begrüßte ihn meine Mutter. Er hieß also Cole. Ich runzelte die Stirn. Ich bekam nie so eine Begrüßung.

"Wie es scheint habt ihr euch bereits kennen gelernt" Auch ihm war nun anzusehen, dass ihm klar geworden war, wer ich bin. Beide nickten wir und ich verschwand dann ganz schnell in meinem Zimmer. Das konnte doch nicht war sein.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt