Kapitel 11: Irgendwann heute

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Coles P.o.V

Schweigend musterte ich Elizabeth kurz bevor ich mich wieder auf den Straßenverkehr konzentrierte. Sie schien irgendwie abwesend zu sein und das bereits das ganze Wochenende über. Im Allgemeinen sah sie ziemlich oft so aus als würde sie tagträumen oder nachdenken. 

"Wann wirst du es ihm sagen?", fragte ich gerade raus. Meine Frage brachte sie wieder zurück auf unsere Erde, denn sie zuckte etwas zusammen. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Verwirrt zog sie die Stirn kraus.

"Was meinst du?" Vielleicht war sie doch noch nicht ganz im hier und jetzt angekommen.

"Die ganze Sache mit Nash", half ich ihr auf die Sprünge. Ihr Mund öffnete sich um etwas zu sagen doch sie schloss ihn gleich wieder. Dann sah sie wieder aus dem Fenster. Ich dachte schon sie würde nichts mehr sagen als sie mir dann doch noch antwortete.

"Irgendwann heute", murmelte sie und seufzte. Ich dachte wieder an unser Gespräch letzten Freitag. Anfangs fand ich es schon komisch, dass sie das Gespräch mit mir suchte. Vorallem nach unserem mehr als misslungenen Start. Außerdem ist sie mir immer aus dem Weg gegangen, was aber mit Sicherheit daran lag, dass ich mit Nash befreundet bin, denke ich jedenfalls. Was mich jedoch am meisten wunderte war die Tatsache, dass sie mich gefragt hatte ob ich damit einverstanden wäre, wenn sie die neue Reporterin unseres Teams werden würde. Eigentlich hatte ich nur zugesagt, weil Trason meinte, ich sollte netter zu ihr sein.

Bis dahin war das Gespräch mit ihr eigentlich ganz gut verlaufen bis sie mit Nash kam. Insgeheim musste ich Trason schon recht geben. Es würde mir schon etwas ausmachen, wenn Elisabeth, meine Fast-Stiefschwester, etwas mit Nash am laufen hätte. Als sie mir erzählte, dass er sie geküsst hatte, war ich sogar eine Sekunde lang wütend auf ihn. Ich wusste nicht mal weswegen. Jedoch beruhigte es mich wieder als sie sagte, dass sie nicht an Nash interessiert wäre. In dieser Sache verstand ich mich selbst nicht. 

"Sag ihm einfach, was du am Freitag zu mir sagtest. Mach dir keine Sorgen wegen ihm. Er wird das schon verkraften und wenn nicht kann ich immer noch nachhelfen" Warum hatte ich das gerade gesagt? Sie lachte trocken auf doch es war kein richtiges Lachen. Ich glaubte, dass ich sie noch nie richtig lachen gesehen geschweige denn gehört habe. Klar lächelt sie manchmal doch das Lachen erreichte nie ihre Augen.

"Klar, schmeiß deine Freundschaft mit ihm einfach weg wegen einem Mädchen, dass du gezwungenerweise mitnehmen musst, da dein Vater dir sonst das Auto weg nimmt", bemerkte sie und blickte wieder aus dem Fenster. Irgendwie hatte sie schon Recht. Der Rest der Fahrt verlief schweigend wie eigentlich jeden Morgen, was mich jedoch nicht störte. Ich war noch nie ein Morgenmensch und wie es schien war Elizabeth das auch nicht. Ich bog in der nächsten Ausfahrt ab und setzte mein Auto auf meinem gewohnten Parkplatz ab. Der war immer frei, da sich nie jemand traute, meinen Parkplatz in Anspruch zu nehmen. Etwas weiter standen auch schon die Jungs um zu rauchen. Unter ihnen war auch Nash.

"Rede doch einfach jetzt mit Nash dann hast du es hinter dir", meinte ich als sie aussteigen wollte. Zweifelnd warf sie einen Blick auf ihn und überlegte.

"Er ist kein kleines Kind mehr, er wird es verstehen", versuchte ich sie zu beruhigen. Sie seufzte einmal und stieg schließlich aus, was ich ihr dann auch gleich tat. Zögerlich folgte sie mir als ich auf die Gruppen Jungen zu ging, die alle mit im Fußballteam waren. Diese musterten Elizabeth neugierig, da sie auch die gleiche Gruppe ansteuerte. Eigentlich wussten sie, dass Elizabeth meine wahrscheinlich zukünftige Stiefschwester sein würde aber richtig vorgestellt hatte ich sie noch nie einander. Das würde jedoch gleich passieren, da sie ja die neue Reporterin für das Team werden würde. Ich gesellte mich zu Trason, der mich mit einem einfachen Kopfnicken begrüßte und dann, wie alle andern, Elizabeth musterte, welche sich gerade einen Weg zu Nash hindurch bahnte. Nash hatte sie schon längst bemerkt und kam ihr etwas entgegen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr worauf er kurz die Stirn runzelte und dann nickte. Danach entfernten sich die beiden von der Gruppe.

"Läuft da was ernstes zwischen den Beiden?", fragte Trason, bevor er an seiner Zigarette zog. Ich tat das gleiche und schüttelte den Kopf. Ich ließ den Rauch etwas in meine Lungen bevor ich ihn wieder ausblies. 

"Sie gibt ihm gerade einen Korb", informierte ich ihn und ließ die beiden nicht aus den Augen. Sie standen etwas weiter abseits und diskutierten gerade miteinander. Ich traute Nash eigentlich nicht zu handgreiflich zu werden, vor allem nicht ihr gegenüber, doch ich hatte lieber ein Auge über die ganze Sache.

"Woher willst du das wissen?" Auch Trason schenkte ihnen seine ganze Aufmerksamkeit. Ich zuckte mit den Schultern.

"Weil sie es mir gesagt hat" Nun wandte sich Trason mir zu.

"Ach, ihr habt tatsächlich mal miteinander gesprochen ohne euch zu beleidigen?" Ungläubig musterte er mich.

"Ja, stell dir vor und es waren sogar mehr als 10 Worte", gab ich ironisch zurück. Gespielt anerkennend nickte er mir zu als er sich wieder zu Nash und Elizabeth wandte. Dieser nickte gerade und Elizabeth schenkte ihm eines ihrer Lächeln, welches er erwiderte.

"Sieht für mich jetzt nicht wirklich nach einem Korb aus", kommentierte Trason die Szene und wandte sich wieder mir zu, da Nash nun, mit Händen in den Hosentaschen, wieder zu uns kam.

"Sie hat mich gekorbt", seufzte er und blickte ihr nochmal nach. Ich blickte demonstrativ zu Trason, welcher auch gleich die Augen verdrehte.

"Andere Mütter haben auch schöne Töchter", meinte er und klopfte Nash auf die Schulter. Dieser nickte ergeben und zündete sich dann auch eine Kippe an.

Nobody like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt