Kapitel 20: Für mich aber

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Coles P.o.V

Immer wieder blickte ich auf meine Uhr nur um festzustellen, dass Elizabeth bereits zwanzig Minuten zu spät war. Nachdenklich schnippte ich meine Zigarette weg und drückte mich von meinem Auto ab um nach ihr zu sehen. Könnte ja sein, dass Cindy ihr wieder über den Weg gelaufen war. Die konnte vielleicht eine Show abziehen. Da sah sie Elizabeth einmal mit einem aus dem Fußballteam dann musste sie schließlich auf die bescheuerte Schlussfolgerung kommen, dass sie miteinander ins Bett steigen. Gerade als ich das Schulgebäude ansteuern wollte, kam Elizabeth mir entgegen und wie so oft schon konnte man keine Emotion von ihr ablesen. 

"Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtshalber nach. Sie nickte bloß bevor sie ins Auto stieg.

"Ich war beim Direktor", meinte sie als ich mich auf meinen Sitz fallen ließ. Das erklärt dann wohl die Verspätung. Eigentlich hätte ich es mir denken können. Cindy war nämlich nicht nur die größte Schlampe der Schule sondern auch die größte Petze. Allerdings erzählt sie ihrem Vater immer nur die Dinge, die ihr widerfahren sind um andere anzuschwärzen, sie selbst hatte ja nie etwas damit zu tun.

"Hast du viel Ärger bekommen?", hakte ich weiter nach. Mit unserem Direktor wurde ich nicht warm. Bei dem kleinsten Vergehen, bekam man Nachsitzen und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Elizabeth nach dieser Aktion bestimmt suspendiert wurde.

"Ich hab nur eine Verwarnung bekommen" Eigentlich wollte ich gerade den Motor starten doch ich senkte meine Hand wieder um Elizabeth genau zu betrachten.

"Du hast bei Mr. Moralapostel nur eine Verwarnung bekommen? Du hast seiner Tochter ins Gesicht geschlagen" Bei diesen Worten musste sie leicht grinsen.

"Sie wird ein fettes Veilchen kriegen", kicherte sie. Grinsend schüttelte ich den Kopf und ließ den Motor laufen. Während ich durch die Stadt fuhr, bemerkte ich, dass je näher wir unser Zuhause ansteuerten, desto schlechter wurde ihre Laune. Als wir vor der Villa zum stehen kamen, stöhnte sie leise auf.

"Ich hab gerade keine Lust sie zu sehen, wenn ich ehrlich bin", gestand sie mir. Ich konnte sie verstehen, die Stimmung zwischen ihnen war mehr als angespannt und irgendwann wird der Tropfen fallen, der das Fass schließlich zum überlaufen bringen wird. Deswegen fasste ich auch gleich einen Entschluss.

"Es gibt eine Hintertür, durch die man ins erste Stockwerk kommt ohne, dass man gesehen wird. Pack eine Tasche mit allem nötigen für zwei Tage. Wir fahren übers Wochenende weg", befahl ich ihr. Sie blickte mich kurz überrascht an bevor sie ausstieg und mir folgte. Als wir dann leise unser Stockwerk erreicht hatten, verschwand sie in ihr Zimmer und ich in meins. Nach geschätzt zehn Minuten trafen wir uns wieder im Flur und schlichen auf gleichem Wege wieder zum Auto zurück, wo wir schnell alles einluden und gleich darauf weg fuhren.

Ich fuhr den Wagen geschickt durch den Feierabendverkehr und aus der Stadt raus. Wir fuhren seit einer halben Stunde eine einsame Landstraße entlang, bis ich in eine kleine, unscheinbare Ausfahrt einbog, die uns zu einem kleinen Motel führte. An Elizabeths Reaktion konnte ich genau erkennen was sie gerade dachte. Wieso bringt der reiche Kerl mich in ein schäbiges Motel? Ich stieg aus und sie tat es mir nach. Mit meiner Tasche bepackt, ging ich auf das Motel zu. Zögerlich folgte sie mir.

"Das Motel ist nicht so schlimm wie du denkst. Es sieht nur von außen so aus", erklärte ich ihr als sie zu mir aufschloss. Ich musste es wissen, ich war oft genug hier. Elizabeth hatte sich wieder hinter ihrer emotionslosen Maske versteckt und sagte nichts. Ich musste zugeben, dass ich es hasste wenn sie so war. Es war als hätte sie hunderte Mauern um sich gebaut und es könnte niemandem gelingen sie einzunehmen. Wir betraten das Motel und standen gleich in einem kleinen Foyer mit Tresen hinter der eine freundlich lächelnde Frau saß. Man bemerkte gleich, dass es kein Luxusmotel war, jedoch war alles minimalistisch freundlich eingerichtet, genau so wie ich es in Erinnerung hatte.

"Guten Abend, was kann ich für Sie tun?", begrüßte uns die Rezeptionistin.

"Guten Abend, ich hätte gerne zwei Einzelzimmer für zwei Nächte" Nickend begann die Dame vor mir etwas auf der Tastatur zu tippen. Ihr Blick wurde dabei unzufriedener.

"Wir haben leider nur noch Doppelzimmer frei. Wollen Sie dennoch zwei Zimmer?" Bedauerlich sah sie uns an. Ich wollte gerade ansetzen um ihr zu sagen, dass wir gerne zwei Zimmer hätten als Elizabeth schon für mich antwortete.

"Wir nehmen nur ein Zimmer" Verwundert sah ich zu ihr doch sie blickte stur nach vorne. Die Rezeptionistin bemerkte jedoch nichts und tippte wieder etwas in ihren Computer ein und händigte uns schließlich einen Schlüssel aus nachdem ich bezahlt hatte. Zwischen Elizabeth und mir herrschte Stille, die ich erst brach als sich die Aufzugtür schloss.

"Wir hätten auch zwei Zimmer nehmen können", bemerkte ich. Ich wollte mich ihr nicht aufdrängen. 

"Das wäre nur unnötig teuer geworden" Stur starrte sie die Tür vor uns an als sie mir antwortete. Die Türen öffneten sich und wir gingen den Gang entlang auf der Suche nach unserem Zimmer. 

"Du weißt, dass Geld für mich keine große Rolle spielt?" Ich sperrte die Tür auf und bekam im Augenwinkel mit, dass sie nickte.

"Für mich aber" Mit diesen Worten ließ ich sie eintreten. Sie setzte ihre Tasche auf der linken Seite des Bettes ab, das war wohl jetzt ihre Seite, und fischte ihr Handy aus der Hosentasche. 

"Sechs verpasste Anrufe von Mum, wie nett" kommentierte sie, schaltete das Handy aus und legte es auf ihren Nachttisch. Auch ich hatte einige Anrufe von meinem Dad verpasst. Ich tat es Elizabeth gleich und schaltete das Handy einfach aus.

"Ich zahl dir die Hälfte für das Zimmer zurück", brach sie die kurze Ruhe zwischen uns. Ich schüttelte den Kopf.

"Ich will kein Geld von dir"

"Und ich will nicht alles von dir bezahlt bekommen. So hat mein Dad mich nicht erzogen", redete sie weiter stoppte aber als sie ihren Vater erwähnte. Seufzend setzte sie sich auf ihre Seite des Bettes und strich eine Falte in der Tagesdecke glatt.

"Woher kennst du dieses Motel eigentlich? Es liegt ziemlich abgelegen" Ich blickte zu ihr rüber doch sie sah in eine andere Richtung.

"Ich hab es zufällig gefunden als ich durch die Gegend gefahren bin um den Kopf frei zu kriegen. Danach kam ich jedes Wochenende her, das ich das Gestreite meiner Eltern nicht mehr ertragen konnte", erzählte ich. Sie nickte nur.

"Kamst du gut mit der Trennung klar?" Diesmal sah sie mich an als sie mir diese Frage stellte.

"Eigentlich schon. Ihre Ehe hatte nicht mehr funktioniert und so war es für alle besser. Meine Mutter hat jetzt einen neuen Freund und macht mit dem eine Weltreise" 

"Findest du das in Ordnung, dass deine Eltern neue Partner haben?" Ich strich über meine Bartstoppel und überlegte.

"Den Freund meiner Mum kenne ich nicht so gut aber ich denke, er ist in Ordnung. Als Julia bei uns einzog, fand ich es merkwürdig, dass eine andere Frau als meine Mutter in unserem Haus ist. Doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und eigentlich mag ich sie auch aber ich verstehe ihr Verhalten dir gegenüber nicht" Sie biss sich kurz auf die Lippen bevor sie zur Antwort ansetzte.

"Ich mag deinen Dad aber der Anblick einen anderen Mann, als meinen Dad, an der Seite meiner Mutter zu sehen, ist für mich sehr schwer zu ertragen" Überrascht von soviel Ehrlichkeit blickte ich zu ihr, doch sie hatte ihren Blick längst wieder abgewandt.


Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt