Kapitel 42: Wow, danke Liz

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Ich hielt meine Hand vor den Mund um mein Gähnen etwas zu verschleiern, doch Cole bemerkte es trotzdem. Er musterte mich mit hochgezogener Augenbraue.

"Es ist kurz vor 20 Uhr und du bist jetzt schon müde?" Ich nickte schnell bevor ich wieder gähnen musste. Natürlich ging ich sonst nicht schon um 20 Uhr schlafen doch ich hatte in der Nacht zuvor nicht besonders viel Schlaf bekommen, weil ich mir alle möglichen Szenarios ausgemalt habe, die passieren könnten, sobald ich auch nur einen Fuß nach San Diego setze. Ich stellte meine Sporttasche auf den Boden ab und fuhr mit meinen Händen über die Arme, da mir in der Dämmerung kalt wurde. Die gesamte Mannschaft stand auf dem Schulparkplatz und wartete, dass der Bus ankam, der uns nach San Diego bringen sollte. Wir würden über Nacht fahren, da die Reise ca. 8 Stunden dauern konnte, Pausen nicht mit einbegriffen. Morgen würde dann das Spiel sein und übermorgen kämen wir wieder zurück. Die Jungs schienen überhaupt nicht nervös zu sein obwohl sie morgen denjenigen gegenüber stehen würden, die sie letztes Jahr aus dem Turnier geschmissen hatten. Ich war auf jeden Fall nervös. Was mich noch nervöser machte, war die Tatsache, dass die Cheerleader mit uns fahren würden. Noch besser war, dass ich mir mit einigen von ihnen ein Zimmer teilen musste und Sandra ausgerechnet dieses Wochenende nicht mitfahren würde. Dann kam auch schon endlich der Bus an. Cole nahm sich meine Tasche um sie ins Gepäckfach des Busses zu bringen, immerhin hatten einige der Cheerleader riesige Koffer dabei für die zwei Tage, die wir dort sein würden. Ich stieg in den Bus und folgte den Jungs bis nach hinten, da ich keine Lust hatte zwischen den Cheerleadern du sitzen. Ich konnte noch einen Fensterplatz ergattern, fischte mein Nackenkissen aus meiner Tasche und ein Buch obwohl ich mir schon denken konnte, dass ich nicht sehr viel daraus lesen würde. Tatsächlich konnte ich gerade mal ein paar Seiten lesen bevor ich das Buch schnell wegpackte und mir die Augen auch schon zufielen.

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Sanft rüttelte jemand an mich und ich öffnete langsam die Augen. Es dauerte ein wenig bis meine Sicht und meine Gedanken klarer wurden und ich erkannte, dass es Cole war der gerade versuchte mich zu wecken. Verschlafen rieb ich mir übers Gesicht und massierte mir den Nacken, der sich durch die unangenehme Schlafposition verspannt hatte.

"Wir sind gleich da", meinte er und ein Blick auf meine Armbanduhr sagte mir, dass es gleich halb sieben war. Lustlos stieß ich die Luft aus und setzte mich etwas aufrechter hin. Von den Cheerleadern schliefen die meisten noch, die Jungs jedoch waren alle wach. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass wir tatsächlich fast da waren, denn die Gegend kam mir bekannt vor. Schnell nahm ich meine Pillen, spülte sie mit etwas Wasser runter und hoffte, dass niemand es mitbekommen hat. Wir fuhren noch einige Minuten bis wir an einer Jugendherberge stehen blieben. Die Nervösität, die ich die letzten Stunden über verdrängt hatte, kämpfte sich nun wieder an die Oberfläche. Diese wurde auch nicht besser als der Trainer mit der Zimmerverteilung begann. Ich hoffte gerade einfach nur, dass ich nicht in ein Zimmer mit Cindy kam. Meine Gebete wurden unterbrochen als ich meinen Namen hörte.

"Elizabeth, Stella, Olivia, Zimmer 204!" Der Trainer hielt einen Schlüssel in die Höhe und eine der beiden Cheerleader ging nach vorne um ihn abzuholen. Als sie zurückkam schritt Cindy zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Beide kicherten und sahen dabei immer wieder zu mir. Unsicher biss ich auf meine Unterlippe und tat so als hätte ich es nicht gesehen. Als meine neuen Zimmergenossen sich auf den Weg ins Zimmer machten, seufzte ich kurz auf und schulterte meine Tasche. Da musste ich jetzt wohl durch. Ich konnte ja später in Selbstmitleid versinken. Im Zimmer angekommen, welches doch größer war als ich dachte, hatten die beiden sich scheinbar ihre Betten schon ausgesucht. Gerade als ich meine Tasche auf das noch freie Bett absetzen wollte, wurde ich durch ein Räuspern unterbrochen, dass mich in meiner Bewegung innehalten ließ. Fragend blickte ich zu den Beiden, die mich mit verschränkten Armen musterten.

"Was denkst du, was du da gerade tust?" Mit gerunzelter Stirn blickte ich ihnen entgegen. Was war eigentlich ihr Problem?

"Meine Tasche auf mein Bett legen?" Meine Feststellung klang wie eine Frage, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Beide begannen zu lachen. Ich verdrehte die Augen.

"Denkst du ernsthaft, dass wir dich bei uns haben wollen? Sicher nicht. Sieh zu, dass du einen Schlafplatz findest aber nicht bei uns" Mit diesen Worten schmissen sie ihre Koffer auf "mein" Bett und mich vor die Tür. Mit offenem Mund starrte ich die geschlossene Tür vor mir an und hörte sie von drinnen Kichern. Einfach unfassbar, was die sich alles erlauben! Ich hätte ja nur dort geschlafen. Seufzend lehnte ich mich an die Wand und überlegte. So wie die Zimmeraufteilungen geklungen haben, wurden nur Dreier-Zimmer vergeben. Ein Blick auf mein Handy gab mir Recht. Die Jungs schrieben sich gerade die Zimmernummern, damit jeder wusste, wo der andere dran war. Ich legte den Kopf in den Nacken und stieß Luft aus. Ich wollte nicht wieder zu Cole laufen wie ein kleines Kind.

"Warum stehst du vor der Tür?" Ich wandte meinen Kopf in Richtung der, mir bereits best bekannten, Stimme und blickte in diese wunderschönen, grünen Augen. Warum kam er immer genau dann wenn meine Gedanken gerade von ihm handelten?

"Die haben mich rausgeworfen", meinte ich schulterzuckend. Ich tat so als würde es mir nichts ausmachen, doch eigentlich verletzte es mich schon. Ich hatte ihnen immerhin nie etwas getan. Außerdem war es mir peinlich, dass Cole diese ganze Situation wieder mitbekam.

"Und was machst du jetzt?" Nervös biss ich auf meine Unterlippe und zuckte wieder mit den Schultern. Wenn das bei jedem Turnier so sein wird, werde ich meine Arbeit beenden, so kindisch es auch klang. Er grinste mich an.

"Komm mit. Du schläfst bei uns", meinte er schließlich und legte einen Arm um meine Schulter um mich zu seinem Zimmer zu führen. Und wieder musste Cole mir aus der Patsche helfen. Langsam war ich es Leid.

"Aber Mädchen und Jungs dürfen nicht in einem Zimmer schlafen", fiel mir auf dem Weg zum Zimmer ein. 

"Was der Trainer nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Ich teil mir mit Trason und Nash ein Zimmer. Ich bezweifle, dass sie die Situation irgendwie ausnutzen würden. Du musst dich nur damit abfinden, dass wir in einem Bett schlafen werden" Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen. Mit ihm in einem Bett? Gut, im Motel hatten wir auch schon in einem Bett geschlafen aber das war ein Doppelbett. 

"Wow, danke Liz. Diese Reaktion hatte ich auch noch nie von einem Mädchen. Ich lass die Finger auch bei mir. Versprochen"

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