Kapitel 44: Du bist die Beste

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"Und du sagst mir immer, ich soll nicht alles mit Gewalt lösen", schmunzelnd sah Cole zu mir runter. Ich hatte Cole nach meinem Abgang geschrieben, dass ich zurück zur Jugendherberge bin. Beim Mittagessen meinte er bloß, dass er Will und mich gesehen hatte.

"Er hatte es verdient", murmelte ich immer noch angesäuert. Von dem guten Gefühl von heute Morgen war nicht mehr viel übrig. Zu groß war die Angst ihm jetzt wieder zu begegnen.

"Ich hab ja nichts dagegen gesagt. Hast übrigens nen guten Schlag drauf" Verwirrt musterte ich ihn.

"Du kannst das als Kompliment auffassen, Liz. Nicht jedes Mädchen kann so reinhauen" Ich verdrehte die Augen. Wieder betraten wir das Stadion und ich spürte wie meine Hände schwitzten. Unauffällig versuchte ich sie an meiner Jeans abzuwischen. Die Jungs verschwanden alle in der Umkleide, genau wie die Cheerleader während ich mit dem Trainer zu unserer Seite des Spielfeldes ging. Ich ließ mich einfach auf die Bank fallen und kramte meinen Notizblock raus. Will, der natürlich in der gegnerischen Mannschaft spielte, hatte bereits einige über meine Rückkehr informiert denn auf der anderen Seite wurde getuschelt. Ich tat so als würde ich es nicht bemerken während ich mir Notizen nahm.

"Hey, Miss Piggy! Kommen deine Luschenfreunde auch noch oder spielst du alleine?" Will hatte sich scheinbar wieder gefasst und brüllte mich über das ganze Feld hinweg an. Ich ignorierte ihn immer noch und hoffte, dass er mich gleich in Ruhe ließ. Die Jungs kamen schließlich und Wills Beleidigungen verstummten. Überrascht blickte ich zu ihm hoch. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Will ein solcher Feigling wäre. Die Jungs liefen sich kurz warm bevor der Trainer seine gewohnte Ansprache hält und auch Cole kurz sprach. Max kam noch einmal zu mir rüber gelaufen, was seinem Team gar nicht gefiel.

"Hey, sorry wegen vorhin", begrüßte er mich kurz. Cole musterte ihn misstrauisch, sagte jedoch nichts. Man konnte jedoch sehen, dass sich sein Kiefer anspannte. Trason und Nash grinsten sich an.

"Sag mal, steht die Abmachung von vorhin noch?" Unsicher blickte er mich an.

"Klar. abgemacht ist abgemacht" Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab.

"Du rettest mir echt den Arsch. Du bist die Beste", meinte er noch. Als er sich umdrehte lief er in Cole rein, der ihn nun wütend musterte.

"Ähm, viel Glück?" Mit dieser Aussage machte Max sich wieder aus dem Staub. Cole blickte mich an als wollte er mir etwas sagen, doch er ließ es dann bleiben. Die Cheerleader rannten aufs Feld und machten ihre Figuren. Dabei versuchten sie alle so verführerisch wie möglich auszusehen, vor allem bei unseren Fußballern. Ich verdrehte die Augen. Auch der Fußballmannschaft von San Diego schien es zu gefallen, immerhin gab es hier keine Cheerleader. Sie fanden wohl nicht genug Mädchen, die sich gerne in kurzen Röcken zu Affen machten. Eine gute Viertelstunde später pfiffen die Schiedsrichter dann endlich das Spiel an und ich konnte tun, weswegen ich hier war - schreiben. Ich biss auf meine Unterlippe während ich mir konzentriert das Spiel ansah. Beide waren wirklich ernst zunehmende Gegner und San Diego hatte eine gute Defensive. Der Ball kam bislang nur selten auf ihre Spielhälfte, was es für unsere Mannschaft auch schwer macht ein Tor zu schießen. Außerdem muss man ihnen eingestehen, dass sie sehr faire Spieler waren. Bis jetzt wurde noch niemand absichtlich gefoult und bei Missverständnissen wurden diese gleich aufgeklärt. Im großen ganzen ein schönes Spiel, beide Mannschaften hatten ungefähr gleich viel Ballkontakt nur passierte nicht viel. Es fielen keine Tore, es gab nicht mal eine Torchance. Der Trainer wurde unruhig und tigerte immer wieder am Spielfeld entlang. Die erste Spielhälfte war zu Ende und auch nach fünf Minuten Verlängerung hatte sich noch nichts am Punktestand geändert. Unzufrieden setzte sich Cole neben mich und sah sich, schwer keuchend, meine Notizen durch, wie beim letzten Spiel auch. Er las sie kurz durch und fand nichts daran zu bemängeln, denn ich bekam sie gleich drauf wieder zurück. 

"Was passiert wenn zum Ende des Spiels niemand ein Tor schießt?", fragte ich ihn. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche ehe er antwortete.

"Wir gehen dann in die Verlängerung und wenn dann noch nichts passiert werden Elfmeter geschossen bis eine Mannschaft gewinnt", erklärte er. Ich nickte. Die Viertelstunde war schneller um als ich dachte, denn die Schiedsrichter pfiffen wieder zum Anstoß an, nachdem die Mannschaften die Seiten gewechselt hatten. Nervös schlug ich mit meinem Kugelschreiber auf dem Notizblock und beobachtete weiter das Spiel. Unsere Mannschaft versuchte jetzt energischer die Defensive der anderen Mannschaft zu brechen, doch diese machten es ihnen nicht leicht. Plötzlich gelang es einem unserer Mannschaft an den Ball zu gelangen und durch eine Lücke auf die gegnerische Spielhälfte zu gelangen. Nash merkte dies schnell und sprintete gleich in seine Nähe. Der Spieler schoss ihn zurück in unsere Spielhälfte zu Cole, der ihn dann weiter zu Nash schoss als dieser sich freigelaufen hatte. Cole lief mit etwas Abstand neben Nash her um ihm den Ball abzunehmen, sollte Nash eingekesselt werden. Doch Nash war ziemlich schnell und konnte bis in den Strafraum vordringen und schoss. Ich hielt den Atem an. Doch der Torwart warf sich genau auf den Ball und konnte dieses Tor verhindern. Enttäuscht stieß ich die angestaute Luft aus. Nash schrie frustriert auf und Cole raufte sein Haar. Doch liefen sie wieder etwas zurück als der Torwart seinem Mitspieler den Ball zuschoss. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie noch weniger als zehn Minuten zu spielen hatten, also musste gleich was passieren, denn Cole hatte sich nicht so angehört als wäre er begeistert vom Elfmeterschießen. Doch so würde es kommen, denn der Schiedsrichter hat schon zu einer Verlängerung von fünf Minuten angepfiffen und es sah nicht so aus als würde sich noch etwas tun. Nashs Torchance war die einzige des ganzen Spieles. Auch die Verlängerung war vorbei und es ging über zum Elfmeter, der Nash wahrscheinlich für uns schießen würde. 

Der Trainer erklärte mir, dass jede Mannschaft fünfmal schießen würde und die Mannschaft mit den meisten Treffern gewinnt. Bei Gleichstand würde dann immer weiter geschossen werden bis der entscheidende Treffer fiel. Die Mannschaft von San Diego gab der Gastmannschaft den Vortritt. Nash legte den Ball auf die aufgezeichnete Linie und nahm Anlauf. Während er anlief war schnell klar, dass er die rechte Ecke anvisierte, doch der Torwart warf sich in die komplett falsche Richtung. Nash war immerhin bekannt für seine angetäuschten Elfmeter. Erleichtert blies er aus und machte Platz für die andere Mannschaft. Will trat vor, scheinbar war er für die Elfmeter zuständig, und nahm Anlauf. Er schoss und der Ball flog Richtung Ecke. Trason streckte sich und konnte froh sein, dass er so groß war, denn nur seine Fingerspitzen berührten den Ball und konnten so die Richtung des Balls ändern, sodass er ihn geschickt auffangen konnte. Erleichtert atmete ich auf. Dieses Spiel war nicht gut für meine Nerven. Der nächste Ball von Nash landete auch im Tor und Wills auch. Danach hatte Nash allerdings eine Flaute, denn seine Elfmeter wurden immer vom Torhüter abgefangen, die von Will auch. Als Will zu seinem letzten Elfmeter ansetzte hielt jeder den Atem an. Wenn er traf, gingen die Elfmeter weiter, wenn es daneben ging, hatten wir gewonnen. Will holte einmal tief Luft und schoss. Der Ball schoss knapp oberhalb des Tors vorbei und flog ins Publikum. Wütend schrie er auf, während unsere Mannschaft jubelte. Alle umarmten Nash und gratulierten ihm. Er war schließlich den Mann des Spiels heute. Auch ich umarmte ihn und ignorierte, dass er nach Schweiß stank.

"Du hast wohl eine Glückssträhne. Nutze sie weise", flüsterte ich in sein Ohr und er nickte als er mich losließ. Dann blickte er zu Cole, welcher ihm zunickte. Dann machten sie sich auf den Weg zu Will und den andern. Fragend blickte ich ihnen nach.

"Cole bedankt sich im Namen der Mannschaft nach einem Spiel immer bei der anderen Mannschaft für das Spiel. Ob wir gewinnen oder verlieren. Und Nash macht das immer bei seinem Gegner im Elfmeter", erklärte Trason mir als er neben mir aufgetaucht war. Ich beobachtete Cole und Nash wie sie Hände mit dem Kerl schüttelten, den ich am meisten verabscheute und mit ihm Wörter wechselten.

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